Das Letzte Plädoyer: Roman
jenem Abend nicht ins West End gegangen wären …
Wenn sie nicht gerade in diese Bar gegangen wären …
Wenn sie durch den Vordereingang hinausgegangen wären …
Wenn …
Der Heathrow-Express fuhr 17 Minuten später am Bahnhof Paddington ein. Danny sah auf seine Uhr. Er hatte noch zwei Stunden bis zu seinem Treffen mit Ms. Bennett. Dieses Mal würde er mit dem Taxi fahren und schon lange vor dem Termin am Empfang warten. Die Worte des Richters klangen ihm noch in den Ohren: »Sollten Sie jemals dumm genug sein, erneut eine Ihrer Bewährungsauflagen zu brechen, brauchen Sie keine Zeit zu verschwenden, hier vor mir aufzutauchen, es wird bereits eine gerichtliche Anordnung vorliegen, die Sie weitere vier Jahre ins Gefängnis schickt.«
Obwohl ganz oben auf Dannys Prioritätenliste stand, seine Rechnung mit den drei Musketieren zu begleichen, würde er genug Zeit für seinen Universitätsabschluss einplanen, um sein Versprechen gegenüber Nick zu halten. Er fragte sich allmählich, ob Spencer Craig bei Nicks Tod die Finger im Spiel gehabt haben könnte. Hatte Leach, wie Big Al vermutete, den falschen Mann ermordet?
Das Taxi fuhr vor seinem Haus in The Boltons vor. Zum ersten Mal hatte Danny wirklich das Gefühl, dass es sein Haus war. Er bezahlte das Fahrgeld, öffnete die Gartenpforte und stieß auf einen Penner, der vor seiner Tür lag.
»Das ist heute dein Glückstag,«, sagte Danny und zog seine Brieftasche heraus. Der schlafende Mann trug ein blau-weiß gestreiftes Hemd, verwaschene Jeans und schwarze Schuhe, die er am Morgen noch geputzt haben musste. Er räkelte sich und hob den Kopf.
»Hallo, Nick.«
Danny riss ihn in die Arme, als Molly gerade die Tür öffnete. Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Er sagte, er sei ein Freund von Ihnen, aber ich habe ihn trotzdem aufgefordert, draußen zu warten.«
»Er ist wirklich mein Freund«, sagte Danny. »Molly, darf ich Ihnen Big Al vorstellen.«
Molly hatte bereits einen Auflauf für Nick vorbereitet, und ihre Portionen waren immer zu groß, so dass es für beide Männer reichte.
»Erzähl mir alles«, bat Danny, sobald sie am Küchentisch saßen.
»Da gibt es nicht viel zu erzählen, Nick«, meinte Big Al kauend. »Sie haben mich, ebenso wie dich, nach der Hälfte meiner Strafe entlassen. Gott sei Dank bin ich verlegt worden, sonst wäre ich wohl den Rest meines Lebens eingesessen.« Zögernd legte er den Löffel aus der Hand und meinte lächelnd: »Und wir wissen beide, wer für die Verlegung verantwortlich war.«
»Wie sehen deine Pläne aus?«, wollte Danny wissen.
»Ich habe keine Pläne im Moment, aber du sagtest, ich soll dich besuchen, wenn ich rauskomme. Ich hatte gehofft, ich könnte hier eine Nacht bleiben.«
»Bleib so lange wie du willst«, sagte Danny. »Meine Haushälterin wird dir das Gästezimmer herrichten«, fügte er grinsend hinzu.
»Ich bin nicht Ihre Haushälterin«, protestierte Molly. »Ich bin die Putzfrau, die hin und wieder kocht.«
»Jetzt nicht mehr, Molly. Jetzt sind Sie Haushälterin und Köchin für zehn Pfund die Stunde.« Molly war sprachlos. Danny nutzte seinen ungewöhnlichen Glückszustand aus. »Außerdem müssen Sie eine Putzfrau einstellen, die Ihnen hilft, wo Big Al jetzt hier wohnen wird.«
»Nein, nein«, wehrte Big Al ab. »Ich bin hier weg, sobald ich eine Arbeit gefunden habe.«
»Du warst in der Armee doch Fahrer, oder nicht?«, sagte Danny.
»Ich war fünf Jahre lang
dein
Fahrer«, flüsterte Big Al und nickte in Richtung Molly.
»Dann hast du deinen alten Job jetzt wieder«, bot Danny an.
»Aber Sie haben doch gar kein Auto«, rief Molly ihm in Erinnerung.
»Dann werde ich mir eins besorgen«, erklärte Danny. »Und wer könnte mich besser beraten?« Er zwinkerte Big Al zu. »Ich wollte immer schon einen BMW . Da ich in einer Werkstatt gearbeitet habe, weiß ich genau, welches Modell …«
Big Al legte den Finger an die Lippen.
Danny wusste, dass Big Al recht hatte. Der Triumph vom Vortag musste ihm zu Kopf gestiegen sein und er war wieder zu Danny geworden – ein Fehler, den er sich nicht allzu oft erlauben durfte. Denke wie Danny, verhalte dich wie Nick.
»Aber als Erstes musst du dir etwas zum Anziehen kaufen«, sagte er zu Big Al. »Danach kannst du über einen Wagen nachdenken.«
»Und über Seife.« Molly schöpfte Big Al ein drittes Mal nach.
»Dann kann Molly dir den Rücken schrubben.«
»Das werde ich nicht tun!«, erklärte Molly. »Aber ich richte jetzt mal
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