Das letzte Treffen
Illugason zusammen?«
Njördur räuspert
sich.
»Was ich dir jetzt
sage, bleibt unter uns, das musst du mir versprechen.«
»Warum?«
»Es geht um etwas, was
ich öffentlich weder bestätigen kann noch will.«
»In Ordnung.«
»Dieses kurze Protokoll
von Donald Garber habe ich zu Hause bei Matthildur aufgenommen, ein paar
Tage nachdem der Junge verschwunden war. Seine Vorgesetzten auf der Base
wussten von dem Protokoll, er hat sie angerufen, um herauszufinden, ob er
unsere Fragen überhaupt beantworten dürfte. Am nächsten Tag
bekam ich einen merkwürdigen Anruf von einem nahen politischen
Mitarbeiter des Außenministers. Er befahl mir im Namen des Ministers,
keine weiteren Versuche zu unternehmen, amerikanische Soldaten in die
Suche nach dem Jungen hineinzuziehen.«
»Wirklich?«
»Ich nahm es eher
gelassen auf, sagte etwas in der Art -wenn ich mich richtig erinnere -,
dass die Polizei in Keflavik nicht dem Außenministerium untersteht,
aber als ich zwei Tage später noch einmal mit Donald Garber sprechen
wollte, war er bereits außer Landes.«
»Es war also eine
politische Entscheidung?«
»Was glaubst du?«
»Welcher politische
Schurke hat dich angerufen?«
»Lassen wir das«,
antwortet Njördur. »Es bringt dir nichts, mit ihm über
diesen Fall zu sprechen.«
»Das kann schon sein,
aber ich würde schon gern wissen, ob dieser Knabe 1974 wusste, dass
Donald ein Kinderschänder war.«
»Nein, nein, der
Wonderland Club ist doch erst viel später aufgeflogen.«
»Donald war sein ganzes
Leben lang ein verdammter Perverser.«
Njördur beugt sich
über den Tisch. Starrt mich an.
»Im Spätsommer
1973«, fahre ich fort, »wurde er auf Verlangen der japanischen
Regierung aus Okinawa wegversetzt. Nur sieben Monate bevor Karl Illugason
verschwand.«
»Warum?«, fragt
er.
»Er stand unter
Verdacht, einen zehn Jahre alten Jungen vergewaltigt zu haben.«
Die alte Schwarzjacke wird
bleich.
»Konnte das bewiesen
werden?«
»Es gab keine Zeugen.
Es stand Aussage gegen Aussage. Der Fall kam nie vor Gericht. Stattdessen
wurde Donald aus Okinawa versetzt. Und nach Island geschickt.«
»Ich wusste nicht, dass
dieser Mann so eine Geschichte hatte.«
»Nein, aber Donalds
Vorgesetzte auf dem Keflaviker Flughafen hatten natürlich alle
Informationen über den Okinawa-Fall in ihren Akten. Es kann kein
Zufall sein, dass Donald überstürzt aus dem Land geschickt
wurde, nachdem er in einem Verhör bei dir gelandet ist.«
Njördur steht auf. Geht
zum Herd. Stellt die Platte unter den Kartoffeln ab. Dreht sich um. Schaut
aus dem Fenster.
Er ist sichtlich erschrocken.
»Ich brauche ein oder
zwei Tage, um das zu verdauen«, sagt er schließlich.
29. KAPITEL
Ich schalte das Handy wieder
ein. Sobald ich auf dem asphaltierten Parkplatz vor dem Hochhaus stehe.
Das Mobiltelefon hat viele
Nachrichten für mich gespeichert.
Manche sind wirklich
unbedeutend. Andere können ein wenig warten. Aber ein paar wenige
scheinen dringend zu sein. Darunter eine SMS von Lisa Björk:
»Bin bei der Polizei.«
Eine halbe Stunde später
hat sie mir eine noch kürzere Nachricht geschickt:
»Ruf an.«
Lisa Björk geht sofort
dran.
»Was ist los?«,
frage ich.
»Hlédís
Asgrimsdöttir hat Pfarrer David bei der Reykjaviker Polizei
angezeigt.«
»Weswegen?«
»Sie beschuldigt ihn,
Kinderpornos zu besitzen.«
»Kinderpornos?«,
wiederhole ich verwundert.
»Soweit ich weiß,
gibt Hlédís an, ein oder mehrere pornographische Fotos auf
einem Computer entdeckt zu haben, den nur Pfarrer David in seinem Büro
im Gemeindehaus benutzt hat. Die Polizei hat den Computer gestern früh
zur näheren Untersuchung erhalten. Er hat mich gegen zehn Uhr heute
Vormittag angerufen, als eine Gruppe Polizisten zu einer Hausdurchsuchung
kam. Sie haben den PC und alle CDs beschlagnahmt, die sie in der Wohnung
gefunden haben.«
»Wo ist Pfarrer David
jetzt?«
»Wir sind zusammen auf
der Polizeiwache und warten auf ein offizielles Verhör.«
»Wie hat er auf diese
Anschuldigungen reagiert?«
»Er wiederholt hartnäckig,
dass es sich um unverschämte Nachstellungen von Hlédís
handelt.«
»Gibt er zu, dass er
diese angeblichen Fotos besitzt?«
»Bisher hat er sich um
eine direkte Antwort gedrückt.«
»Das klingt nicht gut.«
»Ich kann momentan von
Pfarrer David keine eindeutige Antwort
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