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Das letzte Theorem

Das letzte Theorem

Titel: Das letzte Theorem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pohl Clarke
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keine Bagatelle, ganz im Gegenteil. Also, etwas ungeheuer Wichtiges muss erst noch passieren,
und danach kannst du deine neue Stelle antreten. Ich darf dir nicht verraten, was es ist, aber wenn du es in den Nachrichten hörst, weißt du Bescheid. Und dann kannst du Pasadena Adieu sagen. Halte dich also zum Aufbruch bereit, Ranj. Das ist alles, was die Nachrichtendienste mir vorläufig erlaubt haben zu sagen - bis später dann!«
    Die Nachricht auf dem Chip war zu Ende, und der Bildschirm wurde leer.
    Zehn Minuten später, nachdem der Kurier den Chip wieder an sich genommen hatte und gegangen war, holte Myra vom obersten Regal des Küchenschranks die Flasche Wein, die sie sich für besondere Gelegenheiten aufgespart hatten. Sie füllte zwei Gläser, legte den Kopf schräg und lauschte, ob Natasha schlief oder vielleicht wach geworden war und greinte. Als sie sich davon überzeugt hatte, dass mit der Kleinen alles in Ordnung war, wandte sie sich mit fragender Miene an Ranjit. »Sag mal, hast du eine Ahnung, was hier vorgeht?«
    Ranjit stieß mit ihr an und trank einen Schluck Wein, ehe er antwortete: »Nein. Ich hab keinen blassen Schimmer.« Eine Weile saß er schweigend da, dann sagte er grinsend: »Aber das ist mir egal - wenn ich Gamini nicht trauen kann, wem könnte ich dann trauen? Wir warten einfach ab, wie die Dinge sich entwickeln.«
    Myra nickte, trank ihr Glas leer und stand auf, um nach Natasha zu sehen. »Etwas Gutes zeichnet sich schon am Horizont ab«, meinte sie. »Mit scheint, als hätte diese leidige Warterei bald ein Ende.«
     
    Sie sollte Recht behalten. Bereits drei Tage später hörte Ranjit - der sich bemühte, ein paar wirklich große Primzahlen zu finden, mit denen die Kryptografen dann spielen konnten - auf dem Korridor Lärm, und als er nachschaute, sah er, dass die Hälfte des Personals versuchte, sich in den Aufenthaltsraum am Ende des Gangs zu quetschen. Alle drängten sich um das Fernsehgerät, in dem gerade eine Nachrichtensendung lief.
Auf dem Bildschirm sah man eine lange Kolonne von Militärfahrzeugen, die durch eine Bresche in einem Zaun strömten. »Korea!«, brüllte ein Mann, der dicht vor dem Fernseher stand. »Sie dringen in Nordkorea ein! Und jetzt haltet alle die Klappe, damit wir hören können, was gesagt wird!«
    Tatsächlich fand eine Invasion Nordkoreas statt, doch seltsamerweise war nichts von der riesigen Armee des Anbetungswürdigen Führers zu sehen; offenkundig fand nicht einmal ein Versuch statt, die Grenze zu verteidigen.
    »Das ist doch Wahnsinn!«, ächzte der Mann neben Ranjit. »Irgendwas muss passiert sein!«
    Er hatte Ranjit nicht angeschaut und schien keine Antwort von ihm zu erwarten; trotzdem bekam er eine. »Ganz bestimmt ist was passiert«, pflichtete er dem Mann bei und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Sogar etwas ungeheuer Wichtiges!«

25
Stiller Donner
    In den Aufzeichnungen des Pentagons hatte das Ding einen offiziellen Namen, doch die Wissenschaftler, die es erfunden hatten, die Konstrukteure, die es bauten, und die Militärs, die es auf den Weg schickten, nannten es nur »Stiller Donner«.
    Um Mitternacht startete Stiller Donner von seinem Geburtsort, der sich auf dem alten Boeing-Gelände außerhalb von Seattle, Washington, befand, und flog in mäßigem Tempo von tausend Stundenkilometern in Richtung Westen. Man hatte den Zeitpunkt für den Start nicht der Dunkelheit wegen gewählt, um zu verhindern, dass Stiller Donner vom Feind gesichtet würde. Nicht entdeckt zu werden war ohnehin unmöglich, denn mittlerweile besaß so gut wie jede Nation ihre Spionagesatelliten, die vom Himmel aus sämtliche Vorgänge beobachteten.
    Es war immer noch dunkel, als Stiller Donner ein paar Stunden später auf einer hohen Flugbahn den Pazifik überquert hatte und dann »wie ein Stein« - so schilderte es später der Pilot - fast auf Meeresniveau herabfiel. Dicht über dem Wasser glitt Stiller Donner zwischen den Inseln Honshu und Hokkaido hindurch und erreichte das Japanische Meer.
    Danach erwies sich die Dunkelheit für die Menschen, die Stiller Donner steuerten, als ein Vorteil. Kein neugieriger Reporter auf einer der japanischen Inseln würde Stiller Donner sehen und seine Beobachtung schon in den Frühnachrichten ausposaunen. Die Radarschirme des japanischen Militärs, das in Aomori und Hakadate winzige Stützpunkte unterhielt, leuchteten
natürlich auf. Doch das spielte keine Rolle. Japan besaß nicht die Waffen, um etwas gegen Stiller Donner

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