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Das letzte Treffen

Das letzte Treffen

Titel: Das letzte Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blomkvist
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weiche Rinderfilet mit vorzüglicher Rotweinsauce hermache.
    Zwischendurch zerbeiße
     ich kristallklare Eiswürfel, als wären es Bonbons.
    »Lecker.«
    »Vielen Dank, dass du
     Mama besuchst«, sagt Maria. »Ich war nicht sicher, ob ich dich
     anrufen sollte.«
    »Es ist auch für
     mich eine Herzensangelegenheit, diesen Fall zu lösen.«
    »Wie kommt das?«
    »War der Tod deines
     Bruders ein Unfall oder nicht? Das ist die Frage. Die Antwort lautet nur
     dann ja, wenn ich alles andere ausschließen kann.«
    »Was brauchst du dafür
     vor allem?«
    »Ich muss mich davon
     überzeugen, dass Donalds Alibi für diesen Sonntag wasserdicht
     war.«
    »Zweifelst du wirklich
     daran?« 
    »Ich weiß es
     nicht so genau. Hoffentlich klärt es sich, wenn ich mit mehreren
     Zeugen rede. Vor allem aber mit Andri Ólafur und seinen früheren
     Saufkumpels. Hermann und Kjartan.«    
    »Von Hemmi kannst du
     nicht viel erwarten, er lebt als Obdachloser in Reykjavik, aber mein Onkel
     Kjartan wohnt in Mosfellsbaer.«
    »Was macht er da?«
    »Kjartan unterrichtet
     seit langem Sport in der Grundschule. Außerdem ist er Fußballtrainer
     für die jüngeren Gruppen und Pfadfinderleiter.«
    »Ein ganz Sozialer,
     was?«
    Maria zuckt mit den
     Schultern.
    »Du warst neun Jahre
     alt, als Kalli verschwand. Welche Erinnerungen hast du an den Tag?«
    »Sehr wenige«,
     antwortet sie. »Wir hatten vor, zu dritt nach Reykjavik zu fahren, aber Mama hat
     den Ausflug verschoben, weil Opa mit Grippe im Bett lag.«
    »Was hast du
     stattdessen getan?«
    »Ich erinnere mich,
     dass Mama sich nach Kalli umgehört hat und in alle Richtungen
     telefoniert hat. Sie hat sich den Polizisten gegenüber wahnsinnig
     aufgeregt, denn sie sahen keinen Anlass, sofort nach Kalli zu suchen.«
    »Hast du an dem Tag
     nicht draußen gespielt?«
    »Nein, ich glaube
     nicht.«
    »Kam dich niemand
     besuchen?«
    »Ich wollte lieber
     alleine sein.«
    »War Jakob wirklich der
     beste Freund deines Bruders?«
    »Ja, Kalli und Kobbi
     waren immer zusammen, auch in der Schule.«
    »Wo ist er jetzt?«
    »Nach dem Unfall ist er
     zu seiner Tante nach Reykjavik gezogen.«
    »Als sein Vater starb?«
    »Ja.«
    »Kanntest du seinen
     Vater?«
    Maria nickt. Und schüttelt
     sich. Ihr scheint kalt zu sein.
    Obwohl es im Speisesaal
     wirklich heiß ist.
    »Was hat der Typ
     gearbeitet?«
    »Geir war bei der
     Feuerwehr auf dem Keflaviker Flugplatz.«
    »Wie war er denn so?«
    Maria schweigt eine gute
     Weile. Als ob sie es schwierig fände, die Frage zu beantworten.
     Schließlich faucht sie angewidert.
    »Er war ein totaler
     Widerling.«

 
    31. KAPITEL
    María ist bedrückt.
    Meine Fragen haben scheinbar
     sehr empfindliche Saiten in ihrem Inneren berührt. Alte Gespenster
     der Vergangenheit wachgerufen. Bittere Erinnerungen, die immer noch bange
     Ahnungen und Wut entfachen.
    Trotzdem zögert Maria,
     ihren Kommentar über Geir genauer zu erklären.
    »Ich möchte jetzt
     nicht weiter darüber sprechen«, sagt sie entschieden. Als ich
     versuche, sie auszuquetschen.
    »Aber du kannst mir
     doch nicht einfach sagen, dass Jakob Geirssons Vater ein Widerling war,
     ohne es mir genauer zu erklären«, sage ich.
    »Jetzt ist weder der
     richtige Ort noch der richtige Moment dafür.«
    »Wo denn dann?«
    Sie zuckt wieder mit den
     Schultern. Als wäre das nicht ihr Problem.
    Nachdem ich meine Überredungskünste
     großzügig einsetzen musste, stimmt sie zu, das Gespräch im
     Hause ihres Großvaters Haflidi an der Sudurgata fortzuführen.
    Es ist nicht weit.
    Ich parke meinen Silberhengst
     vor der Hauswand.
    Die alten Holzhäuser
     sehen aus wie kleine Hütten im Vergleich zu den großen Betonhäusern,
     die um sie herum erbaut wurden.
    »Wo wohnte Jakob?«,
     frage ich.
    »Da«, antwortet
     Maria und deutet mit ihrem Kinn die Richtung an.
    Das Haus ist
     heruntergekommen.
    An vielen Stellen kann man in
     der weißen Mauer Risse erkennen. In beiden Stockwerken. Manche der
     Wellblechplatten auf dem Dach sind schon rot vor Rost. Am meisten aber
     rings um den dunkelgrauen Schornstein, der sich aus der Mitte des
     Dachgeschosses erhebt. Und am südlichen Giebel.
    Hier und da fehlen auch ein
     paar Latten am Zaun, der den Garten begrenzt.
    »Wohnt da jetzt jemand?«
    »Sie vermietet das Haus«,
     antwortet Maria.
    »Wer?«
    »Gunnvör, Kobbis
     Tante, das Haus ist immer noch ihr Eigentum.«
    Maria führt mich in
     Haflidis verlassenes Wohnzimmer. Die abgenutzten

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