Das letzte Vermächtnis der Templer (German Edition)
setz die auf“, sagte Hauser und gab ihr eine getönte Brille.
Dankend nahm Sophia sie an. Das Licht wurde erträglicher.
„Nicht umsonst haben wir es mit Luzifer, dem Lichtbringer, zu tun“, fügte er hinzu.
„Komm jetzt.“
„Einen Moment, Sophia.“
Sie stockte. „Was ist?“
„Wenn wir da jetzt hinein gehen, gibt es kein Zurück mehr.“
„Hast du etwa Angst?“
„Wir könnten es mit Mächten zu tun bekommen, denen wir nicht gewachsen sind. Die vielleicht noch viel älter sind als das Christentum.“
„Bist du abergläubisch? Im Übrigen habe ich nichts mehr zu verlieren.“
„Okay. Dann stehen wir es gemeinsam durch.“
Sie nickte. „Ja, gemeinsam.“
Insgeheim war sie froh, Hauser an ihrer Seite zu haben. Seine Nähe gab ihr Kraft und Zuversicht, er war ihre Stütze.
Zusammen betraten sie den hell erleuchteten Felskorridor. Ein Ende war nicht zu erkennen, doch das konnte ebenso eine optische Täuschung sein. Das gleißende Licht verhüllte die wahre Natur der Umgebung.
Zur selben Zeit am Fuchstor. Die Wolkendecke war aufgerissen, der Mond schien hindurch, spendete kärgliches Licht.
Lisa und Anna hatten es in der Pension unten im Dorf nicht mehr ausgehalten. Sophia war mit Hauser aufgebrochen, um die neu entdeckte Kammer zu untersuchen. Die Zwillinge hatten sie zurück gelassen, um sie nicht weiter in Gefahr zu bringen. Doch die Mädchen waren davon überzeugt, dass es ohne ihre Hilfe nicht klappen würde. Dazu hatte Lisa viel zu viel über die versteckten Hinweise und Rätsel herausgefunden. Anna, die forschere der Zwillinge, hatte ein Taxi gerufen, das sie schließlich zur Burg gefahren hatte. Dem Mann war nicht wohl gewesen, zwei Teenager mitten in der Nacht hier abzusetzen, aber mit einem üppigen Trinkgeld hatten sie ihn überzeugt. Obwohl – die Zwillinge wussten um die Gefahr.
Jetzt standen sie vor dem Tor, an dem sich tagsüber die Touristen für die Rundgänge sammelten.
„Abgeschlossen, gell?“, spottete Lisa. „Ich hab’s doch gesagt.“
„Die alte Nörglerin.“ Enttäuscht rüttelte Anna an dem Tor.
„Und jetzt?“
„Jetzt versuchen wir die nächste Tür“, erwiderte sie bestimmt und sprang die Stufen hinunter.
Lisa zögerte.
„Was ist, Angsthase?“
Dann folgte sie ihrer Schwester. Gemeinsam liefen sie im Schein ihrer Taschenlampen Richtung Burgschänke und stiegen die Treppe hinauf. Vor dem Museumsshop nahmen sie die nächste Treppe, die sie auf die Picknick-Terrasse der Burg führte. In der Ringmauer gab es hier eine kleine Tür, durch die die Touristen die Burg am Ende der Führung verließen.
„Und du denkst, hier haben wir mehr Glück?“, zweifelte Lisa.
Anna erwiderte nichts, rannte stattdessen zu dem Ausgang. Sie leuchtete mit der Taschenlampe. Die Tür hatte keinen Griff. Vorsichtig drückte sie gegen das Holz. „Lisa“, rief sie mit gedämpfter Stimme. „Komm her.“
Schon stand ihre Schwester an ihrer Seite.
„Sie ist offen.“
„Das glaube ich nicht“, murmelte Lisa ungläubig.
Anna stieß die Tür auf. „Guck hier.“
Für einen Moment sahen sich die Mädchen verwundert an. Dann gingen sie unter dem Mauerbogen hindurch und betraten den Torzwinger zwischen Fuchstor und Burgvogtsturm. Es war stockfinster, nirgends brannte Licht. Selbst der Mond hatte sich wieder hinter dicken Wolken verborgen. Der Weg führte die Zwillinge die steinerne Reitertreppe hinauf zum Eisernen Tor und weiter in die Kernburg.
„Jetzt gibt es kein Zurück mehr“, flüsterte Anna.
Lisa erwiderte vor Aufregung nichts. Die Mädchen standen bereits im mittleren Burghof vor dem Gotischen Saalbau. Außer dem Heulen des Windes war nichts zu hören.
„Komm“, forderte Anna ihre Schwester auf.
Langsam gingen die Zwillinge hinein und durchquerten die Hallenküche. Ein wenig Angst hatten sie doch. Aber ohne ihre Hilfe würde Sophia nicht weit kommen, das war ihnen klar. Dicht aneinander gedrängt stiegen die Mädchen die Treppe am Ende des Saals hinunter. Sie gaben sich gegenseitig Halt. Der Schein ihrer Taschenlampen zitterte über die Stufen und traf die Holztür. Wieder war es Anna, die aktiv wurde. Vorsichtig öffnete sie die Tür am Fuß der Treppe. Grelles Licht füllte die Kammer.
„Das ist hoffentlich Sophia“, sagte Lisa mit zitternder Stimme.
„Klar. Wer sonst“, erwiderte Anna selbstsicherer als sie sich fühlte.
Die Zwillinge betraten die Kammer.
Vorsichtig waren Sophia und Hauser dem Felskorridor gefolgt. Das gleißende Licht strahlte
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