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Das letzte Opfer (German Edition)

Das letzte Opfer (German Edition)

Titel: Das letzte Opfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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unternommen hatte.
    Norbert machte auf Scheib einen sehr biederen Eindruck. Er bemühte sich um korrektes Hochdeutsch, was er jedoch nie lange durchhielt. Schon nach drei Sätzen verfiel er wieder in seinen gewohnten Jargon. Die meiste Zeit sprach er wohl rheinischen Dialekt.
    Scheib hatte Mühe, die bei Norberts Erklärung unvermittelt aufsteigende Wut unter Kontrolle zu halten. Allein die Vorstellung, Norbert hätte sofort zum Telefon gegriffen. Was hätte er nicht alles tun und verhindern können.
    «Sie haben Nerven, Mann», rechtfertigte Norbert sich nach entsprechenden Vorhaltungen. «Vielleicht hätte ich es riskiert, wenn Sie in der Zeitung mit offenen Karten gespielt hätten. Dem BKA hätte ich zugetraut, dass die wissen, wie man mit so einer Sache umgeht. Aber irgendeinem Polizisten aus München, was hätte ich dem denn sagen sollen? Könnte sein, dass mein Schwager der ist, den Sie suchen. Aber kommen Sie bloß nicht in seine Nähe, wenn Sie ihn nicht auch festnehmen können, sonst ist meine Schwester vermutlich tot.»
    Norbert stieß die Luft aus. «Es war so ungeheuerlich. Zuerst dachte ich, ich spinne. Das hat eine Weile gedauert, ehe ich das auf die Reihe brachte. Dann habe ich mich bemüht, Karen ihre Therapiestunden auszureden. Ich dachte, er lässt sie in Ruhe, wenn er sich sicher fühlen kann. Und wenn er im September wieder auf Tour geht, hänge ich mich ran. Ich wollte etwas Handfestes, wo er sich nicht rausreden konnte. Ich hätte schon dafür gesorgt, dass diesmal keine Frau zu Schaden kommt – und dass er es mir nicht in die Schuhe schieben kann. Ich schätze, das wird er nämlich versuchen.»
    Er schluckte trocken, betrachtete die Gesichter der Frauen im Stern und zeigte auf Waltraud Habel. «Er war mit meinem Auto in Lübeck, hatte angeblich ein Problem mit seiner Karre und wichtige Termine in Norddeutschland. Als er zurückkam, lag ein Zettel unter dem Beifahrersitz, darauf war die Adresse von dem Café notiert, wo diese Frau noch gesehen worden ist. Seine Handschrift war es nicht.»
    «Den Zettel hat er nicht mehr», kommentierte Klinkhammer, der das alles bereits gehört hatte.
    «Tut mir Leid», bedauerte Norbert. «Vor zwei Jahren wäre ich doch auf so was nicht gekommen.»
    «Wie lange war er mit Ihrem Wagen in Norddeutschland?», fragte Scheib.
    Norbert hob die Schultern. «Nur zwei Tage, glaube ich. Meiner Mutter hat er was von zwei Künstlern erzählt, die er ablichten sollte. Meine Mutter hat ihm das Auto gegeben, weil – ich war gerade nicht da. Und sonst kriegt er es auch immer, wenn er es braucht.»
    Dann begann er von vorne. Er kannte Marko seit 1982. Bei der Diskothek am Clodwigplatz in Köln schien es sich um Markos Stammlokal zu handeln. Dort war Norbert zum ersten Mal mit ihm aneinandergeraten, wusste zu der Zeit allerdings noch nicht, mit wem er es zu tun hatte.
    Norbert stieg gerade aus seinem Auto, da tippte ihm jemand auf die Schulter und hielt ihm einen Vortrag, er blockiere einen Rettungsweg. Marko sei nicht allein gewesen, in seiner Begleitung habe sich die neunzehnjährige Anja Heckel aus Blankenheim befunden, der Markos Auftritt dem Anschein nach sehr peinlich gewesen sei. Sie ging jedenfalls. Und Norbert war mit ein paar Kumpels verabredet, die schon auf ihn warteten – auf der Straße, weil sie alle zusammen ins Kino fahren wollten. Mit einem halben Dutzend wollte Marko sich wohl nicht anlegen, er habe sich beeilt, Anja Heckel zu folgen. Als die Polizei Wochen später nach Anja Heckels Mörder suchte, habe einer von Norberts Freunden die Beschreibung des dunkelhaarigen Mannes geliefert.
    Zu Elisabeth Brandow, Angela Karpeling und Silvia Lenz konnte Norbert nichts sagen. Er kam von Anja Heckel gleich zu dem Fragezeichen. In das freie Feld gehörte seiner Meinung nach Mei Li Jau. Er hatte sie nie zusammen mit Marko gesehen, wusste nur, dass sie Affären mit Peter Kolbe gehabt und im Sommer 1990 bei Alexa gewohnt hatte. Alexa habe sich einmal über einen aufdringlichen Modefuzzi beschwert, mit dem Li sie zusammengebracht hatte. An Marko habe er damals nicht gedacht, wusste vor zehn Jahren noch nicht, was der beruflich machte.
    Leider erinnerte Norbert sich nach all der Zeit nicht mehr an Alexas Adresse. Irgendwo in Köln-Klettenberg. Den Familiennamen wusste er auch nicht. «Tut mir Leid», bedauerte er erneut. «Aber wenn Alexa für Margo gearbeitet hat, gibt es vielleicht in der Agentur noch Unterlagen. Ich kannte sie nur aus der Diskothek, da nannte man sich

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