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Das letzte Treffen

Das letzte Treffen

Titel: Das letzte Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blomkvist
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ab.
    »Kannst du dich nicht
     aufs Trockene verlagern?«, fragt er.
    Da erst bemerke ich das
     Wasser.
    Ich bin ganz nass. Als ob ich
     mich in eine Pfütze gesetzt hätte.
    Das bringt mich aus der
     Fassung.
    »Das Fruchtwasser!«,
     rufe ich panisch. »Das Fruchtwasser ist abgegangen!«
    »Beruhige dich«,
     sagt Njördur. »Ich rufe sofort den Krankenwagen an.«
    Ich lege mich auf den Rücken.
     Halte mit beiden Händen meinen Bauch fest. Versuche mich zu
     entspannen. Der Erfolg lässt zu wünschen übrig.
    »In welchem Monat bist
     du?«, ruft Njördur.
    »Im achten!«
    Er spricht weiter ins Handy.
    Grettir kommt zögerlich
     zu mir.
    »Sie bringen dich
     sofort in die Stadt«, sagt Njördur und schiebt das Handy wieder
     in seine Hosentasche. »Alles wird vorbereitet sein, wenn du im
     Landspitali eintriffst.«
    »Grettir hat mein Leben
     gerettet«, sage ich. »Er ist ein Held!«
    Njördur streicht dem
     Jungen freundschaftlich über den roten Schopf.
    Die nächsten Minuten
     vergehen wie im Nebel. Schwarzjacken überschwemmen das Haus. Einige führen
     Jakob ab. Andere lagern mich auf eine Trage.
    Als sie mich gerade aus der Tür
     bringen wollen, fällt mir wieder ein Satz ein, den Donald Garber im
     Beisein von Jakob Geirsson hat fallen lassen: »Rauchfänge können
     viel aufnehmen.« Ich winke energisch mit beiden Händen. Und
     rufe Njördur.
    »Was gibt's?«,
     fragt er. Und beugt sich zu mir hinunter. »Lass den Schornstein
     aufbrechen.«
    »Den Schornstein? Was
     ist darin?«
    »Der kleine Kalli.«

 
    Fünfte Woche
    _______________

46. KAPITEL
    Am ersten Samstag im Mai
    Der Alptraum kommt immer
     wieder.
    Rosafarbene, grinsende
     Lippen. Das glänzende Schwert. Die blutige Schere.
    Jakob schlitzt mir schon
     wieder den Bauch auf. Als ich atemlos erwache. Ein völlig
     nassgeschwitztes Nervenbündel.
    »Widerlicher,
     verrotteter Hammelhoden!«
    Aber ich bin noch zu schwach
     und kann meiner angestauten Wut nur mit machtlosen Flüchen Luft
     machen. Obwohl ich gestern Morgen aus der Frauenklinik entlassen wurde.
     Sieben Tage nach dem Kaiserschnitt.
    Sóley Árdís
     liegt weiterhin auf der Neugeborenenstation.
    Meine Tochter.
    Die Ärzte wollten nicht
     länger warten. Sie behaupteten, dass die Fruchtblase wahrscheinlich
     geplatzt sei. Dass die Plazenta aufgehört habe, normal zu arbeiten.
    »Um die Sache auf den
     Punkt zu bringen, sind die Überlebenschancen des Kindes wesentlich
     besser, wenn wir es sofort mit Kaiserschnitt holen«, sagte einer von
     ihnen. 
    Sie wollten mir keine Narkose
     geben. Wegen der Kopfverletzungen, die mir in Keflavik zugefügt
     wurden. Im Haus des Kinderschänders.
    Stattdessen betäubten
     sie mich lokal. Mit einer Periduralanästhesie. Und begannen zu
     schneiden.
    Die Operation war ein
     weiterer Alptraum. Viele gleißende Lichter über dem
     Operationstisch. Gesichter, hinter Mundschutzmasken verborgen. Messer.
     Zangen. Leitungen. Blut.       
    Trotzdem hatte ich keine
     Schmerzen.
    Nicht körperlich
     jedenfalls.
    »Es ist ein Mädchen«,
     sagte jemand. Durch die Maske.
    Ein winziges Würmchen.
     Ist ja auch nur sechsunddreißig Wochen alt.
    Sóley Árdís
     befindet sich immer noch in der geschützten Umgebung im
     Kinderkrankenhaus. Computergesteuerte Maschinen geben ihr Sauerstoff. Und
     halten sie warm. Bis Haut und Lunge sich voll entwickelt haben. Sie darf
     erst in vier Wochen nach Hause kommen. Oder fünf.
    Ist wahrscheinlich auch gut
     so. So wie es um mich steht.
    Ich stakse ins Bad, nehme
     eine heiße Dusche. Um den sauren Schweiß der Nacht fortzuspülen.
    Trockne mich vorsichtig vor
     dem großen Spiegel ab. Versuche, dabei so wenig wie möglich an
     die Narbe zu kommen, die quer über meinen Unterbauch verläuft.
    Nachher muss ich noch meine
     geschwollenen Brüste ausstreichen. Die Sóley Árdís
     bisher nicht mit ihren kleinen unschuldigen Lippen berühren durfte.
    Ich föhne die
     Feuchtigkeit aus meinen blonden Haaren.
    Meinem Schatz.
    Ansonsten sehe ich furchtbar
     aus. Es dauert bestimmt viele Wochen, bis ich wieder in Form bin.
    Aber ich nehme mir vor, dass
     es mir bis zum nächsten Ersten gelingt. Bevor Ludmilla wieder zu mir
     kommt.
    Sie wollte unbedingt sofort
     von Riga nach Island fliegen. Als ich ihr von der Geburt berichtet habe.
     Aber sie hat zugestimmt, noch zu warten, bis Sóley Árdís
     nach Hause darf.
    Dagegen erwarte ich Cora
     jeden Augenblick. Sie möchte mich zum Friedhof in
     Keflavik fahren. Wo kurz vor

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