Das letzte Treffen
möchte
Gewissheit.«
»Ich habe es meiner
Tochter mehrmals gesagt: Es ist für die Menschen nicht besser, sich
zu sehr mit der Vergangenheit zu beschäftigen, als sich im Branntwein
zu vertiefen. Beides bekommt den Menschen nur in angemessenen Dosen. Ja,
das denk ich wohl.«
»Erinnerst du dich an
Donald Garber?«
»Dona… was hast
du gesagt?«
»Donald Garber? Dem
Amerikaner, mit dem Matthildur früher mal zusammen war?«
Haflidi legt den Talon weg.
Holt ein rotkariertes Taschentuch aus der Tasche seiner Strickweste.
Schnauzt sich herzhaft. Putzt seine Nase gründlich. Faltet das
Taschentuch. Steckt es zurück in die Tasche.
»Ich weiß nichts
über irgendeinen Ami«, sagt er schließlich mürrisch
und konzentriert sich wieder auf seine Patience.
»Donald war mit
Matthildur zusammen, als dein Enkelsohn verschwand.«
»Ich war immer dagegen,
dass diese Amis sich hier in Island herumtreiben. Sie kamen im Schutz der
Dunkelheit und haben unser Land zu einem verruchten amerikanischen Räubernest
gemacht. Ich habe am ersten Protestmarsch gegen die Army im Jahr 1960
teilgenommen und bin stolz darauf! Warum können diese Leute nicht
einfach bei sich zu Hause bleiben wie andere auch?«
»Sie gehen gerade.«
»Wie?«
»Das amerikanische
Militär verlässt Island.«
»Ja, aber gehen sie
denn wirklich zu sich nach Hause zurück?«, fragt Haflidi
aufgebracht. »Ich glaube nicht. Jedenfalls scheint es in den
Fernsehnachrichten, als wären sie damit beschäftigt, Leute auf
der ganzen Welt umzubringen. Also so was aber auch! Und dann kommen unsere
Politiker und jammern darüber, dass sie nicht mehr an der Army
verdienen können. Pfui, so was, sag ich nur.«
»Erinnerst du dich an
Donald Garber?«, wiederhole ich.
»Ich sag dir eins,
meine Liebe: Wenn sich meine Matthildur früher mal mit einem Ami
eingelassen hat, dann war sie schlau genug, dafür zu sorgen, dass ich
diesen Halunken zu Hause nicht gesehen habe«, antwortet Haflidi.
»Aha.«
Ich betrachte ihn eine Weile.
Den alten, grauhaarigen Mann mit den Spielkarten in der Hand. Mir wird
bewusst, dass dieser Besuch ebenso sinnlos ist wie die Patiencen, die
Haflidi Tag für Tag legt. Jahr für Jahr. Nur, um die Zeit
totzuschlagen. Bis der Mann mit der Sense vor der Tür steht.
»Es ist traurig, wenn
man sich selbst überlebt.« Sagt Mama.
26. KAPITEL
María will nicht, dass
ich sie besuche.
Bietet stattdessen an,
nachmittags in meinem Büro vorbeizukommen. Bevor sie ihren Spätdienst
in der Uniklinik antritt.
Ich erschrecke sehr, als Lisa
Björk sie in mein Büro weist:
Maria hat rote Haare.
Das lange helle Haar, das ich
auf dem Foto beim alten Haflidi gesehen habe, ist wunderschön rot
geworden. Natürlich gefärbt. Es sei denn, sie verwendet eine Perücke.
Rotes Haar?
Natürlich fallen mir
sofort die roten Haare ein, die die Goldjungs an Donald Garbers Leiche in
Rockville gefunden haben. Und die rothaarige Frau, die Andri Ólafur
Sveinsson in der Kaffibarinn abgeschleppt hat.
Ist Karitas aufgetaucht?
Maria ist süß.
Klug. Sexy.
Das helle Kostüm sitzt
wie angegossen über ihrer hochgewachsenen, durchtrainierten Figur.
Hmmm …
»Mama verschwendet nur
deine Zeit«, sagt sie. Nachdem sie es sich im Ledersessel gemütlich
gemacht hat.
»Warum glaubst du das?«
»Sie ist in allen
Dingen immer ihrem Gefühl gefolgt. Sie handelt immer zuerst und denkt
hinterher.«
»Manchmal ist das der
beste Weg …«
»… um sich das
Leben unnötig schwerzumachen«, fällt Maria mir ins Wort.
Ihr Blick ist ruhig und
besonnen.
»Missfällt es dir,
dass Matthildur mich angestellt hat?«
»Es ist Geld- und
Zeitverschwendung.«
»Bist du sicher?«
»Alle außer
meiner Mutter wissen, dass mein Bruder ertrunken ist.«
»Erinnerst du dich an
Donald Garber?«
»Flüchtig.«
»Kam er oft zu euch zu
Besuch?«
»Manchmal.«
»Und hat bei euch
übernachtet?«
»Nein. Opa hätte
das nie erlaubt.«
»Hast du Donald oft
getroffen?«
»Ja, einige Male.«
»Bei euch zu Hause?«
»Er war manchmal bei
Mama, wenn ich aus der Schule kam, aber ging immer, bevor Opa von der
Arbeit kam. Wir haben ihn auch ab und zu oben in Rockville getroffen, als
Mama da geputzt hat.«
»Seid ihr beiden mit
Matthildur auf die Base gegangen?«
»Das kam schon vor.«
»Wie war Donald euch
Kindern gegenüber?« Maria zuckt die Achseln.
»War er jemals
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