Das letzte Treffen
ein Foto,
worauf einige Küchenmesser zu sehen sind, die in einem hellbraunen
Holzblock stecken. Das kleine Zeichen mit den beiden Strichmännlein
kann man deutlich auf dem Holz erkennen.
Einer der acht Schlitze ist
leer.
»Mir wurde gesagt, es
sei das teuerste Messerset, das die deutsche Firma Zwilling anbietet«,
fährt Raggi fort. »Wo hast du es gekauft?«
»In Luxemburg
vermutlich.«
»Und natürlich
hast du das vollständige Set gekauft?«
Andri Ólafur zögert
zu antworten.
Ich nutze die Gelegenheit zu
fragen:
»Ist dies die
Mordwaffe?«
»Alles deutet darauf
hin«, antwortet Raggi. »Der Gerichtsmediziner ist der Meinung,
dass dieses Messer benutzt wurde, um das Opfer zu erstechen und zu verstümmeln.
Auf dem Messerblatt befindet sich geronnenes Blut, das Donalds Blutgruppe
entspricht. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um die Tatwaffe handelt,
ist überwältigend hoch, obwohl wir noch auf die Ergebnisse von
der DNA-Analyse der Blutflecken warten.«
»Wurde das Messer am
Tatort gefunden?«
Raggi grinst, schüttelt
den Kopf und guckt siegesgewiss auf meinen Klienten.
»Nein«, sagt er.
»Das Messer ist unter den Fahrersitz deines leeps geschoben worden,
Andri. Wir haben es heute Morgen in deinem Auto gefunden.«
10. KAPITEL
Was ist das denn für ein
Schwachsinn!«, rufe ich.
»Was?«, fragt
Raggi und wirft mir einen schnellen Blick zu.
»Das ist so eindeutig
gestellt«, antworte ich aufgebracht. »Mein Klient hat doch
schon über Jahre hinweg gezeigt, dass er kein Idiot ist. Glaubst du
wirklich, er hätte die Tatwaffe eine Woche lang in seinem Auto
versteckt, wenn er wirklich Donald Garber ermordet hätte? Und würde
dann einfach nur seelenruhig darauf warten, dass das Messer gefunden wird?
Das ist völlig unrealistisch.«
»Zum Glück begehen
Mörder meistens Fehler, ansonsten würde es uns nicht gelingen,
die Fälle zu lösen.«
»Es ist unter keinen
Umständen möglich, diese Dummheit als Fehler zu verkaufen. Es
handelt sich ganz eindeutig um eine Verschwörung.«
»Die Fakten sprechen für
sich«, sagt Raggi und wendet seine Worte wieder an Andri Ólafur.
»Wir meinen beweisen zu können, dass dein Jeep in der Nacht am
Tatort war, du hast kein Alibi, und wir haben die Tatwaffe in deinem Auto
gefunden. Mit diesen drei Sachen im Hinterkopf finde ich, dass der Fall
eigentlich relativ klar ist.«
»Ich bin an diesem Mord
völlig unschuldig«, antwortet Andri Ólafur.
»Warum wolltest du
Donald ermorden?«
»Ich bin kein Mörder,
das musst du mir glauben!«
»Gehen wir doch einmal
genauer durch, wie ihr euch kennengelernt habt«, fährt Raggi
fort. Und beginnt in der Akte auf dem Tisch vor sich zu blättern.
»Wann hast du ihn zum ersten Mal getroffen?«
»Du weißt, dass
ich ihn auf dem Keflaviker Flughafen getroffen habe, als er für die
US Army gearbeitet hat.«
»Was war dort seine
Aufgabe?«
»Er war einer derer,
die sich um Vergnügungen und anderen Zeitvertreib beim Heer gekümmert
haben, besonders aber für die, die bei der Radarstation Rockville
gearbeitet haben.«
»Wie kam es, dass ihr
euch kennengelernt habt?«
»Ich habe Donald auf
einem Ball im Offiziersclub getroffen.«
»War es deine
Initiative, ihn anzusprechen?«
»Nein, er wollte sich
mit mir unterhalten.«
»Worüber?«
»Ihn interessierte, was
ich gemacht habe.«
»Was war das?«
»Ich habe Autos, Küchengeräte
und ähnliche Sachen, die das Heer loswerden wollte, sortiert und
abtransportiert. Es handelte sich um Waren, die dann durch das isländische
Handelskomittee verkauft wurden.«
»Warum interessierte
sich Donald für deinen Job?«
»Er sah gute Möglichkeiten
für diese Art von Geschäften. Donald überlegte sich, was er
machen sollte, wenn seine Dienstzeit beendet wäre, und er hatte die
Idee, dass es recht einträglich sein könnte, wenn man gebrauchte
Gegenstände, die das Heer loswerden wollte, kauft und verkauft.«
»Habt ihr euch oft
getroffen?«
»Ja, einige Male. Er
hatte eine Freundin in Keflavik, wo ich wohnte, und manchmal gingen wir
zusammen aus.«
»Wann war das genau?«
»Ich meine den Winter
1973/74.«
»Habt ihr damals schon
gemeinsame Geschäfte gemacht?«
»Nein, das kam später.
Donald hatte einige gute Ideen, und als er im Heer aufhörte, hat er
mich gebeten, ihm dabei zu helfen, eine davon in die Tat
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