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Das letzte Sakrament

Das letzte Sakrament

Titel: Das letzte Sakrament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kowa
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verstand Roger Simovic. Das war der Professore .
    »Ich bitte um Verzeihung, dass ich unser gestriges Treffen nicht wahrgenommen habe«, entschuldigte sich der Mann und hielt Simovic die Hand hin. »Aber ich wollte mich vergewissern, dass Sie an dieser Geschichte ernsthaft interessiert sind. Wie ich sehe, geben Sie nicht so schnell auf.«
    »Hätte Michelangelo schnell aufgegeben, wäre die Sixtinische Kapelle nie fertig geworden, oder?«, antwortete Simovic. Er war innerlich längst nicht so ruhig, wie er sich gab. Er war es nicht mehr gewohnt, dass er von jemandem geprüft wurde. Aber dieses Mal legte nicht er die Spielregeln fest. Noch nicht .
    »Ich schlage vor, dass wir uns an einen weniger gefährlichen Ort begeben«, sagte der Mann und zwinkerte ihm zu.
    Simovic sah ihn fragend an.
    »Schließlich hat der Vatikan die höchste Kriminalitätsrate der Welt.« Der Professore lachte. »Auf einen Einwohner kommen zwei Straftaten. Pro Jahr!«
    »Bei knapp fünfhundert Einwohnern und achtzehn Millionen Besuchern ist das auch kein Wunder«, entgegnete Simovic. Er wusste nur zu gut, wie man eine Statistik manipulierte, damit sie spektakulär klang.
    »Wie ich sehe, lassen Sie sich nicht so einfach an der Nase herumführen«, bemerkte der Professore und rieb sich über das glatt rasierte Kinn. »Ich habe nichts anderes erwartet. Mittelmäßige Journalisten gibt es zur Genüge. Ich brauche jemanden, der intelligent ist, der keine Vorurteile hat und der bereit ist, eine brandheiße Story anzupacken. Eine Story, die so kontrovers diskutiert werden wird wie keine andere zuvor.«
    Simovic fühlte sich geschmeichelt und lächelte. »Ich glaube, das wird eine erfolgreiche Zusammenarbeit.«
    »Es ist schön, dass Sie das glauben«, sagte der Professore. »Aber bedenken Sie, der Weg zum Glauben ist kurz und eben, der Weg zum Wissen hingegen lang und steinig.«
    »Nicht wenn man eine Abkürzung kennt«, entgegnete Simovic.
    Der Professore lächelte mild und wies mit dem Kopf Richtung Ausgang. Dann ging er los, Simovic folgte ihm.
    Vor dem Museum wartete ein dunkler Bentley mit laufendem Motor. Ein Chauffeur stieg aus und öffnete die Tür zum Fond. Der Professore lies Simovic einsteigen, dann setzte er sich neben ihn. Sofort fuhr der Wagen los. »Möchten Sie einen Aperitif?«
    Simovic nickte. »Gerne.«
    Der Professore schenkte zuerst ihm und dann sich selbst einen Drink ein. »Entschuldigung, dass ich mich noch nicht vorgestellt habe«, sagte er schließlich. »Mein Name ist Professor Franz Wismut.«
    »Dass Sie Professor sind, liegt auf der Hand«, erwiderte Simovic. »In welchem Fachgebiet?«
    »Molekularbiologie.«
    »Ich dachte, Geschichte«, versuchte Simovic zu scherzen.
    »Sollte nicht jeder gebildete Mann auch ein Historiker sein?«, entgegnete Wismut. »Nur aus der Geschichte kann man lernen, ohne selbst Fehler zu machen.«
    Ich hoffe, du hast noch was anderes drauf als diese Weisheiten , dachte Simovic, doch er lächelte, und der Professor prostete ihm zu.
    Keine zehn Minuten später erreichten sie die Ponte Sant’Angelo. Der Wagen hielt. Ohne ein Wort zu sagen, stieg Professor Wismut aus. Simovic blickte durch die getönten Scheiben nach draußen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Tibers ragte das Castel Sant’Angelo auf.
    Auch er stieg aus und folgte dem Professor zu einem mehrstöckigen Altbau, in dessen Erdgeschoss sich ein Antiquitätenladen befand. Das Gebäude sah von außen wenig einladend aus, der Putz war gleich an mehreren Stellen abgebröckelt. Doch schon der Hausgang mit seinem weißen Stuck und der geschwungenen Steintreppe bot ein anderes Bild.
    Wismut stieg die Steintreppe so schnell hinauf, dass Simovic Mühe hatte, ihm zu folgen. Vier Stockwerke höher endeten die Stufen vor einer Wohnungstür. Der Professor hatte die Tür schon geöffnet. Von außen sah sie aus, als wäre sie ganz aus Holz, doch an der Zarge erkannte Simovic, dass sie mit einem Metallkern verstärkt war. Davor befand sich ein Zugangsterminal mit Nummerntastatur. Deswegen hast du dich so beeilt , dachte Simovic. Du wolltest nicht, dass ich die Kombination sehe.
    Simovic folgte dem Professor in die Wohnung. Direkt neben dem Eingang lagen ein biochemisches Labor und ein Arbeitszimmer. Dahinter folgte ein Raum, der den Reporter an einen War Room erinnerte. Mehrere 70-Zoll-Monitore und eine Leinwand mit Beamer hingen an der Wand, daneben sah Simovic einige kleinere Displays, auf dem die Videosignale verschiedener

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