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Das letzte Theorem

Das letzte Theorem

Titel: Das letzte Theorem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pohl Clarke
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wieder zusammenzusetzen, damit ein Rennen stattfinden kann, das in der Geschichte der Menschheit einzigartig ist. Gott schütze Sie alle, und kommen Sie nach diesem Rennen wohlbehalten und sicher heim.«
    Damit war der feierliche Akt auch schon zu Ende, bis auf die Umarmungen und Küsse, die noch ausgetauscht wurden, ehe die Piloten und ihre Helfer auf die Einstiegsplattform des Skyhook zusteuerten. Zufrieden bemerkte Ranjit, dass dieser Ronaldinho Olsos aus Brazil die erste Kapsel bestieg, während Natasha sich in der Gruppe befand, die in der dritten Kapsel transportiert werden sollte.
    Nachdem sie Natasha zum vierten oder fünften Mal zum Abschied geküsst hatten, und es ihnen endlich gelungen war, Robert ihren Armen zu entwinden, schloss sich die um eine Person verkleinerte Familie Subramanian den anderen Leuten an, die zu den wartenden Bussen zurückgingen.
    Dabei trafen sie auf Joris Vorhulst, der ihnen buchstäblich den Weg versperrte; er stand allein da und sprach erregt in seinen Taschencomputer.
    »Was ist los, Joris?«, erkundigte sich Myra, als sie ihn erreicht hatten. »Gibt’s ein neues Problem? Wurde vielleicht eine zweite Supernova gesichtet?«

    Sie sprach in einem scherzhaften Ton, aber Vorhulsts Miene blieb ernst. Er klappte den Taschencomputer zusammen und schüttelte den Kopf. »Nicht direkt. Vielleicht handelte es sich bei dem Helligkeitsausbruch gar nicht um eine Supernova. Jetzt, da die Weltraumteleskope präzise ausgerichtet sind, kann man das Phänomen besser beobachten, und vor allen Dingen konnte man die Entfernung exakter bestimmen. So nah an der Erde dürfte es gar keine Supernova geben. Möglicherweise hat sich die Explosion direkt in der Oort’schen Wolke ereignet.«
    Myra stockte der Atem. »Sind die Rennteilnehmer gefährdet?«
    Vorhulst schüttelte vehement den Kopf. »Nein, überhaupt nicht. Für die Sonnensegler besteht nicht das geringste Risiko, denn sie bleiben ja in einer niedrigen Erdumlaufbahn. Wenn ich vorhin sagte, die Helligkeitseruption hätte zu nah an der Erde stattgefunden, um eine Supernova zu sein, legte ich astronomische Maßstäbe an. Dieses Ereignis, was immer es auch sein mag, findet in einer ungeheuren Entfernung von uns statt. Ich frage mich nur, was wir da beobachtet haben.«
     
    Hoch droben im Orbit, wo die Montage der Sonnensegler beinahe abgeschlossen war, tat sich etwas. Keiner der jungen Leute, die auf den Start warteten, konnte ahnen, dass sie nicht allein waren.
    Niemand entdeckte die winzigen Raumschiffe der Neungliedrigen, denn die hatten längst wieder ihre Photonen-Shifter aktiviert. Aber die Crews der Neungliedrigen waren genauso verwirrt und ratlos wie Joris Vorhulst drunten auf der Erde, wenn auch aus einem völlig anderen Grund. Diese sieben fast komplett zusammenmontierten Segelschiffe gaben ihnen Rätsel auf. Wozu dienten diese Konstruktionen? Von irgendwelchen Waffensystemen ließ sich keine Spur entdecken. Das nahm den Neungliedrigen eine Sorge ab, doch eine andere blieb bestehen. Keiner hatte auch nur den Schimmer einer Ahnung, welchen Sinn und Zweck diese Raumfahrzeuge erfüllten. Und den Neungliedrigen behagte es ganz und gar nicht, den Großen Galaktikern gegenüber ihre Ignoranz zugeben zu müssen.

37
Das Rennen
    Natashas Schiff hieß Diana , und diesen Namen hatte sie selbst ausgesucht. Es war noch nie zuvor im Einsatz gewesen, jetzt stand es sozusagen vor seinem Jungfernflug. Doch noch lag es vertäut an seinem Mutterschiff, während das gigantische runde Segel unter dem Druck des stummen Windes, der durch das All strömte, ungeduldig am Rigg zerrte. Das Rennen konnte beginnen.
    »Noch zwei Minuten bis zum Start«, tönte es aus dem Funkgerät in ihrer Kabine. »Letzter Systemcheck.«
    Ein Skipper nach dem anderen antwortete. Natasha erkannte jede einzelne Stimme - einige klangen gestresst, manche schon beinahe unnatürlich ruhig -, denn sie gehörten zu ihren Freunden und Rivalen. Verteilt über den ganzen Globus und überall dort, wohin die Menschheit sich mittlerweile ausgebreitet hatte, gab es höchstens zwanzig Männer und Frauen, die über das Geschick verfügten, einen Sonnensegler zu fliegen. Jeder Einzelne dieser Piloten befand sich entweder hier an der Startlinie, wie Natasha, oder an Bord eines der Begleitschiffe, die sechsunddreißigtausend Kilometer über dem Erdäquator im Orbit kreisten.
    »Nummer eins, Gossamer . Von mir aus kann’s losgehen!«
    »Nummer zwei, Woomera , alles okay!«
    »Nummer drei, Sunbeam.

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