Das letzte Treffen
was mit Kalli passiert ist.«
»Gott hat ihn zu sich
gerufen.«
»Wie?«
»Papa hat es nie erwähnt.«
»Wusste dein Vater, wie
Kalli gestorben ist?«
»Aber Donald hat es mir
erzählt. Er war genauso stolz wie du.«
»Was ist passiert?«
»Kalli hat sich
geweigert zu gehorchen.«
»Wer von beiden hat ihn
ermordet?«
»Donald wollte mir
einreden, dass Papa Kalli auf den Kopf geschlagen hatte, aber ich wusste,
dass er mich belogen hat.«
»Wo haben sie die
Leiche versteckt?«
Jakob tritt schnell einen
Schritt zurück. Richtet das spitze Schwert auf meine Augen.
»Steh auf!«,
befiehlt er.
»Warum?«
»Hoch mit dir!«
Ich hieve mich schwerfällig
aus dem Sessel.
»Geh vor mir her ins
Schlafzimmer.«
»Warum?«, frage
ich besorgt.
»Ich habe keine Lust,
meinen schönen Teppich zu versauen.«
Ich fasse mit beiden Händen
um meinen nackten Babybauch.
»Denk an das
unschuldige Kind!«, rufe ich.
»Es wäre doch
klasse, das Blag mit dem Schwert des Stierkämpfers rauszuschneiden.
Ich habe noch nie einen Kaiserschnitt gesehen.«
Jakob scheint es verdammt
ernst zu meinen.
Ich wende ihm den Rücken
zu. Beuge mich über den braunen Schreibtisch.
»Geh ins Schlafzimmer!«,
wiederholt er. Und sticht mich mit dem Schwert in den Rücken. Bis ich
blute.
»Hör auf, du
Ungeheuer!«
Verdammter Irrer!
Ich habe wirklich die Nase
gestrichen voll von dieser Dreistigkeit.
Nehme meinen Pelzmantel in
den Arm. Wirble ihn vor mir her in Jakobs Richtung. Mit beiden Händen.
Der Stoß überrascht
ihn völlig.
Er stolpert rückwärts.
Kippt ins Sofa.
Ich eile zur Wohnungstür.
Aber Jakob ist wesentlich
schneller als ich.
Mit seiner linken Hand
gelingt es ihm, einen Zipfel meiner Rüschenbluse zu fassen. Er dreht
mich um. Hebt das Schwert mit der Rechten. Schlägt das breite
Metallende des Griffs auf meinen Kopf. Direkt auf die Schläfe.
Mir wird von dem brutalen
Hieb schwindelig. Ich gehe unbequem zu Boden.
»Freche, unverschämte
Lügenhexe!«, brüllt er.
Ich liege auf dem Rücken.
Wehrlos und durcheinander nach dem Schlag auf den Kopf. Merke, wie das
Blut über mein Gesicht läuft.
Heißes, schleimiges
Blut.
Ich sehe alles verschwommen.
Auch Jakob, der sich mit dem Schwert in der Luft über mir aufbaut.
Und seiner Wut freien Lauf lässt.
Ich drehe mich auf die Seite.
Versuche, die rote Flüssigkeit von meinem Gesicht zu wischen.
Aus den Augenwinkeln heraus
sehe ich Grettir in der Schlafzimmertür.
Er senkt den Kopf. Wie ein
Kurzstreckenläufer. Flitzt so schnell er kann zu
uns. Hält eine große Schere in der geballten Faust.
Jakob ist viel zu sehr damit
beschäftigt, mir alles Übel der Welt anzudrohen, als dass er den
Jungen wahrnehmen würde.
Grettir trifft Jakob rücklings
und bohrt die Schere mit aller Kraft in seinen rechten Oberschenkel.
Scheint mir jedenfalls.
Jakob bäumt sich auf. Brüllt
vor Schmerz. Wirft das Schwert von sich. Fasst mit beiden Händen um
seinen Oberschenkel. Jault erneut auf.
Entsetzen steht in Grettirs
Blick.
Mit letzter Kraft krabbele
ich auf allen vieren zur Waffe. Und setze mich mit dem Schwert in der Hand
auf.
Jakob zieht die Schere aus
seiner Wunde. Winselnd vor Schmerz.
Ich wedele ihm mit dem glänzenden
Schwert entgegen.
»Ja, komm doch, wenn du
dich traust, du Ungeheuer!«, schreie ich. Besessen von einer
wahnsinnigen Wut.
Er sinkt nieder. Mit der
blutigen Schere in der Hand.
»Grettir!«, rufe
ich. »Hol mein Handy! Es ist in der Manteltasche.«
Der Junge macht einen großen
Bogen um Jakob. Kniet sich neben mein Fell. Durchsucht eifrig meine
Taschen.
In dem Moment erscheint die
alte Schwarzjacke in der Wohnungstür. Njördur Njardarson. Mit
seinem Handy am Ohr.
Er erfasst die Situation
sofort.
»Leg die Schere hin,
mein Bester«, sagt Njördur gebieterisch. Wie jemand, der die
Macht verkörpert.
Jakob zögert.
»Sonst muss ich sie dir
mit Gewalt abnehmen«, fügt die alte Schwarzjacke hinzu.
Jakob wirft die blutige
Schere auf den Fußboden. Genau zwischen sich und Njördur.
Njördur kickt sie in
eine Ecke des Wohnzimmers. Befiehlt Jakob, sich auf das Sofa zu setzen.
»Was ich von eurem
Gespräch durch mein Handy verstehen konnte, hat gereicht«, sagt
er und guckt zu mir. »Bist du sehr verletzt?«
»Er hat mir mit dem
Schwert auf den Kopf geschlagen.«
Njördur kommt zu mir herüber.
Nimmt mir die Waffe
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