Das letzte Treffen
seien die heiligen Worte Gottes.«
»Also bist du der
Meinung, dass Donald Garber das bekommen hat, was er verdiente?«
»Gott straft die Sünder
dieser Welt, ganz besonders die, die unsere lieben Kinder schlecht
behandeln, denn wie Jesus sagte: Der Kinder ist das Himmelreich.«
Ich kann nicht anders, ich
muss einfach lächeln.
»Geht es nicht doch zu
weit, Gott für den Mord in Rockville verantwortlich zu machen?«,
frage ich verschmitzt.
»Bedenke, wir Menschen
sind nur die Werkzeuge Gottes«, antwortet Pfarrer David. »Hier
sehen wir wieder aufs Neue, dass seine Wege unergründlich sind, ja
sie sind wahrhaftig unergründlich. Halleluja!«
25. KAPITEL
Versuche ich hier, den Wind
zu fangen?
Mir ist es immer noch nicht
gelungen, einen direkten Hinweis darauf zu finden, dass der Mord in
Rockville mit dem Verschwinden von Karl Illugason zu tun hat.
Wahrscheinlich, weil es
dazwischen gar keine Verbindung gibt.
Aber wenn Donald Garber den
Jungen nie missbraucht hat und mit dem Verschwinden des kleinen Kalli
nicht zusammenhängt, wurde der Mord kaum als Rache für alte Todsünden
begangen. Und die grobschlächtige Verstümmelung der Leiche in
Rockville war nur eine ekelhafte Inszenierung eines kaltblütigen Mörders.
Andri Ólafur
Sveinsson?
Nichtsdestotrotz möchte
ich weiter in der Geschichte graben. Vor allem für Matthildur. Aber
auch, um weiterhin zu versuchen, das Beweismaterial, das die Goldjungs um
meinen Klienten aufgetürmt haben, zu entkräften. In der vagen
Hoffnung, ihn aus dieser völlig hoffnungslosen Situation retten zu können.
Das Wohnhaus von Haflidi ist
eine alte Holzhütte. Die zwischen anderen alten Häusern steht.
Das Erdgeschoss und das Dach sind mit rotem Wellblech verkleidet.
Der Opa von Karl lllugason
ist klein und schmächtig. Mit zerknittertem Gesicht. Fast wie ein
Waschbrett.
Er hört bereits
schlecht. Ist ja auch schon um die neunzig.
»Hast du gesagt, du
bist Anwältin?«, fragt er mit hoher, dünner Stimme.
»Ja, ich arbeite für
Matthildur, deine Tochter.«
Er schüttelt seinen
kleinen grauhaarigen Kopf.
»Die jungen Mädchen
von heute vernachlässigen die Hausarbeit«, murmelt er. »Ich
weiß nicht, wo uns das noch hinführt.«
»Darf ich reinkommen
und mit dir reden?«
»Wie?«
»Ich muss mit dir
sprechen.«
»Ach so, na ja, dann
komm schon herein.«
Es knarrt unter meinen Füßen,
als ich über den alten Holzfußboden der Diele zum kleinen
Wohnzimmer gehe.
Haflidi setzt sich ächzend
in einen zerschlissenen Schaukelstuhl. Er greift nach einem Stapel
Spielkarten, die auf einem kleinen Tisch vor dem Stuhl liegen.
Er legt gerade eine Königspatience.
Ich gucke mich in der kleinen
Stube um.
Ein bunter Teppich auf dem Fußboden.
Ein abgewetztes dreisitziges Sofa. Ein relativ neuer Fernseher. Ein
dunkelbrauner, geschlossener Eichenschrank. Ein ausländischer
Wandteppich mit dem Bild eines Rehs im Unterholz. Drei alte Fotografien.
In kleinen Rahmen. Stehen auf einem schwarz angestrichenen Regal.
Ich gehe näher. Gucke
mir die Bilder nacheinander an.
Eines davon zeigt eindeutig
Matthildur in jüngeren Jahren. Wahrscheinlich ist sie Mitte dreißig.
Hübsch und lächelnd. Auch wenn man ihr jetzt die Fröhlichkeit
nicht mehr ansieht.
Dort steht auch ein Exemplar
von Kallis Foto. Das Matthildur mir gezeigt hat. Als ich sie im Pflegeheim
besucht habe.
Das dritte Foto ist
wahrscheinlich das der Zwillingsschwester. Maria. Jedenfalls ähnelt
das Gesicht dem von Kalli sehr. Nur das blonde Haar ist viel länger.
»Wohnst du hier
alleine?«, frage ich.
»Wie?«
»Bist du alleine?«
»Maria kommt bei mir
vorbei, wenn sie ihre Mutter besucht«, antwortet Haflidi und spielt
weiter Patience. »Meine Matthildur ist mittlerweile nur noch Haut
und Knochen, die Arme, sie kann sich nicht mehr selber helfen. Ja, ja, so
ist das.«
Ein Gespräch mit
Hindernissen.
Ich versuche, Haflidi dazu zu
bekommen, mir zu berichten, was passiert ist, als sein Enkelsohn
verschwand. Aber er will nicht darüber sprechen.
»Es gibt keinen Grund,
immer wieder etwas zu bearbeiten, das längst vergangen ist«,
sagt er und schüttelt den Kopf.
»Deine Tochter ist da
anderer Meinung.«
»Ja, Matthildur ist
wirklich abergläubisch. Sie findet sich einfach nicht ab mit etwas,
das Gott beschlossen hat und der Mensch nicht ändern kann.«
»Sie
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