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Das letzte Opfer (German Edition)

Das letzte Opfer (German Edition)

Titel: Das letzte Opfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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vergönnt.
    Marko Stichler verschwand mit seinem Sohn in der Garage. Thomas Scheib und Arno Klinkhammer stiegen in den Dienstwagen der Bergheimer Polizei und warteten darauf, dass der Mercedes-Kombi ins Freie fuhr – etwa drei Minuten später, die Zeit eben, die es brauchte, ein Kind in seinem Sitz unterzubringen und sich selbst hinters Steuer zu setzen.
    Als die beiden Wagen abfuhren, war es etwa halb neun. In der Ortsmitte hielt der rote Mercedes-Kombi noch einmal an, Marko lieferte seinen Sohn bei Christa ab und bot eine kurze Erklärung. Wenige Minuten später rief Karen bei ihrer Mutter an und fragte, ob Jasmin ihr Gesellschaft leisten möge, bis Marko zurückkäme. Jasmin mochte nicht. Christa fragte, ob Karen mit ihnen nach Brühl fahren wolle. Doch Karen wollte auf ihren Mann warten.

Marko
    Kurz vor neun saßen sie zu dritt in Klinkhammers Büro. Es war ganz anders, als es sich Scheib in den vergangenen Jahren ausgemalt oder erträumt hatte. Glatte Miene, kein Zucken der Augenlider, kein Zeichen von Bedauern, kein Gefühl. Emotionen zeigte Stichler durchaus, zu Anfang hauptsächlich Zorn und Nervosität. Ein unbescholtener Bürger, der sich fragte, was im Kopf einer alten Frau vorgehen mochte, die sich aufführte wie eine Kneifzange und es nicht verzieh, wenn man sie so nannte. Von einer Anzeige wegen Verleumdung war nicht mehr die Rede, weil ihn nicht nur Anni Weingräber erboste. Auch auf seinen Schwager war er nicht gut zu sprechen.
    Mit Norbert begann er, begründete damit sein unfreundliches Verhalten und das Bestehen auf der Fahrt nach Bergheim. Er nahm an, die Polizei sei nur noch einmal gekommen, weil sein Schwager sich verpflichtet gefühlt hätte, ihnen seinen hirnrissigen Vorschlag als denkbare Möglichkeit zu unterbreiten. Dazu wollte er in Gegenwart seiner Frau nicht Stellung nehmen. Ihr Bruder hatte sie schon genug aufgeregt mit seinen verrückten Ansichten. «Mein Schwager meinte allen Ernstes, ich solle erklären, Frau Lohmann schon einmal in Köln begegnet zu sein.»
    Das klang aufrichtig und empört. Wo in Köln er Barbara Lohmann begegnet sein sollte, sagte er nicht. Mit keiner Silbe erwähnte er, dass Norbert und Oliver Arbeitskollegen waren.
    Dann wiederholte er im Wesentlichen noch einmal, was Klinkhammer am Donnerstag telefonisch durchgegeben hatte. Immer wieder flocht er schwärmerische Sätze über die Schönheiten der Natur und den geplanten Bildband ein. Mehrfach schaute er auch verstohlen auf seine Armbanduhr. Dabei bestritt er das Gespräch, als Verhör konnte man es nun wirklich nicht bezeichnen, in der ersten Stunde praktisch alleine.
    Um Viertel vor zehn schlug er vor: «Da ich mich ungern ein Dutzend Mal wiederhole, wie wäre es mit einer Gegenüberstellung? Ich bin bereit, einen Tag zu opfern, wenn sich die Angelegenheit damit aus der Welt schaffen lässt. Und ich glaube kaum, dass diese Frau bei ihrer Aussage bleibt, wenn sie mir dabei ins Gesicht schauen soll.»
    Klinkhammer gab mit einem Nicken zu verstehen, dass er den Vorschlag für vernünftig hielt, ansonsten hielt er sich raus.
    «Ich fürchte, das wird sie, Herr Stichler», sagte Scheib und wies darauf hin, dass Stefan Leitner seine Freundin an der Raststätte Edenbergen ebenfalls mit einem dunkelhaarigen Mann gesehen haben wollte.
    «Aber ich war nicht an dieser Raststätte», begehrte Stichler auf. «Und wenn ich um neunzehn Uhr auf dem Waldweg eine junge Frau in meinem Wagen gehabt hätte, wäre ich kaum so verrückt gewesen, sie nach der Begegnung mit dieser Alten zu töten.»
    «Sie soll bereits tot gewesen sein», erklärte Scheib. «Laut Aussage der Zeugin lag sie mit geschlossenen Augen hinten im Wagen und war zugedeckt mit einer schwarzen Jacke.»
    «Ich besitze keine schwarze Jacke», sagte Stichler unwillig. «Ich habe auf diesem Weg nur einen Reifen gewechselt.»
    Darauf folgte die zweite längere Ausführung über seinen Schwager. Er erwähnte auch die Werkstatt, aber nur im Zusammenhang mit seinem Verdacht, dass man ihm dort einen Satz alter Reifen angedreht hatte. Und weil er handwerklich ungeschickt sei, habe er beim Reifenwechsel das blaue Sweatshirt verdorben, in dem die alte Frau ihn gesehen hatte. Und weil er sich denken könne, dass die Polizei über kurz oder lang nach seiner Kleidung fragte, sage er das lieber gleich: Er habe bezweifelt, dass die Schmiere sich auswaschen ließ, seiner Frau nicht zumuten wollen, sich vergebens darum zu bemühen und an ihren hausfraulichen Qualitäten zu

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