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Das letzte Treffen

Das letzte Treffen

Titel: Das letzte Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blomkvist
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zwei und dauerte bis zum Abend. Danach gingen wir im Hotel gemeinsam
     zum Abendessen, aber anschließend haben sich unsere Wege getrennt.
     Ich habe ihn danach nicht mehr gesehen.«
    »Um was ging es bei
     eurem Treffen?«
    »Wir haben verschiedene
     Projekte besprochen, bei denen wir beide Interessen zu wahren haben - oder
     hatten, aber wir haben uns auch über ein paar neue vorteilhafte Geschäfte
     ausgetauscht«, antwortet Andri. »Ich kann keine Details
     unseres Gespräches preisgeben, das fällt unter das Geschäftsgeheimnis.«
    »Das ist eine
     Ermittlung in einem Mordfall«, sagt Raggi barsch. »In solch
     einer Situation ist es zwecklos, sich hinter dem Bank- oder Geschäftsgeheimnis
     zu verstecken.«
    »Meine Finanzen sind
     meine Privatsache.«
    »Dazu kommen wir später.
     Welcher Konflikt entstand auf eurem Treffen?«
    »Selbstverständlich
     waren wir nicht in allem einer Meinung«, antwortet Andri Ólafur.
     »Es ist kein Geheimnis, dass ich nicht bereit war, höhere
     Summen in gewisse Geschäfte zu investieren, die er vorschlug, aber
     wir vereinbarten, andere Projekte gemeinsam zu finanzieren. So war es
     schon immer bei uns: Wir werfen viele verschiedene Ideen auf, und bei
     genauerer Betrachtung stellen sich manche als unrentabel oder undurchführbar
     heraus. Keiner von uns beiden nahm diese Ablehnung persönlich, es
     ging immer nur um Business, nichts anderes.«
    »Habt ihr Persönliches
     besprochen?«
    »Donalds und meine
     Beziehung war rein geschäftlich. Es gab keine persönlichen
     Konflikte zwischen uns.«
    »Habt ihr persönliche
     Angelegenheiten besprochen?«, wiederholt Raggi.
    »Während des
     Abendessens sind wir auf leichtere Themen gekommen.«
    »Welche leichteren
     Themen?«
    »Wir erzählten uns
     gegenseitig, was wir seit unserem letzten Treffen zu unserem Vergnügen
     unternommen haben«, erklärt Andri Olafur. »Donald hatte
     seinen Spaß an Golf, er genoss es in vollen Zügen, auf den
     feinsten Golfplätzen der USA zu spielen. An dem Abend hat er mir von
     so einer Golftour mit einem hohen Offizier des Pentagon erzählt. Ich
     glaube, ich habe etwas über meine letzte Skireise nach St. Anton in
     Österreich zum Besten gegeben. Wir berichteten uns auch gegenseitig,
     wie wir letztes Jahr Silvester gefeiert haben und so weiter. Es war eine
     gemütliche Stunde bei gutem Essen.«
    Raggi nimmt wieder die
     Plastiktüte mit dem Messer in die Hand und wendet sie in den Händen.
     Als ob er uns herausfordern würde.
    »Was ist nach dem Essen
     passiert?«, fragt er nach einer guten Weile.
    »Ich habe mich kurz
     nach zwanzig Uhr an diesem Abend von Donald verabschiedet und ging zum
     Laugavegur hoch.«
    »Ist er noch im Hotel
     geblieben?«
    »Ja, ich habe mich an
     der Bar von ihm verabschiedet.«
    »Wollte Donald während
     seines Islandaufenthaltes noch andere treffen?«
    »Darüber weiß
     ich nichts«, antwortet Andri. »Ich nehme jedoch an, dass er an
     diesem Abend nicht an Geschäfte gedacht hat.«
    »Hat er gesagt, was er
     für den Abend geplant hat?«
    »Nein, aber soweit ich
     verstanden habe, hatte er eine Verabredung.«
    »Mit wem?«
    »Er hat keine Namen
     genannt.«
    »Aber?«
    »Nichts aber, ich weiß
     leider nicht, wen er treffen wollte.«
    »Trotzdem bist du
     sicher, dass Donald sich mit jemandem an diesem Montagabend vergnügen
     wollte?«
    »Das habe ich herausgehört.«
    »Warum seid ihr dann
     nicht zusammen losgezogen?«
    »Ich habe kein
     Interesse daran, in Donalds Privatleben hineingezogen zu werden.«
    »Warum nicht?«
    »Ich habe es mir schon
     vor langer Zeit zur Regel gemacht, Privatleben und Geschäfte
     nie zu vermischen. Beides zusammen funktioniert auf die Dauer nicht.«
    Raggi hebt die Plastiktüte
     erneut hoch und jetzt so, dass das Messerblatt auf Andri Olafur zeigt.
    »Du kennst dieses
     Messer, oder?«, fragt er.
    »Mir scheint, dass es
     ein gewöhnliches Küchenmesser ist.«
    »Gewöhnlich? Wie
     man's nimmt. Wir haben so ein Messerset bei dir zu Hause gefunden.«
    »Soweit ich weiß,
     sind diese Messer recht weit verbreitet.«
    »Aber es fehlt ein
     Messer in deinem Set. Unsere Recherchen haben ergeben, dass genau so ein
     Messer wie dieses fehlt.«
    »Das ist mir nicht
     bekannt«, antwortet Andri Ólafur. Seine Stimme zittert
     leicht. Zum ersten Mal bei diesem Verhör.
    Raggi legt das Messer auf den
     Tisch, öffnet die graue Akte, holt die oberste Klarsichthülle
     heraus und schiebt sie zu uns hinüber. Darin befindet sich

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