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Das letzte Theorem

Das letzte Theorem

Titel: Das letzte Theorem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pohl Clarke
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sich zurzeit nicht in einem Einsatz, der von der UNO oder den USA getragen wird. Wir haben uns die Maschine ausgeborgt, um dich nach Hause zu holen.«
    »Und wer ist ›wir‹?«
    Gamini schüttelte abermals den Kopf und erwiderte grinsend: »Das kann ich dir nicht sagen, jedenfalls noch nicht. Schade. Ich wusste, dass dich das Gebiet, mit dem wir uns befassen, interessieren würde. Ich hatte sogar fest vorgehabt, dich zu fragen, ob du nicht Lust hättest, bei uns einzusteigen, aber ehe ich dazu kam, tratest du deine Kreuzfahrt an.«
    Ranjit führte gerade den vollen Löffel an den Mund, doch mitten in der Bewegung hielt er inne und maß Gamini mit einem langen und nicht besonders freundlichen Blick. »Willst
du damit sagen, dass du auf einmal ein so hohes Tier geworden bist, dass du dir ein solches Flugzeug borgen kannst, um deine privaten Angelegenheiten zu erledigen?«
    Gamini lachte schallend. »Ich? Nein! Mit mir hat das nichts zu tun. Ich bekam das Flugzeug, weil mein Vater es angefordert hat. Er hat in der UNO einen Job ziemlich weit oben an der Spitze, weißt du.«
    »Und was ist das für ein Job?«
    »Darüber darf ich nicht reden, frag also lieber nicht. Und frag mich auch nicht, aus welchem Land wir dich gerade rausgeschleust haben. Dich zu finden, war kein Kunststück, nachdem wir Tiffany Kanakaratnam zu fassen kriegten - Oh!«, fügte er hinzu, als er bemerkte, wie Ranjit auf diesen Namen reagierte, »das ist etwas, das ich dir erzählen kann, jedenfalls bis zu einem gewissen Punkt. Ich … äh … nutzte die hohe Position meines Vaters aus, um selbst per Computer nach dir zu forschen. Ich machte das ähnlich wie du, als du das Passwort deines Matheprofessors herausgefunden hast. Ich gab die Namen jeder Person ein, die eventuell etwas über deinen Aufenthaltsort wissen konnte - Myra de Soyza, Maggie, Pru, dann die Namen sämtlicher deiner Dozenten an der Uni und die Namen aller Mönche, die im Tempel deines Vaters arbeiten. Zu guter Letzt kamen die Kanakaratnams an die Reihe. Keine Sorge«, fügte er hinzu, als er die nächste Reaktion in Ranjits Zügen las, »ich fand nichts, was dich in Verlegenheit bringen könnte. Wir wollten bloß wissen, mit wem du am Tag deines Verschwindens Kontakt hattest, sei es eine persönliche Begegnung oder ein Gespräch. Aber wir wurden nicht fündig. Von den beiden erwachsenen Kanakaratnams war auch keine Spur zu entdecken, was meiner Meinung nach bedeutet, dass sie zusammen mit dem Rest der Piraten unmittelbar nach ihrer Verurteilung durch ein Gericht erschossen wurden. Aber im Laufe der Zeit fügte ich jeden Namen hinzu, der mir noch einfiel, und als ich dann die Namen der vier Kinder eintippte, hatten wir das erste brauchbare Resultat. Man hatte sie natürlich festgenommen,
aber um wegen Piraterie verurteilt zu werden, waren sie noch viel zu jung. Wir stöberten sie bei Verwandten in der Nähe von Killinochchi auf, und Tiffany beschrieb uns die Leute, die dich mitgenommen hatten. Sie gab eine genaue Beschreibung der Helikopter und der Stelle, an der das Schiff auf Grund lief. Ich musste lange suchen, aber schließlich fand ich heraus, wo du festgehalten wurdest. Du hättest noch jahrelang in dem Gefängnis verrotten können.«
    »Und was sind das für Leute, die mich verschleppt haben?«
    »Ach, Ranj«, stöhnte Gamini, »fang bitte nicht schon wieder damit an. Etwas Genaues kann ich dir nicht sagen, aber ich werde mich mal etwas allgemeiner ausdrücken, ohne ins Detail zu gehen. Weißt du, was man unter einer ›außerordentlichen Auslieferung‹ versteht? Oder was die Mitglieder des britischen Oberhauses, die mit richterlichen Befugnissen versehen sind, über die Anwendung der Folter sagen?«
     
    Ranjit war in beiden Fällen völlig ahnungslos, aber nachdem er ein paar Stunden lag tief und fest geschlafen hatte, klärte Gamini ihn auf. Damals, in der Zeit, als es überall auf der Welt kriselte, waren einige der Großmächte, zum Beispiel die USA, offiziell dagegen, Folter anzuwenden, um aus Gefangenen Informationen herauszupressen. Allerdings befanden sich Menschen in ihrem Gewahrsam, die mit Sicherheit wichtige Dinge wussten, sie jedoch niemals freiwillig preisgeben würden. Folter galt als eine unzuverlässige Methode, um aus Menschen die Wahrheit herauszubekommen - irgendwann trat immer eine Phase ein, in der jeder alles sagte, was man von ihm hören wollte, egal, ob es nun stimmte oder nicht, Hauptsache, die Schmerzen hörten auf -, doch einen anderen Weg, um an

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