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Das Letzte Plädoyer: Roman

Das Letzte Plädoyer: Roman

Titel: Das Letzte Plädoyer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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mit den drei Schweizer Bankiers zu erzählen, von dem Immobiliendeal, an dem er arbeitete, oder was er mit Charlie Duncan vorhatte. Aber er überlegte es sich anders. »Mein Professor will, dass ich mich auf die Ausschreibung des Jennie-Lee-Gedächtnispreises bewerbe. Was würden Sie mir raten?«
    Ms. Bennett lächelte. »Glauben Sie, dass dadurch Ihre Chancen steigen, als Lehrer zu arbeiten?«
    »Ja, vermutlich«, sagte Danny.
    »Dann rate ich Ihnen, sich auf die Ausschreibung zu bewerben.«
    »Ich danke Ihnen sehr, Ms. Bennett.«
    »Keine Ursache«, erwiderte sie. »Dafür bin ich schließlich da.«
     
    Dannys ungeplanter nächtlicher Besuch in der Mile End Road hatte jene glühenden Erinnerungen geweckt, die Lebenslängliche gern als ihre Dämonen bezeichneten. Als Danny bei Tag nach Old Bailey zurückkehrte, sah er sich einer noch größeren Herausforderung gegenüber.
    Während Big Al mit dem Wagen über den St.-Pauls-Hof fuhr, sah Danny zu der Statue hoch, die in der Mitte dieses zentralen Gerichtshofes stand: eine Frau, die versuchte, eine Waage ins Gleichgewicht zu bringen. Als Danny seinen Terminkalender durchgeblättert hatte, um zu sehen, ob er an diesem Tag Zeit für ein Mittagessen mit Charlie Duncan hatte, war ihm wieder eingefallen, wie er den Vormittag zu verbringen gedachte. Big Al fuhr am Haupteingang vorbei, bog am Ende der Straße nach rechts und hielt am Hintereingang vor dem Schild ›Besuchereingang‹.
    Nachdem Danny seine Sicherheitsüberprüfung hinter sich hatte, stieg er die steile Steintreppe nach oben, die zu den Emporen der diversen Gerichtssäle führte. Eine Handvoll Zuschauer – Angehörige und Freunde des Beschuldigten und einige wenige, die einfach nur neugierig waren – saßen auf einer Bank in der ersten Reihe und sahen hinunter in den Saal. Er setzte sich nicht zu ihnen.
    Danny hatte keinerlei Interesse am Angeklagten. Er war gekommen, um seinen Gegner bei einem Heimspiel zu beobachten. Er glitt in die Ecke der hintersten Reihe. Wie ein gewiefter Attentäter hatte er von hier eine perfekte Sicht auf seine Beute, während Spencer Craig sich hätte umdrehen und zur Empore hochschauen müssen, wenn er ihn sehen wollte, und selbst dann wäre Danny nichts weiter gewesen als ein unwichtiger Fleck in der Landschaft.
    Danny beobachtete jede Bewegung von Craig, wie ein Boxer es macht, wenn er beim Sparring mit einem Gegner zugange ist, hielt Ausschau nach Fehlern, suchte nach Schwachstellen. Craig offenbarte dem ungeübten Auge nur wenig Angriffsfläche. Im Laufe des Vormittags wurde klar, dass er geschickt, gerissen und skrupellos war, alles notwendige Waffen im Arsenal seines gewählten Berufes, aber er schien auch bereit, das Gesetz bis kurz vor die Zerreißgrenze auszudehnen, wenn es seinen Zwecken diente, wie Danny am eigenen Leib schon hatte feststellen müssen. Danny hatte akzeptiert, dass er sein Bestes geben musste, wenn er sich Craig stellte, denn sein Gegner würde erst dann aufgeben, wenn man ihm auch den letzten Funken Kampfeswillen ausgetrieben hatte.
    Danny spürte, dass er nun fast alles wusste, was es über Spencer Craig zu wissen gab, was ihn nur noch vorsichtiger machte. Während Danny den Vorteil der Vorbereitung und das Element der Überraschung genoss, sah er sich dem Nachteil gegenüber, dass er sich Craig auf einem Gebiet stellen wollte, das dieser als sein Geburtsrecht betrachtete, während Danny sich erst wenige Monate damit beschäftigt hatte. Mit jedem Tag, an dem er seine Rolle spielte, wurde sie für ihn mehr zur Realität, so dass jetzt niemand mehr daran zweifelte, dass er Sir Nicholas Moncrieff war. Aber Danny erinnerte sich gut an Nicks Tagebucheintrag, wann immer man einem geschickten Gegner gegenübertrete, müsse man ihn von dem ihm vertrauten Terrain weglocken, damit er unsicher wird, denn nur dann habe man die Chance, ihn überraschend attackieren zu können.
    Danny hatte seine neuen Fertigkeiten jeden Tag ausprobiert, aber sich zu einer Dernièrenparty einladen zu lassen, den Eindruck zu vermitteln, ein Stammgast im Dorchester zu sein, einen jungen Immobilienmakler hereinzulegen, der unbedingt einen Deal abschließen wollte, oder einen Theaterproduzenten davon zu überzeugen, dass man in seine neueste Produktion investieren wollte, waren nichts weiter als die Eröffnungsrunden in einem langen Wettkampf, in dem Craig zweifellos sehr versiert war. Wenn Danny jemals auch nur einen Augenblick nicht auf der Hut wäre, würde der Mann, der jetzt

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