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Das Letzte Ritual

Das Letzte Ritual

Titel: Das Letzte Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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an. Er glotzte wütend zurück, sagte aber nichts. Marta Maria reckte sich und strich mit ihren schlanken Fingern durch ihre rote Locken. »Schau mich nicht so an, mein Lieber. Du hast uns in die Sache mit reingerissen, also glaub bloß nicht, du könntest hier plötzlich das Unschuldslamm spielen, das von Gewissensbissen geplagt wird.« Sie schaute Hilfe suchend zu ihrer Freundin, die neben ihr saß. Das junge, blonde Mädchen nickte nur mit weit aufgerissenen Augen. Sie hatte eine Kurzhaarfrisur und wirkte jungenhaft, aber dennoch hätte sie niemand versehentlich für einen Mann gehalten. Sie war hübsch und zierlich, hatte aber einen üppigen Busen. Von hinten sah sie aus wie ein Kind, wie sie dort neben der hoch gewachsenen Marta Maria saß, für die das Thema noch nicht abgeschlossen war. »Das ist so typisches Machogehabe, dass ich kotzen könnte. Wenn’s drauf ankommt, zieht ihr den Schwanz ein.« Sie lehnte sich selbstzufrieden in ihrem Stuhl zurück. Ihre Freundin traute sich nicht, die beiden anderen anzuschauen, und konzentrierte sich auf ihr Getränk.
    »Um Himmels willen«, entgegnete Halldór und tat so, als stecke er sich den Finger in den Hals. »Wie wär’s, wenn du zur Abwechslung mal ’ne andere Platte auflegen würdest.« Die Wut stand ihm ins Gesicht geschrieben und während er Marta Maria anstarrte, hob sich seine Oberlippe instinktiv und seine weißen Zähne blitzten auf. Er wendete den Blick von ihr ab und zog an seiner Zigarette. Während er den Rauch ausblies, beruhigte er sich ein wenig. Mit beherrschterer Stimme fügte er hinzu: »Du solltest sogar froh sein, wenn ich zur Polizei gehe. Oder glaubst du, es ist toll, im Frauenknast zu landen? Nur Frauen, geil!« Er grinste sie spöttisch an.
    Marta Maria ließ das nicht auf sich sitzen. »Dann können wir ja miteinander telefonieren und uns schmutzige Geschichten erzählen. Ein so schnuckeliger Typ wie du, mein Süßer, wird in Litla-Hraun bestimmt äußerst beliebt sein.« Sie erwiderte sein spöttisches Grinsen.
    »Ach, jetzt hört endlich auf«, sagte Bríet schließlich. Marta Maria und Halldór blickten sie nur verwundert an, sodass sie wieder in ihr Glas starrte, diesmal mit leicht geröteten Wangen. Dann murmelte sie vor sich hin: »Ich hab keine Lust im Frauenknast zu landen, und ich will auch nicht, dass du nach Litla-Hraun musst.« Sie schaute auf und richtete ihren Blick auf Halldór. »Ich hab eine Scheißangst.«
    Halldór lächelte ihr mitfühlend zu. Er mochte Bríet, eigentlich noch viel mehr als das; er fand sie sehr anziehend – auch wenn er sich noch nicht im Klaren darüber war, ob es über rein sexuelle Anziehung hinausging. »Niemand muss ins Gefängnis.« Er warf Marta Maria einen Blick zu. »Da siehst du, wie weit du es gebracht hast; du hast Bríet mit deinem Gerede total verängstigt.«
    Marta Maria machte ein beleidigtes Gesicht. »Ich? Aber hallo! Du hast angefangen, über Gefängnisse zu reden – nicht ich.« Sie sah Bríet an, verdrehte die Augen und stöhnte. »Wer hatte eigentlich die Idee, hierher zu kommen?«
    Sie saßen im Hótel 101 in der Hverfisgata im Kaminzimmer neben der Bar, wo Rauchen erlaubt war. Ihr Freund Harald hatte dieses Lokal sehr gemocht und als er ihre seltsame Clique angeführt hatte, waren sie ständig hier gewesen. Seit er nicht mehr unter ihnen war, hatte dieser Ort seinen Charme verloren. Halldór senkte den Kopf und schüttelte ihn dann konfus. »Um Gottes willen, Marta. Ich bin echt am Ende. Können wir nicht wie Freunde miteinander reden? Ich dachte, du würdest mir helfen. Ich finde es schrecklich, dass Hugi im Knast sitzt. Das musst du doch verstehen.« Er schaute auf, ohne ihr in die Augen zu sehen, und griff nach der Zigarettenschachtel, die in der Mitte des Tisches lag. »Dieses Durcheinander macht mich noch ganz verrückt. Wann zum Teufel ist eigentlich die Beerdigung?«
    Bríet schaute Marta Maria besorgt an. Sie hoffte, ihre Freundin würde einen anderen Ton anschlagen. Bríets Wunsch wurde erhört. Marta Maria atmete tief durch und änderte das hochmütige Verhalten, das sie seit einer Viertelstunde an den Tag gelegt hatte.
    »Ach, Dóri.« Sie streckte sich über den Tisch, umfasste Halldórs Kinn und zwang ihn, ihr in die Augen zu schauen. »Wir sind doch Freunde, oder?« Er nickte schwach. »Dann hör auf mich. Wenn du dich in die Sache einmischst, hilfst du Hugi nicht.« Er schaute sie konzentriert an und sie redete ruhig weiter. »Denk drüber nach. Nichts von

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