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Das letzte Treffen

Das letzte Treffen

Titel: Das letzte Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blomkvist
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weißen
     Bettdecke.
    Ich setze mich auf das Bett
     neben ihre Füße.
    »Die Pflegerinnen haben
     wahrscheinlich heute Morgen gedacht, dass ich endlich meinen Geist aufgebe«,
     flüstert sie. »Aber hier bin ich immer noch.«
    Maria, ihre Tochter, kam kurz
     vor Mittag nach Gardvangur, um bei ihrer Mutter zu sein, wenn sie stirbt.
    Sie rief mich nachmittags an.
    »Mama bittet darum,
     dich zu treffen«, sagte Maria.
    Ich ließ mich darauf
     ein, gegen Abend wieder nach Sudurnes zu fahren. Obwohl ich nach einem
     langen und anstrengenden Tag verdammt müde war.
    »Sie kann jeden
     Augenblick sterben«, sagte Maria, als sie mich im Eingangsbereich
     des Pflegeheims empfing. »Sie quält sich sehr, aber passive
     Sterbehilfe lehnt sie ab.«
    »Passive Sterbehilfe?
     Ist das nicht eine organisierte, langsame Hinrichtung?«
    »Nein, das ist ein
     menschenwürdiger Weg, um es Leuten zu ermöglichen, ohne unnötige
     Schmerzen zu sterben«, antwortete Maria. »Aber Mama will
     lieber diese Schmerzen ertragen als aufgeben, und nichts, was ich ihr
     gesagt habe, kann sie dazu bringen, ihre Meinung zu ändern.«
    Matthildur ist bleich und
     schwach. Die Stimme ist nur ein Flüstern. Trotzdem scheint sie bei
     vollem Bewusstsein zu sein. Und fragt umgehend nach ihrem Sohn.
    »Ich habe noch keine
     neuen Beweise gefunden«, antworte ich und beuge mich zu ihr
     hinunter. »Aber je länger ich mich mit dem Fall beschäftige,
     desto mehr Fragen stellen sich.«
    »Erzähl mir alles.«
    Ich berichte Matthildur von
     den neuen Informationen über Donald Garber. Von seiner vermeintlichen
     Tat an dem Jungen in Okinawa. Von den gegensätzlichen Behauptungen
     der Zeugen, wo Donald an dem Sonntag war, an dem ihr Sohn verschwand. Von
     den verdächtigen Reaktionen der isländischen und amerikanischen
     Regierung, die Donald schnellstens aus dem Land geschafft haben.
    »Ich finde, diese drei
     Punkte geben Anlass für tiefere Nachforschungen«, sage ich.
     »Aber die können natürlich dauern.«
    »Wussten sie die ganze
     Zeit, dass Donald ein Kinderschänder war?«, fragt sie.
    »Seine Vorgesetzten
     wussten es zweifellos.«
    »Donald hat manchmal
     angeboten, auf Kalli aufzupassen, als ich oben in Rockville geputzt habe.
     Ich habe ihm meinen Jungen anvertraut. Der Herr vergebe mir.«
    Ich warte einen Moment. Aber
     dann versuche ich doch, Matthildurs Gedächtnis zu beanspruchen.
    »Erinnerst du dich, ob
     du Donald am Tag, an dem Kalli verschwand, getroffen hast?«
    »Ich glaube nicht. Papa
     war das ganze Wochenende lang krank, und Donald durfte nie zu uns zu
     Besuch kommen, wenn Papa zu Hause war. Er war sehr gegen die Stationierung
     der Army.«
    »Trotzdem war Donald
     einige Tage später bei dir?«
    »Da muss Papa draußen
     gewesen sein. Er hat Kalli gesucht, obwohl er krank war.«
    Matthildur hustet immer
     wieder. Ihr ausgemergelter Körper zittert dabei wie Herbstlaub im
     Wind.
    Maria beruhigt ihre Mutter
     leise.
    Sie stützt ihren Kopf
     und ihre Schultern. Setzt sie im Bett auf. Gibt ihr zu trinken, als der
     Husten abklingt.
    »Jetzt ist auch Zeit für
     deine Schlaftabletten«, sagt Maria.
    Matthildur schließt die
     Augen. Schluckt die Tabletten.
    Maria hilft ihr, sich auf den
     Rücken zu legen. Deckt sie vorsichtig zu. Zieht die Bettdecke bis
     unter das Kinn.
    »Besteht Hoffnung?«,
     flüstert Matthildur.
    »Der nächste
     Schritt besteht darin herauszufinden, ob Donald am Tag, an dem Kalli
     verschwand, in Keflavik in der Hafnargata war oder nicht«, antworte
     ich. »Wie es weitergeht, hängt von dem Ergebnis ab.«
    »Danke, dass du es
     versuchst.«
    Ich warte auf Maria. Auf dem
     langen, leeren Gang.
    »Sie ist eingeschlafen«,
     sagt sie. »Hast du schon gegessen?«
    »Nein, noch nicht.«
    »Ich wollte zum
     Restaurant Räin.«
    Das Ráin liegt am Ende
     der Hafnargata in Keflavik. Gleich neben den alten Duus-Häusern. Wo
     darum gerungen wird, die Geschichte wieder lebendig werden zu lassen. Für
     die Touristen.
    In der Bar sind viele Leute.
     Aber kaum jemand im Speisesaal. Daher bekommen wir auch sofort einen Tisch
     an einem Fenster, von dem aus man das Meer sehen kann.
    »Kalli hat da, hinter
     der Bucht, am Strand gespielt«, sagt Maria.
    »Direkt unterhalb der
     Wohnhäuser?«
    »Zu der Zeit gab es
     noch keine Gebäude oben auf dem Berg, diese Wohnhäuser wurden
     alle wesentlich später gebaut.«
    Ich bin völlig
     ausgehungert. Stopfe einen Salat mit Feta in mich hinein. Bevor ich mich über
     das

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