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Das letzte Sakrament

Das letzte Sakrament

Titel: Das letzte Sakrament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kowa
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Außerdem wollte er seinem Freund Alex helfen.
    Seinem Freund? Ja, obwohl sie nur wenige Monate zusammengearbeitet hatten, war Alex Pandera mehr geworden als nur ein Arbeitskollege. Für keinen sonst hätte er diese Observierung übernommen. Eine ganz besondere Observierung – mit anschließendem Einbruch. Doch eins nach dem anderen. Zuerst musste er sich einen Überblick verschaffen und das Haus eine Zeit lang beobachten.
    Die Wohnung lag im Dunkeln, kein Wunder, schließlich war es zwei Uhr nachts. Das konnte natürlich auch heißen, dass Professor Wismut schon schlief, aber Pandera war sich sicher, dass er Rom verlassen hatte. Warum sollte der Mann auch länger als nötig in der Stadt bleiben?
    Wismut galt als öffentlichkeitsscheu. Es gab sicher einen guten Grund, dass er die Geschichte ausgerechnet BIGNEWS anvertraut hatte. Der Sender würde sie am Kochen halten. Und der Professor konnte in Ruhe verschwinden.
    Das war auch besser für den Jungen, was immer man von ihm halten mochte. Sander war es gleichgültig, ob es der echte Jesus war oder nicht. Es war ein Kind, das beschützt werden musste. Er bezweifelte, dass der Professor dazu in der Lage war. Schon deshalb mussten sie ihn finden.
    Kurt Sander wartete eine halbe Stunde. Alle Fenster des mehrstöckigen Hauses blieben dunkel. Dann stieg er aus dem Auto, schloss es ab, nahm seinen Rucksack und schlenderte zum Eingang.
    Er blickte sich um. Niemand in der Nähe. Kein Wunder um die Uhrzeit. Er ließ den mitgebrachten Dietrich ins Schloss gleiten. Es dauerte keine dreißig Sekunden, dann hatte er die Eingangstür geöffnet. Er stieg die Treppen hoch in das oberste Stockwerk und blieb vor der Eingangstür zu Wismuts Wohnung stehen.
    Dort wo normalerweise das Türschloss war, befand sich ein Terminal zur Eingabe einer Zahlenkombination. Sander klopfte leise an die Tür. Dem dumpfen Pochen nach zu urteilen war sie mit Stahl verstärkt. Alex hatte zwar gesagt, dass es nicht einfach werden würde, aber, Gottfried Stutz, das Ding war ein Tresor! Und Tresorknacken war nun nicht gerade sein Metier. Aber er war ja flexibel.
    Sander öffnete den Rucksack und nahm einen Schweißbrenner heraus. Hoffentlich hatte keiner der Hausbewohner einen leichten Schlaf. Er setzte die Schutzbrille auf und schaltete das Gerät an. Die Flamme fraß sich durch die Holzverkleidung wie durch Butter, doch der darunter liegende Stahlkern schien nicht einmal ins Schwitzen zu kommen. Sander drehte den Brenner auf maximale Leistung.
    Nach gut zehn Minuten hatte er um das Zahlenterminal herum einen Kreis geschweißt. Mit einem dumpfen Knall landete es auf dem Boden. Das war sicherlich nicht die eleganteste Art, in eine Wohnung einzubrechen, aber sie funktionierte. Leider war sie auch nicht ganz geräuschlos, aber angeblich wurde das Haus nur von Senioren bewohnt. Und wie er aus eigener Erfahrung wusste, hörten die ja nicht mehr so gut. Sander zweifelte nicht daran, dass Alex gut recherchiert hatte, aber er hatte trotzdem ein mulmiges Gefühl.
    Er ging in die Wohnung, räumte sein Werkzeug in den Rucksack und sah kurz in alle Räume. Niemand da. Im Wohnzimmer fiel ihm als Erstes die riesige Abbildung des Turiner Grabtuchs auf, die an der Wand hing. Hier war er richtig. Er ging zurück ins Treppenhaus und öffnete ein Fenster, um den Brandgeruch des Schweißbrenners zu vertreiben. Anschließend schob er das Zahlenterminal notdürftig wieder in die Tür und fixierte es von innen mit Klebeband. Er betrachtete das Resultat von außen und rieb sich über die Stirn. Es sah beschissen aus.
    Er holte eine Leiter aus der Wohnung und drehte die Glühbirne im Treppenhaus aus der Fassung, sodass der Bereich vor Wismuts Tür im Dunkeln blieb. Zumindest heute Nacht würde einem flüchtigen Beobachter nichts auffallen. Sander ging zurück in die Wohnung, schloss die Tür hinter sich und begann mit der Durchsuchung.
    Zwei Stunden später sank er erschöpft in die Couch. Wismut hatte weder einen Computer noch ein Mobiltelefon zurückgelassen, genauso wenig geschäftliche oder persönliche Unterlagen. Einzig einen Krabbelkäfig hatte Sander gefunden, wohl für den kleinen Jesus. Sander sicherte die Spuren – darunter auch ein paar Haare für eine DNA-Analyse – und packte sie in den Rucksack. Er blickte sich noch einmal um. Die Wohnung war penibel aufgeräumt, viel zu penibel. Der Kühlschrank war leer und ausgeschaltet, in der Küche gab es nur Konserven mit langem Haltbarkeitsdatum. Wismut schien nicht

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