Das letzte Treffen
mir von
ihm.«
»Er starb.«
Jakob dreht das Schwert
schnell hin und her. Als ob er mir seine Fähigkeiten im Fechten
beweisen wollte.
»Wie starb der, den du
geliebt hast?«, frage ich.
»Rauchfänge können
viel aufnehmen, sagte Donald. Er fand es lustig.«
»Was hat er damit
gemeint?«
»Donald lacht jetzt
nicht mehr.«
»Nein, wahrscheinlich
nicht.«
»Donald hat gedacht,
ich bin ein dummer kleiner Trottel, aber er hat seine Meinung ganz schnell
geändert, als ich am Ende sein Leben in meiner Hand hatte.«
»Warum hast du Andri
Olafur die Schuld in die Schuhe geschoben?«
»Er hat es verdient, in
der Hölle zu schmoren«, sagt Jakob verächtlich.
»Warum?«
»Er hat Papa
umgebracht.«
»Er hat - was?«
»Donald hat mir auch
gesagt, wie er es angestellt hat.«
»Wie?«
»Andri Ólafur
hat Drogen in Papas Auto versteckt und hat der Militärpolizei einen
Tipp gegeben. Papa wurde am Tor festgenommen und mit Schande entlassen,
obwohl er unschuldig war.«
»Ich dachte, du hättest
deinen Vater gehasst.«
»Glaubst du.«
»Hat er dich nicht mit
einer Peitsche verdroschen?«
»Du bildest dir auch
ein, alles zu wissen.«
»Nein. Ich verstehe
nicht, warum Andri Ólafur deinem Vater etwas hätte anhängen
sollen.«
»Er war ein Dealer und
wollte die Aufmerksamkeit der Polizei auf jemand anderes lenken«,
antwortet Jakob. »Deshalb hat er Papa ermordet.«
»Aber dein Vater hat
doch noch einige Jahre gelebt, nachdem er von der Base rausgeschmissen
wurde?«
»Er hat versucht, uns
beide zu ertränken.«
»Wer?«
»Es war kein Unfall.«
»Als dein Vater ums
Leben kam?«
»›Manchmal töten
wir das, was wir am meisten lieben‹, sagte er und gab Gas. Ich träume
immer noch manchmal davon, wie ich von der Brücke fliege und im
eiskalten dunklen Meer ertrinke.«
»Wie furchtbar!«
»Es war mir völlig
unverständlich, warum ich leben durfte und Papa sterben musste. Ich
habe es nicht verstanden, bis ich Donald letztes Weihnachten in New York
getroffen und die Wahrheit erfahren habe. Da wusste ich endlich, welche
Rolle Gott mir zugedacht hat.«
»Rolle?«
»›Mein ist die
Rache, spricht der Herr‹, hat Pfarrer David immer in der
Sonntagsschule gesagt, aber ich bin sein Werkzeug, der Racheengel, der den
Willen Gottes ausführt.«
Jakob Geirsson spricht mit
großer Überzeugung. Als meinte er diesen Quatsch ernst.
Ob er schauspielert?
Wenn nicht, ist er völlig
durchgeknallt. Mit durchgebrannten Sicherungen. Und dann muss man ihm
alles zutrauen.
»Fürchtet euch vor
dem Schwert! Denn das Schwert ist der Grimm, der über die Sünden
kommt, spricht der Herr.«
»Aber deine Rache hast
du doch jetzt vollendet, oder?«, frage ich. »Donald ist tot
und Andri Olafur im Gefängnis.«
»Knöpf die Bluse
auf.«
»Nein.«
»Sonst zerschneide ich
sie.«
»Hast du jetzt nicht
genug geschauspielert?«
Jakob schiebt die Spitze des
Schwertes unter den Saum meiner Spitzenbluse.
»Schon gut!«
Ich löse die Knöpfe.
Einen nach dem anderen.
Beginne von unten.
»Die Genialität
zeigt sich beim Improvisieren«, sagt Jakob. Und richtet die scharfe
Spitze des glänzenden Schwertes auf meinen nackten Babybauch.
45. KAPITEL
Ich versuche, meine Angst in
Schach zu halten. Verteidigung in Angriff zu verwandeln.
»So eine widerliche Tat
bleibt nicht unentdeckt«, sage ich. »Glaubst du wirklich, ich
wäre hierhergekommen, ohne jemandem Bescheid zu sagen?«
»Ja, bestimmt«,
antwortet er. »Das würde zu dir passen.«
»Dann bist du dümmer,
als ich dachte. Ich werde jeden Moment vermisst.«
Jakob legt das Schwertblatt
über meinen nackten Babybauch.
»Hör auf damit!«,
rufe ich.
Das höhnische Grinsen
auf den rosafarbenen Lippen steht dem hübschen Gesicht nicht. Gibt
ihm einen unmenschlichen Anstrich.
»Du hast nur noch eine
Chance: Hör auf mit diesem Unsinn, und lass mich unbehelligt gehen!«,
fahre ich wütend fort.
»Kalli hat auch
gedroht.«
Ich ergreife sofort die
Gelegenheit. Versuche, Jakob mit der Vergangenheit zu beschäftigen.
»Mit was hat er
gedroht?«, frage ich.
»Dass er alles Pfarrer
David erzählen wird.«
»Wollte er dem Pfarrer
über die Engelspiele deines Vaters berichten?«
»Engelspiele?«,
wiederholt Jakob und hebt das Schwert hoch in die Luft. »Du bildest
dir wohl immer ein, alles zu wissen.«
»Ich weiß nicht,
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