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Das letzte Revier

Das letzte Revier

Titel: Das letzte Revier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Kindern nett sein wollte, konnte er das tun.« Marino lehnt sich auf seinem Stuhl zurück. Der Raum summt vor Stille. »Das Problem ist, dass Mitch das nicht hätte tun sollen. Gefährlich und verdammt dumm in seiner Situation. War er einer von den Typen, die nur schwer die Hose anbehalten können?« Sie antwortet nicht. Tränen laufen ihr übers Gesicht. »Wisst ihr was, Leute?« Marino blickt sich um. »Vielleicht hat sich Mitch auf etwas eingelassen, was überhaupt nichts mit eurer Undercover-Operation zu tun hat. Vielleicht war er zur falschen Zeit am falschen Ort. Hat was gefangen, wonach er mit Sicherheit nicht geangelt hat.«
    »Wissen Sie, wo Mitch am Mittwochnachmittag um drei war, als Matos in das Motel eincheckte und das Feuer ausbrach?« Stanfield setzt die Teile zusammen. »War er hier oder irgendwo anders?«
    »Nein, er war nicht hier«, sagt sie leise und wischt sich die Augen mit einem Taschentuch ab. »Ich weiß nicht, wo er war.« Marino schnaubt verächtlich. Er muss es nicht aussprechen. Undercover-Agenten, die zusammenarbeiten, sollten immer wissen, wo sich der jeweils andere aufhält, und wenn Agentin Mclntyre nicht immer wusste, wo sich Spezialagent Barbosa herumtrieb, dann ging er vielleicht Beschäftigungen nach, die nichts mit ihren gemeinsamen Ermittlungen zu tun hatten.
    »Ich weiß, dass Sie nicht einmal daran denken wollen, Jilison«, sagt Marino in milderem Tonfall, »aber Mitch wurde gefoltert und ermordet, okay? Ich meine, er hatte solche Angst, dass er daran starb. Todesangst. Was immer ihm angetan wurde, es war so grauenhaft, dass er einen verdammten Herzinfarkt hatte. Dass er sich in die Hose gemacht hat. Er wurde irgendwo hingebracht, aufgehängt, geknebelt, und jemand steckte ihm einen komischen Schlüssel in die Tasche, platzierte ihn dort. Warum? Gibt es irgendetwas, was wir wissen sollten, Jilison? Hat er in dem Bach neben dem Campingplatz nach was anderem als Fischen geangelt?« Erneut strömen Tränen über McIntyres Gesicht. Sie wischt sie mit einem Taschentuch weg und schnieft hörbar. »Er trank gern und mochte Frauen«, sagt sie. »Okay?«
    »Ist er abends auf die Piste gegangen, von Kneipe zu Kneipe und so?«, fragt Pruett sie.
    Sie nickt. »Das gehörte zu seiner Tarnung. Sie haben ihn...« Sie blickt zu mir. »Sie haben ihn ja gesehen. Er hat sich die Haare gefärbt, der Ohrring und so weiter. Mitch spielte die Rolle eines wilden Partytypen, und er mochte Frauen. Er hat nie vorgegeben, mir, seiner so genannten Freundin, treu zu sein. Das gehörte mit zur Fassade. Aber es war auch ein Teil von ihm. Ja. Ich habe mir deswegen Sorgen gemacht, okay? Aber Mitch war eben so. Er war ein guter Agent. Ich glaube nicht, dass er etwas Unrechtes getan hat, wenn es das ist, was Sie fragen. Aber er hat mir nicht alles erzählt. Wenn er auf dem Campingplatz auf irgendwas gestoßen ist, dann hat er vielleicht nachgeforscht. Vielleicht.«
    »Ohne Ihnen etwas davon zu sagen«, sagt Marino. Wieder nickt sie. »Und auch ich habe mein Ding gemacht. Ich war nicht ständig hier und habe auf ihn gewartet. Ich habe im Büro von Overland gearbeitet. Teilzeit jedenfalls. Wir wussten also nicht immer, was der andere gerade tat.«
    »Ich will Ihnen so viel sagen«, fährt Marino fort. »Mitch ist in irgendetwas hineingeraten. Und vielleicht war er draußen be i diesem Motel, als Matos auftauchte, und was immer Matos vorhatte, Mitch hatte das Pech, gesehen zu werden. Vielleicht ist es so simpel. Jemand denkt, dass er was gesehen hat, etwas wusste, und dann wird er verschleppt und beiseite geschafft.« Niemand erhebt Einwände. Marinos Theorie ist bislang die einzige, die etwas für sich hat.
    »Womit wir wieder bei der Frage wären, was Matos hier vorhatte«, sagt Pruett.
    Ich sehe zu Stanfield. Er nimmt nicht mehr an der Unterhaltung teil. Sein Gesicht ist blass. Er ist ein nervöses Wrack. Er blickt mich an und sofort wieder weg. Er befeuchtet sich die Lippen und hüstelt mehrmals.
    »Detective Stanfield«, fühle ich mich bemüßigt, in Gegenwart aller zu sagen. »Erzählen Sie um Gottes willen nichts davon Ihrem Schwager.« In seinen Augen blitzt es wütend auf. Ich habe ihn gedemütigt, und es ist mir gleichgültig. »Bitte.«
    »Wollen Sie die Wahrheit wissen?«, erwidert er wütend. »Ich will mit dieser Sache nichts zu tun haben.« Er steht langsam auf, sieht sich blinzelnd um, sein Blick ist trübe. »Ich weiß nicht, worum es hier geht, aber ich will nichts damit zu tun haben. Das FBI

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