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Das letzte Treffen

Das letzte Treffen

Titel: Das letzte Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blomkvist
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alleine
     mit dir oder deinem Bruder?«
    »Ja, er hat uns
     manchmal Filme auf der Base gezeigt, während Mama gearbeitet hat. Er
     hat uns auch Süßigkeiten gegeben, grünen Kaugummi und so
     was.«
    »Hast du ihn gemocht?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    Maria zögert die Antwort
     hinaus. Tief im Inneren ist sie eindeutig aufgewühlt.
    »Warum mochtest du
     Donald nicht?«, frage ich erneut.
    »Meinst du, es war für
     mich als Kind einfach, überall gesagt zu bekommen, dass meine Mutter
     eine Amihure ist?«, fragt sie aufgebracht.
    »Ich verstehe.«
    »Nein, du musst das
     selbst erleben, um es zu verstehen.«
    Maria bemüht sich, ihre
     Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen.
    »Und dein Bruder Kalli,
     mochte er Donald auch nicht?«
    »Das weiß ich
     nicht.«
    »Hat Donald ihm das Käppi
     geschenkt, das am Strand gefunden wurde?«
    »Die Baseball-Mütze?«
    »Ja.«
    Maria nickt.
    »Waren Donald und Kalli
     irgendwann einmal zusammen alleine?«
    »Woher soll ich das
     denn wissen?«, fragt Maria schnippisch.
    »Erinnerst du dich an
     nichts, was darauf hindeuten könnte?«
    »Jedenfalls nicht zu
     Hause in der Sudurgata«, antwortet sie nach reiflicher Überlegung.
     »Aber Kalli ging manchmal alleine mit Mama hoch nach Rockville.«
    »War er dann bei
     Donald, während eure Mutter geputzt hat?«
    »Das weiß ich
     nicht.«
    »Aber könnte es
     sein?«
    »Ja, davon gehe ich
     aus. Mama könnte sich daran erinnern.«
    Maria schlägt ihre Beine
     übereinander.
    »Merkwürdig, dass
     ich an diese Möglichkeit nicht schon früher gedacht habe«,
     sagt sie nachdenklich. »Obwohl es nicht an dem Sonntag gewesen sein
     kann, an dem Kalli ins Meer fiel, denn an dem Tag gingen wir nicht auf die
     Base.«
    »Hat Kalli nie eine
     Bemerkung gemacht, dass sich etwas Unnormales bei Donald abgespielt hat?«
    Sie schüttelt den Kopf.
    »Nie?«
    »Nein.«
    »In Ordnung. Möchtest
     du einen Kaffee?«
    Maria gelingt es langsam,
     ihre alten Erinnerungen, die in ihrem Inneren brodeln wie glühende
     Lava unter einem Gletscher, wieder in die Schranken zu weisen.
    Hmm.
    »Fährst du oft
     nach Keflavik?«, frage ich und stelle eine Kaffeetasse auf den
     Schreibtisch.
    »Ich versuche, Mama und
     Opa an den Wochenenden zu besuchen, an denen ich keinen Dienst habe.«
    »Warum hast du Pflege
     studiert?«
    »Warum nicht?«
    Ich schaue sie fragend an.
    »Wahrscheinlich, weil
     Mama immer so krank war«, antwortet sie nach einigem Nachdenken.
     »Ich fand, ich müsste mehrwissen, um mich richtig um sie kümmern
     zu können.«
    »Und dein Vater?«
    »Den kenne ich nicht.«
    »Ach?«
    »Er hat uns verlassen,
     als ich fünf Jahre alt war«, sagt sie mit wachsender
     Aggressivität in der Stimme. »Warum sollte ich ihn kennen
     wollen?«
    »Verwendest du manchmal
     den Namen Karitas?«
    Die Frage scheint sie völlig
     zu verblüffen. Sie starrt mich an.
    »Vor kurzem?«, füge
     ich hinzu.
    »Mich hat noch nie
     jemand etwas derart Idiotisches gefragt«, antwortet sie schließlich
     überheblich. »Warum sollte ich den Namen wechseln?«
    »Um so zu tun, als wärst
     du eine andere.«
    »Ich bin stolz darauf,
     Maria zu heißen. Mama hat mich so getauft, damit ich wie die Mutter
     Jesu heiße. Mir würde nie im Leben einfallen, meinen Namen zu
     ändern.« 
    »Noch nicht mal, um
     inkognito zu sein?«
    »Inkognito?«,
     wiederholt sie aufgebracht. »Warum sollte ich inkognito sein wollen?
     Ich habe selten etwas so Dummes gehört.«
    »Manche nennen einen
     falschen Namen, wenn sie im Nachtleben unterwegs sind. Um Nachspiele von
     One-Night-Stands zu vermeiden.«
    »Das habe ich noch nie
     getan.«
    Ich lächele. Um die
     Sache ad acta zu legen.
    Natürlich könnte
     Marias rotes Haar ein merkwürdiger Zufall sein.
    »Zufälle sind
     Gottes Art von Humor.«
    Sagt Mama.

 
    27. KAPITEL
    Mittwoch
    Die Unterlagen von 1974
     wurden gefunden.
    Njördur Njardarson hatte
     recht. Die alte Schwarzjacke aus Keflavik.
    Die Akte befand sich nach wie
     vor in einem Umzugskarton. Wie auch viele andere alte Unterlagen, die noch
     nicht ihren endgültigen Platz in den neuen Stahlschränken des
     Archivs bekommen haben.
    Ich rausche auf meinem
     gehorsamen Silberhengst durch Hafnarfjördur. Auf dem Weg nach
     Keflavik, wo ich im Lesesaal des Archivs die Berichte einsehen kann.
    Mein Handy klingelt, als ich
     gerade an den rot-weiß gestreiften Türmen des Aluminiumwerks in
     Straumsvik vorbeidüse. Hier plätschert das glühende Metall
     rund um

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