Das letzte Treffen
zwei und dauerte bis zum Abend. Danach gingen wir im Hotel gemeinsam
zum Abendessen, aber anschließend haben sich unsere Wege getrennt.
Ich habe ihn danach nicht mehr gesehen.«
»Um was ging es bei
eurem Treffen?«
»Wir haben verschiedene
Projekte besprochen, bei denen wir beide Interessen zu wahren haben - oder
hatten, aber wir haben uns auch über ein paar neue vorteilhafte Geschäfte
ausgetauscht«, antwortet Andri. »Ich kann keine Details
unseres Gespräches preisgeben, das fällt unter das Geschäftsgeheimnis.«
»Das ist eine
Ermittlung in einem Mordfall«, sagt Raggi barsch. »In solch
einer Situation ist es zwecklos, sich hinter dem Bank- oder Geschäftsgeheimnis
zu verstecken.«
»Meine Finanzen sind
meine Privatsache.«
»Dazu kommen wir später.
Welcher Konflikt entstand auf eurem Treffen?«
»Selbstverständlich
waren wir nicht in allem einer Meinung«, antwortet Andri Ólafur.
»Es ist kein Geheimnis, dass ich nicht bereit war, höhere
Summen in gewisse Geschäfte zu investieren, die er vorschlug, aber
wir vereinbarten, andere Projekte gemeinsam zu finanzieren. So war es
schon immer bei uns: Wir werfen viele verschiedene Ideen auf, und bei
genauerer Betrachtung stellen sich manche als unrentabel oder undurchführbar
heraus. Keiner von uns beiden nahm diese Ablehnung persönlich, es
ging immer nur um Business, nichts anderes.«
»Habt ihr Persönliches
besprochen?«
»Donalds und meine
Beziehung war rein geschäftlich. Es gab keine persönlichen
Konflikte zwischen uns.«
»Habt ihr persönliche
Angelegenheiten besprochen?«, wiederholt Raggi.
»Während des
Abendessens sind wir auf leichtere Themen gekommen.«
»Welche leichteren
Themen?«
»Wir erzählten uns
gegenseitig, was wir seit unserem letzten Treffen zu unserem Vergnügen
unternommen haben«, erklärt Andri Olafur. »Donald hatte
seinen Spaß an Golf, er genoss es in vollen Zügen, auf den
feinsten Golfplätzen der USA zu spielen. An dem Abend hat er mir von
so einer Golftour mit einem hohen Offizier des Pentagon erzählt. Ich
glaube, ich habe etwas über meine letzte Skireise nach St. Anton in
Österreich zum Besten gegeben. Wir berichteten uns auch gegenseitig,
wie wir letztes Jahr Silvester gefeiert haben und so weiter. Es war eine
gemütliche Stunde bei gutem Essen.«
Raggi nimmt wieder die
Plastiktüte mit dem Messer in die Hand und wendet sie in den Händen.
Als ob er uns herausfordern würde.
»Was ist nach dem Essen
passiert?«, fragt er nach einer guten Weile.
»Ich habe mich kurz
nach zwanzig Uhr an diesem Abend von Donald verabschiedet und ging zum
Laugavegur hoch.«
»Ist er noch im Hotel
geblieben?«
»Ja, ich habe mich an
der Bar von ihm verabschiedet.«
»Wollte Donald während
seines Islandaufenthaltes noch andere treffen?«
»Darüber weiß
ich nichts«, antwortet Andri. »Ich nehme jedoch an, dass er an
diesem Abend nicht an Geschäfte gedacht hat.«
»Hat er gesagt, was er
für den Abend geplant hat?«
»Nein, aber soweit ich
verstanden habe, hatte er eine Verabredung.«
»Mit wem?«
»Er hat keine Namen
genannt.«
»Aber?«
»Nichts aber, ich weiß
leider nicht, wen er treffen wollte.«
»Trotzdem bist du
sicher, dass Donald sich mit jemandem an diesem Montagabend vergnügen
wollte?«
»Das habe ich herausgehört.«
»Warum seid ihr dann
nicht zusammen losgezogen?«
»Ich habe kein
Interesse daran, in Donalds Privatleben hineingezogen zu werden.«
»Warum nicht?«
»Ich habe es mir schon
vor langer Zeit zur Regel gemacht, Privatleben und Geschäfte
nie zu vermischen. Beides zusammen funktioniert auf die Dauer nicht.«
Raggi hebt die Plastiktüte
erneut hoch und jetzt so, dass das Messerblatt auf Andri Olafur zeigt.
»Du kennst dieses
Messer, oder?«, fragt er.
»Mir scheint, dass es
ein gewöhnliches Küchenmesser ist.«
»Gewöhnlich? Wie
man's nimmt. Wir haben so ein Messerset bei dir zu Hause gefunden.«
»Soweit ich weiß,
sind diese Messer recht weit verbreitet.«
»Aber es fehlt ein
Messer in deinem Set. Unsere Recherchen haben ergeben, dass genau so ein
Messer wie dieses fehlt.«
»Das ist mir nicht
bekannt«, antwortet Andri Ólafur. Seine Stimme zittert
leicht. Zum ersten Mal bei diesem Verhör.
Raggi legt das Messer auf den
Tisch, öffnet die graue Akte, holt die oberste Klarsichthülle
heraus und schiebt sie zu uns hinüber. Darin befindet sich
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