Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Letzte Ritual

Das Letzte Ritual

Titel: Das Letzte Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
Vom Netzwerk:
man leicht in Selbstmitleid, aber es ist an der Zeit, deinen Mann zu stehen und dich nicht wie ein kleines Kind zu verhalten. Also hör mir zu, setz dich vernünftig hin, schau mich an und antworte uns nach bestem Gewissen. Du wirst dich besser fühlen, wenn du dich ein bisschen zusammenreißt. Versuch’s einfach mal.«
    Verblüfft beobachtete Dóra, wie Hugi Matthias’ Worte befolgte. Er richtete sich aus seiner Embryostellung auf und bemühte sich, einen erwachseneren Eindruck zu erwecken. Seine jugendlichen Gesichtszüge standen dem zwar im Wege, aber es fand dennoch eine gewisse Veränderung statt. Als Hugi das Wort ergriff, klang seine Stimme fester und reifer. »Es fällt mir schwer, euch die ganze Zeit anzuschauen. Ich stehe unter Medikamenten, die mich ein bisschen durcheinanderbringen.« Dóra erkannte es an seinen Augen; sie wanderten rastlos umher und wirkten apathisch, was auf Beruhigungsmittel schließen ließ. »Ich werde trotzdem versuchen, euch zu antworten.«
    »Wie war dein Verhältnis zu Harald?«, fragte Dóra.
    »Wir haben uns beim Feiern in der Stadt kennen gelernt. Ich hab mich ein bisschen mit ihm unterhalten; er war ein netter Typ. Kurz darauf hab ich ihn Halldór vorgestellt.«
    »Wer ist das?«, fragte Dóra weiter.
    »Halldór Kristinsson. Er studiert Medizin«, antwortete Hugi, wobei er den Stolz in seiner Stimme nicht verbergen konnte. »Wir waren schon als kleine Jungs befreundet. Wir haben in Grafarvogur nebeneinander gewohnt. Er ist super intelligent, aber kein Strebertyp, immer in Partylaune.«
    Dóra ging ein Licht auf. Das war der junge Mann, der zu der Party gewollt hatte, bei der Harald am Abend vor dem Mord gewesen war – derjenige, der auf die anderen Gäste im Kaffibrennslan gewartet hatte. »Wart ihr eng befreundet, Harald und du?«
    Hugi zuckte die Achseln. »Ja, schon. Zwar nicht so eng wie Harald und Halldór, aber Harald hat manchmal bei mir Ha …« Hugi brach mitten im Satz ab und machte ein besorgtes Gesicht.
    »Deine Haschischverkäufe interessieren im Moment niemanden. Red weiter«, sagte Matthias barsch.
    Hugis Adamsapfel hüpfte auf und ab; dann beschloss er, weiterzureden. »Okay. Harald hat mich manchmal als seinen besten Freund bezeichnet; aber das war nicht ernst gemeint und nur, wenn er mir was abkaufen wollte. Er war trotzdem super nett; ganz, ganz anders als alle, die ich kenne.«
    »Wie anders?«, insistierte Dóra.
    »Also, erstens hatte er jede Menge Kohle und gab ständig einen aus und so. Außerdem hatte er eine irre Wohnung und ein Auto.«
    Er überlegte kurz, bevor er weitersprach. »Aber das war nicht der Punkt. Er war viel cooler als alle anderen. Er hatte vor nichts Angst, hatte immer abgefahrene Ideen und steckte irgendwie alle damit an. Er sah super cool aus mit seinem ganzen Körperschmuck – keiner von uns hat sich getraut, das nachzumachen. Noch nicht mal Halldór, der total darauf abfuhr. Der bereute es tierisch, dass er sich ein ganz kleines Tattoo auf den Arm hatte stechen lassen. Aber Harald war die Zukunft völlig gleichgültig.«
    »Es stellte sich ja auch heraus, dass er keine mehr hatte«, konterte Matthias. »Was habt ihr gemacht? Worüber habt ihr euch unterhalten?«
    »Ich weiß nicht mehr, worüber wir geredet haben.«
    »Hat er irgendwann über seine Studien oder über Hexenverbrennungen gesprochen?«, fragte Dóra erwartungsvoll.
    »Hexerei«, entgegnete Hugi und schnaubte. »Am Anfang wurde über nichts anderes geredet. Als ich dazukam, hat Harald mir angeboten, Mitglied in ihrem magischen Verein zu werden.«
    Matthias fiel ihm ins Wort. »Magischer Verein? Welcher magische Verein?«
    »Malleus irgendwas. Ein Verein für Leute, die sich für die Inquisition und irgendwelchen Geschichtskram interessieren.«
    Hugi wich Dóras Blick aus, errötete leicht und wendete sich dann an Matthias. »Das war aber in Wirklichkeit was ganz anderes. Hatte nichts mit einem Harry-Potter-Fanclub zu tun, das könnt ihr mir glauben. Es ging um vier Dinge: Sex, Magie, Drogen und noch mehr Sex.« Er grinste. »Deshalb fand ich’s toll, dabei zu sein. Der historische Kram, die Hexerei und diese magischen Runen und Verse interessieren mich nicht die Bohne. Ich wollte nur meinen Spaß haben. Die Mädels waren echt scharf.« Hugi bekam einen schwärmerischen Gesichtsausdruck – wahrscheinlich im Gedenken an die erfüllten Stunden mit den scharfen Mädels. »Ein paar Geschichten über Hexenverbrennungen waren ganz unterhaltsam. Ich kann mich an eine

Weitere Kostenlose Bücher