Das letzte Opfer (German Edition)
in einem offenen Aktenschrank neben dem Schreibtisch. Die Rechnung eines Juweliers aus Köln fanden sie nicht.
Der entscheidende Hinweis
Klinkhammer verschloss das Haus wieder und brachte ein neues Polizeisiegel an der Tür an. Dann fuhren sie zu Norbert. Er erwartete sie schon und bestritt, etwas aus dem Haus entfernt zu haben. Scheib glaubte ihm, fragte nur der Form halber nach Urlaub und dem Ostersamstag – und erlebte die erste böse Überraschung. Die Sache mit dem einsamen Urlaub jedes zweite Jahr erklärte Norbert ungefähr so, wie Kirby es vor fünf Jahren gesehen hatte.
Norbert grinste unfroh. «Damit hab ich gestern Abend schon gerechnet und mich gewundert, dass Marko es nicht anführte. Aber Ostersamstag, woher weiß er das? Ich hatte Karen gebeten, den Mund zu halten.»
Und dann erfuhr Scheib endlich, wie Oliver Lohmann nach Edenbergen gekommen war. «Warum haben Sie das gestern verschwiegen?», fragte er.
Norbert senkte den Kopf. «War keine Absicht. Es war nur so viel gestern. Da ist es untergegangen. Dabei ist es vermutlich wichtig, wegen dem Sonntag, da war ich …»
Er berichtete der Reihe nach von dem Osterwochenende und ein paar Merkwürdigkeiten. Die Fahrt nach Edenbergen bezeichnete er als Freundschaftsdienst, räumte auch ein, dass er noch zwei Stunden in der Raststätte gesessen hatte. Nach der langen Fahrt brauchte er eine Pause, etwas zu essen und einen Kaffee. Von Marko habe er nichts gesehen, von Barbara auch nicht.
«Am Ostersonntag hab ich nach dem Essen bei den Lohmanns angerufen. Ich wollte nur hören, ob sie beide wieder da waren. Es kam auch eine Verbindung zustande, aber nur für einen kurzen Moment, in dem ich gerade mal fragen konnte, ob Oliver dran war. Ich hab einen sonderbaren Ton gehört, wie ein ersticktes Schluchzen. Dann war die Leitung wieder tot. Natürlich hab ich es sofort noch mal probiert, aber es wurde nicht mehr abgehoben.»
Seinen Worten zufolge hatte Norbert sich dann auf den Weg nach Frechen gemacht, um persönlich nach dem Rechten zu schauen. Auf sein Klopfen, Klingeln und Rufen reagierte niemand. Der Schuppen, in dem Oliver seinen Peugeot unterstellte, war verschlossen. Ob das Auto an seinem Platz stand, ließ sich nicht feststellen. Im ersten Stockwerk war ein Fenster offen. Dahinter lag das Schlafzimmer der Eltern, in dem noch alles so war wie in den letzten Lebenswochen der Mutter. Das wusste Norbert, weil er im vergangenen Jahr ein paar Reparaturarbeiten am Haus durchgeführt hatte.
Er hatte auch das Fenster richten wollen, es schloss nicht mehr, ließ sich nur beidrücken und ging bei Luftzug von alleine auf. Nur war Barbara dagegen gewesen, dass er die dicke Farbschicht entfernte. Bei ihnen gäbe es nichts zu holen, hatte sie gesagt. Sie würde tagsüber immer einen Stuhl zwischen das Bett und den Fensterrahmen klemmen, dann hielte es. Ihre Mutter hätte den Rahmen gestrichen, er solle bleiben, wie er war.
Das offene Fenster bedeutete also nicht zwingend, dass sich jemand im Haus aufhielt. Aber Norbert gab an, eine Bewegung am Wohnzimmerfenster gesehen zu haben. Ob ein Luftzug die Gardine streifte oder ob jemand auf die Straße schaute, der nicht gesehen werden wollte, habe er nicht erkennen können. Ihm sei auch nicht der Verdacht gekommen, es könne jemand im Haus sein, der darin nichts zu suchen gehabt hätte. Er habe angenommen, Barbara sei bei ihrem Freund geblieben, Oliver allein zurückgekommen, nun habe er sich betrunken und fürchte, in diesem Zustand erwischt zu werden.
Im festen Glauben, dass Oliver ihm noch öffnen würde, habe er sich ins Auto gesetzt und gewartet – bis zum späten Abend. Das mochte einem Außenstehenden ungewöhnlich erscheinen, aber es erklärte sich auch mit dem österlichen Rummel daheim. Familientag, Vater war angereist und Karen schon vor Mittag gekommen mit ihrem Quälgeist. Da war es im Auto ruhiger.
«So gegen neun Uhr», sagte Norbert, «hab ich auf einen Zettel geschrieben, Oliver soll mich anrufen, wenn er seinen Rausch ausgeschlafen hätte. Den Zettel hab ich unter der Tür durchgeschoben, dann bin ich nach Hause gefahren. Karen war schon gegangen. Es hatte tüchtig Ärger gegeben, weil mein Sohn ausgeplaudert hatte, dass ich mich mal ungestört am Amselweg umschauen wollte. Auf dem Dachboden war ich noch nie. Karen auch nicht, da bin ich sicher, die ausziehbare Treppe klemmt.»
Er grinste. «Komischerweise legt Marko keinen Wert darauf, dass ich mich mal um die Treppe kümmere, sonst fragt er
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