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Das letzte Opfer (German Edition)

Das letzte Opfer (German Edition)

Titel: Das letzte Opfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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bei Trost?», fuhr er auf. «Wollen Sie da unbefugt eindringen ohne triftigen Grund?»
    «Na, einen triftigen Grund haben wir ja wohl.» Klinkhammer wurde nun ebenfalls lauter. «Einbrecher nehmen normalerweise keine Telefonhörer ab.»
    «Sorry», sagte er, «ich vergaß, dass Sie hier der Fachmann für Einbrüche sind. Aber vielleicht können Sie Ihre Spezialkenntnisse für heute hintenan stellen, wir haben momentan Besseres zu tun.»
    «Sie vielleicht, ich nicht», murrte Klinkhammer. «Ich kann ja schnell alleine hinfahren.»
    Allmählich ging er Scheib auf die Nerven mit seiner Beharrlichkeit. Aber viel mehr als ein wenig Zeit schinden konnte Scheib nicht. Nur ein oder zwei Stunden. «Wenn es Sie beruhigt», sagte er, «rufen Sie in Köln an, die sollen einen Wagen hinschicken.»
    «Die Kölner sind da nicht zuständig», erklärte Klinkhammer. «Außerdem übersehen die schon mal was, sogar Leichen. Ist zwar erst einmal vorgekommen, aber das ist einmal zu viel, finde ich.»
    «Jetzt reden Sie doch keinen Unsinn», wies Scheib ihn zurecht. «Wenn Sie sich beschäftigen wollen, gehen sie nach unten und reden mit dem Mädchen. Sie kommen doch gut zurecht mit Kindern. Fragen Sie, ob am Freitagabend etwas Besonderes vorgefallen ist.»
    Klinkhammer ging tatsächlich, aber nicht, um sich mit Jasmin zu unterhalten. Sie war in ihrem Zimmer. Christa und Sarah waren in der Küche mit der Zubereitung des Mittagessens beschäftigt. Michael und Kevin schleckten vereint den Topf aus, in dem Pudding gekocht worden war. Klinkhammer sagte nur rasch Bescheid, dass er mal für ein Stündchen weg müsse.
    «Fährst du zu mein Papa?», wollte Kevin wissen. «Darf ich mit? Ich kann mich auch schon ganz allein in Auto festmachen.»
    Dann erzählte Kevin stolz, dass er genau das am vergangenen Morgen getan hatte, damit sein Papa noch schnell in den Garten gehen und für Oma Christa ein paar Blümchen pflücken konnte. Aber die Blümchen waren noch nicht reif gewesen. Es passte zu Klinkhammers Theorie vom Mietkiller. Nicht in den Garten, sondern zur Kellertür gegangen und sie geöffnet, damit ein Fremder unbemerkt ins Haus konnte. Aber daran glaubte der Herr Sonderermittler ja nicht. Deshalb ging Klinkhammer mit der Information auch nicht wieder nach oben.
    Er war kein Hellseher, konnte keine Gedanken lesen, hatte auch keine Antenne für übersinnliche Schwingungen oder die Sehnsucht einer Sterbenden. Er war nur stinkwütend, ließ sich nicht gerne abkanzeln, bestimmt nicht von einem Mann, der in der Nacht so ausgesehen hatte, als würde er jeden Moment aus den Latschen kippen, und den halben Vormittag die Zähne nicht auseinander brachte. Jetzt wusste Scheib plötzlich wieder alles besser, aber er hatte sich schon einmal böse geirrt. «Unsinn, das kann er sich nicht leisten!» Das hatte Klinkhammer noch im Ohr. Und wenn es nur Einbrecher gewesen waren, auch gut! Das war dann wenigstens die richtige Arbeit für ihn.

Karen
    Sie wartete auf ihn, wie lange schon, wusste sie nicht. In der Hölle aus Schmerz, Hitze und Gestank hatte sich ihr Zeitgefühl längst verloren. Es waren auch immer nur wenige Minuten, in denen ihr Kopf klar genug war, die Situation zu realisieren, in der sie sich befand. Und in solchen Minuten kreisten ihre Gedanken regelmäßig um den Mann, dem sie am Mittwochnachmittag zum ersten Mal die Tür geöffnet hatte, der freitags am Telefon so verständnisvoll gewesen war. Irgendwann musste Klinkhammer kommen, weil er ihr doch ein Foto von Pitter Karotte zeigen wollte.
    Sie musste nur durchhalten, bis er mit seiner großen Hand in die Kristallkugel griff und sie fahren ließ, geradewegs in ein Krankenhaus, weg von dem Teich, den Enten und dem nackten Mann, der sie eingeholt hatte.
    Zehn Jahre gerannt. Und dann hatte er sie doch noch erwischt, im Nacken gepackt, mit dem Gesicht in dreckiges Wasser gestoßen, das Medaillon von ihrem Hals gerissen. «Das brauchst du nicht mehr!»
    Sie meinte, das wäre in der Nacht geschehen, weil es dunkel gewesen war. Aber dunkel war es die ganze Zeit mit dem breiten Klebestreifen über den Augen, er hatte sich nicht gelöst im Wasser. Sie meinte auch, Schritte gehört zu haben, ehe sie den Ruck an ihrem Hals fühlte. Und die Schritte waren nicht von draußen gekommen, sondern von oben. Aber sie hatten sich nach draußen entfernt. Eine Tür war ins Schloss gefallen und ein Motor gestartet worden. Und sie wusste nicht, ob sie die Schritte und die Worte tatsächlich gehört hatte oder

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