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Das letzte Opfer (German Edition)

Das letzte Opfer (German Edition)

Titel: Das letzte Opfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Therapiestunden waren für ihn ein immenses Risiko. Als dann auch noch die Polizei auftauchte und sie von Blut und Tod stammelte, musste er sie so schnell wie möglich beseitigen. Und nicht nur sie, auch Sabine Bergholts Kostüm, das im Falle einer Hausdurchsuchung ebenso beredtes Zeugnis abgelegt hätte wie ihr Schmuck, ein Paar Ohrstecker sowie ein dazu passender Ring aus Platin.
    Im Stern waren keine Schmuckstücke erwähnt. Und trotzdem wusste Norbert, dass Karen Ohrstecker und einen Ring aus Platin als Belohnung für den Quälgeist bekommen hatte. Der Ring sei ihr erst zu weit, dann zu eng gewesen, die Stecker habe sie nicht mehr tragen können, nachdem der Bengel ihr einen rausgerissen hatte.
    Sie gingen ins Schlafzimmer. Dort stand eine Schmuckkassette, darin befanden sich ein paar erlesene Stücke. Jedoch kein Ring und keine Ohrstecker aus Platin.
    Klinkhammer öffnete den Kleiderschrank und stieß einen Pfiff aus. «Grundgütiger. Meine Frau ist schon gut ausgestattet, aber hier würde sie vor Neid erblassen.» Es gab drei graue Kostüme in unterschiedlichen Farbschattierungen, bei allen waren die Röcke kurz. Klinkhammer sah darin einen Beweis, beziehungsweise eine Beweisvernichtung, mehr.
    Norbert schien mit seiner Beherrschung am Ende, kämpfte um Fassung und verlor das Gefecht. Seine Stimme schwamm in Tränen, als er bat, gehen zu dürfen. «Können wir morgen weitermachen? Ich kann nicht mehr.»
    «Natürlich», sagte Scheib. Auch er hatte das Gefühl, er brauche ein paar Stunden für sich allein. Ihm war, als hätte er sie getötet. Natürlich nicht mit eigenen Händen, aber was änderte das? Für ihn gar nichts. Er hatte Klinkhammers Befürchtungen und Wagenbachs Mahnungen ignoriert.
    Klinkhammer führte weiter das Kommando, erklärte Marko für festgenommen und wies ihn auf seine Rechte hin. Davon machte er keinen Gebrauch, verlangte nicht nach anwaltlichem Beistand, sagte nur: «Sie machen einen großen Fehler.» Dass ihm Handschellen angelegt wurden, hielt er für überflüssig. Klinkhammer bestand trotzdem darauf und nahm an, Scheib wolle mit nach Hürth fahren und das Verhör nun selbst übernehmen.
    Vielleicht hätte er das tun müssen. Vielleicht wäre es ihm gelungen, aus endlosem Geschwafel den entscheidenden Hinweis herauszufiltern. Alles erledigt! Er hatte lernen müssen, dass es auf jedes Wort ankam. Aber er glaubte nicht, dass jetzt noch ein verräterisches Wort über Markos Lippen kommen würde.
    Ihm fehlte die Distanz. Insgeheim leistete er Wagenbach Abbitte. Er sah Karen noch so deutlich vor sich, das aparte Gesicht, den hellwachen Blick. Ihre Stimme klang ihm noch im Ohr. «Jetzt mach nicht so ein Theater um mich.» Er hätte ihn zusammengeschlagen wie so oft in seinen Träumen. Und diesmal nicht für seine Gnadenlosigkeit, nur um aus ihm herauszuprügeln, was er seiner Frau angetan und wohin er sie gebracht hatte. Er vermutete, dass Stichler keine Auskunft über seinen Termin in Frankfurt gab, weil er gar nicht dort gewesen war, sondern irgendwo ein Grab für sie ausgehoben hatte. Die beiden Beamten, die ihn den ganzen Abend befragt hatten, konnten damit weitermachen, obwohl nicht zu erwarten stand, dass sie etwas erreichten.
    «Von mir aus können sie ihn auch gleich in einer Gewahrsamszelle unterbringen», meinte Klinkhammer. «Dann kann man uns später nicht vorwerfen, wir hätten ihn bis zur völligen Erschöpfung vernommen. Wobei sich die Frage stellt, wer erschöpfter ist. Ich hatte eine unruhige Nacht und kann die Augen kaum noch aufhalten. Wie es um Ihre Kondition bestellt ist, weiß ich nicht. Aber ein kurzer oder erholsamer Tag war es für Sie bestimmt auch nicht.»
    «Ein oder zwei Stunden verkrafte ich noch», erwiderte Scheib. «Am Computer kann ich sitzen. Ich möchte mir Frau Stichlers Aufzeichnungen anschauen. Wenn Sie mir nur ein Hotel empfehlen, wo ich um drei Uhr nachts noch eingelassen werde.»
    «Tut mir Leid», sagte Klinkhammer. «Die Diskette muss nach Hürth, sie ist ein wichtiges Beweisstück. Ich lasse eine Kopie für Sie machen.» Dass schon den ganzen Abend eine Kopie im Computer steckte, erwähnte er nicht, tütete auch die noch ein und gab sie den Männern mit, die Marko abführten.
    Scheib konnte sich nicht aufraffen, das Haus zu verlassen. Er hätte sich gerne ungestört umgeschaut, schon aus praktischen Gründen. Spurensicherung hin oder her. Sie hatten ein paar Quadratzentimeter blutverschmierten Rasen und Unmengen von Fingerabdrücken gesichert.

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