Das letzte Treffen
Montagabend hingefahren?«, fragt er
barsch.
»Nirgendwohin«,
antwortet Andri Olafur. »Ich habe geschlafen wie ein Stein.«
»Wir haben einen
Zeugen, der behauptet, dass du um elf Uhr mit deinem Range Rover von zu
Hause weggefahren bist. Als der Zeuge kurz vor eins schlafen ging, warst
du immer noch nicht wieder da. Du hast Donald Garber ein weiteres Mal
getroffen, nicht wahr?«
»Nein, überhaupt
nicht, niemand kann mich zu dieser Zeit hinter dem Steuer gesehen haben«,
antwortet mein Klient und schüttelt heftig den Kopf. »Das ist völlig
ausgeschlossen, vollkommen ausgeschlossen.«
Raggi grinst höhnisch.
»Es ist zwecklos für
dich, dieses Täuschungsmanöver weiterzuführen«, sagt
er. »Wer ist deine Mittäterin?«
»Ich habe dir alles erzählt,
was ich über sie weiß.«
Der dicke Goldjunge beugt
sich vor. Guckt Andri Ólafur scharf an.
»Im Hinblick auf das
vorliegende Beweismaterial ist es doch am klügsten für dich,
endlich zu gestehen«, sagt er. »Ist das nicht schon längst
überfällig?«
»Ich habe alles
wahrheitsgemäß berichtet.«
»Nein, du lügst
uns an, das liegt auf der Hand«, antwortet Raggi und knallt die Akte
zu. »Wir haben schon jetzt genügend Beweise, um dich wegen
Verdachtes des Mordes an Donald Garber ins Kittchen zu stecken, und das
werden wir auch tun.«
11. KAPITEL
Dienstag
Andri Ólafur musste
die vergangene Nacht in der Zelle verbringen.
Verständlicherweise ist
er heute Morgen missgelaunt, als die Goldjungs ihn in den Saal des
Bezirksgerichts bringen, damit er dem Staatsanwalt zuhören kann, der
beantragt, ihn fünf Wochen lang in Untersuchungshaft wegzuschließen.
Die Begründung der
Goldjungs ist unbestritten überzeugend. Andri Ólafurs Jeep hat
sich mit aller Wahrscheinlichkeit zu der Zeit am Tatort befunden, als
Donald Garber ermordet wurde. Alles deutet darauf hin, dass ihm die
Tatwaffe gehört, die bei der Durchsuchung seines Autos eine Woche später
gefunden wurde. Er hat kein brauchbares Alibi, da die Suche nach der Frau,
die sich Karitas nannte, keinen Erfolg hatte.
Ist Andri Ólafur ein Mörder?
Ich weiß es nicht.
Ich finde es allerdings
relativ unwahrscheinlich, dass er die Tatwaffe in seinem Auto versteckt hätte,
wenn er schuldig wäre. Ein vernünftiger Mann hätte das
Messer verschwinden lassen. Zumal es ja auch genug Zeit dafür gab.
Eine ganze Woche.
Aber das ist auch alles, was
ich in den Händen habe, um dem Beweismaterial der Goldjungs zu
widersprechen.
Unterm Strich weiß ich
so gut wie gar nicht, wie die Verbindung zwischen Donald Garber und Andri
Ólafur Sveinsson wirklich war. Es macht die Sache auch nicht
besser, dass meine bescheidenen Kenntnisse nur von Andri Olafur selbst
stammen.
Er ist hervorragend im Geschäftspoker
trainiert. Belügt mich wahrscheinlich, ohne mit der Wimper zu zucken,
wann immer es ihm günstig erscheint.
Also registriere ich seine
Behauptungen unter Vorbehalt.
Die Goldjungs vertreten vor
dem Bezirksgericht die Theorie, es sei auf dem Treffen der beiden Geschäftspartner
im 101-Hótel zu einer ernsten Auseinandersetzung gekommen. Persönliche
Dissonanzen, die zum Mord geführt haben könnten.
Allerdings haben sie dafür
keine Beweise.
Daher betone ich, dass mein
Klient keinen Grund gehabt hat, dieses Verbrechen zu begehen. Denn der
einzige wunde Punkt in der Begründung der Goldjungs ist das fehlende
Motiv.
Aber meine Rede hat keinen
Einfluss auf die Entscheidung des Richters. Er verurteilt Andri Ólafur
umgehend zu drei Wochen Untersuchungshaft.
Dieses Ergebnis überrascht
mich nicht. Nur Andri Ólafur ist ganz deutlich vom Urteil
geschockt.
Wir haben die Möglichkeit,
noch einmal ruhig miteinander zu reden, bevor die Schwarzjacken ihn nach
Litla-Hraun im Osten bringen. Ins Staatsgefängnis, wo die
Untersuchungshäftlinge freie Kost und Logis in totaler Isolation
bekommen.
Er geht zügig auf und
ab. Tief in Gedanken versunken.
»Das ist eine völlig
absurde Situation«, sagt er bitter.
»Wir legen natürlich
beim Obersten Gericht Berufung ein«, antworte ich.
Andri Ólafur nickt
abwesend.
»Möchtest du deine
Aussage ändern?«
»Nein.«
»In Ordnung. Wer hat
einen triftigen Grund, dich hinter Schloss und Riegel zu sehen?«
»Ich habe in den
letzten Tagen kaum über etwas anderes nachgedacht«, antwortet
Andri Ólafur. »Natürlich habe
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