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Das Letzte Plädoyer: Roman

Das Letzte Plädoyer: Roman

Titel: Das Letzte Plädoyer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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Probleme.«
    »Nicht, solange die Kassette noch existiert«, mahnte Payne.
    »Niemand wird sich für eine Kassette interessieren, auf der ein Toter mit einem anderen Toten redet.«
     
    Die Zellentür ging auf und Pascoe trat ein. Er starrte Danny eine Weile an, sagte aber nichts. Danny sah vom Tagebuch auf. Er war mittlerweile bei Nicks Gespräch mit Mr. Hurst vom Bewährungsausschuss angekommen. Am selben Tag, als sein Berufungsantrag abgelehnt worden war. An dem Tag, an dem er die Zelle zerlegt hatte und in Isolationshaft gelandet war.
    »Also gut, Jungs, Essen fassen, und dann ab zur Arbeit«, sagte Pascoe. »Ach, Moncrieff, tut mir leid, das mit Ihrem Freund Cartwright. Ich persönlich habe nie an seine Schuld geglaubt.« Danny überlegte sich fieberhaft eine angemessene Antwort, aber Pascoe schloss bereits die Zelle nebenan auf.
    »Er weiß es«, sagte Big Al leise.
    »Dann sind wir erledigt«, meinte Danny.
    »Das glaube ich nicht. Aus irgendeinem Grund lässt er den Selbstmord gelten. Ich wette, er ist nicht der Einzige, der Zweifel hat. Übrigens, Nick, warum hast du deine Meinung geändert?«
    Danny nahm das Tagebuch zur Hand, blätterte einige Seiten zurück und las die Stelle laut vor:
    »Wenn ich mit Danny tauschen könnte, würde ich es tun. Er hat weitaus mehr Anrecht auf Freiheit als ich.«

35
    Danny stand so unauffällig wie möglich auf dem Friedhof, als Hochwürden O’Connor die rechte Hand hob und das Zeichen des Kreuzes machte.
    Der Direktor hatte Nicks Bitte entsprochen, an Danny Cartwrights Beerdigung in der Kirche St. Mary in Bow teilzunehmen. Den gleichlautenden Antrag von Big Al lehnte er ab, weil der weitere 14 Monate absitzen musste und noch keine Bewährung erhalten hatte.
    Als das Zivilfahrzeug in die Mile End Road eingebogen war, hatte Danny aus dem Fenster geschaut, nach Vertrautem gesucht. Sie kamen an seinem Lieblingsimbiss vorbei, an seiner Lieblingskneipe, Crown and Garter, und am Odeon, wo er und Beth sich jeden Freitagabend in der hintersten Reihe einen Film angeschaut hatten. Als sie an der Ampel vor der Clement Attlee Gesamtschule stehen blieben, ballte er die Fäuste. Er dachte an all die verschwendeten Jahre, die er dort verbracht hatte.
    Er versuchte, nicht hinzusehen, als sie Wilsons Werkstatt passierten, aber er konnte nicht anders. In dem kleinen Hof war nur wenig Leben auszumachen. Es würde mehr als ein neuer Anstrich nötig sein, um jemanden dazu zu bringen, einen Gebrauchtwagen bei Wilson zu kaufen. Er schaute zu Monty Hughes’ Autohaus auf der anderen Straßenseite. Mehrere Reihen funkelnder neuer Mercedes-Limousinen und proper gekleidete Verkäufer mit einem gewinnenden Lächeln im Gesicht.
    Der Direktor hatte Moncrieff daran erinnert, dass er zwar nur noch fünf Wochen abzusitzen hatte, dass ihn aber dennoch zwei Beamte begleiten mussten, die immer an seiner Seite bleiben würden. Sollte er den Auflagen nicht Folge leisten, würde der Direktor keine Sekunde zögern, dem Bewährungsausschuss zu empfehlen, die vorzeitige Entlassung rückgängig zu machen, was dazu führen würde, dass er weitere vier Jahre einsitzen müsste.
    »Aber das wissen Sie ja schon alles«, hatte Michael Barton hinzugefügt. »Denn dieselben Auflagen kennen Sie ja von der Beerdigung Ihres Vaters vor zwei Monaten.«
    Danny hatte dazu nichts gesagt.
    Die Auflagen, wie der Direktor sie nannte, kamen Danny sogar entgegen. Er durfte keinen Kontakt zur Familie Cartwright, deren Freunden oder anderen Trauergästen aufnehmen. Bis zu seiner Rückkehr im Gefängnis durfte er mit niemandem sprechen, außer den beiden Beamten in seiner Begleitung. Der Gedanke an weitere vier Jahre im Knast reichte aus, um diese Auflagen nicht zu vergessen.
    Mr. Pascoe und Mr. Jenkins hatten ihn in ihre Mitte genommen, etwas abseits von den Trauernden am Grab. Danny war erleichtert, dass Nicks Kleider wie für ihn maßgeschneidert schienen – na ja, die Hosen hätten zwei Zentimeter länger sein können. Und obwohl er noch nie zuvor einen Hut getragen hatte, schirmte der doch sein Gesicht vor den Blicken neugieriger Trauergäste ab.
    Hochwürden O’Connor eröffnete den Trauergottesdienst mit einem Gebet. Danny betrachtete die Trauergemeinde, die sehr viel größer war, als er erwartet hatte. Seine Mutter wirkte bleich und eingefallen, als ob sie tagelang geweint hätte. Beth war so dünn, dass ihr Kleid, an das er sich gut erinnerte, jetzt formlos an ihr herabhing und ihre anmutige Figur nicht länger eng

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