Das letzte Vermächtnis der Templer (German Edition)
war.
Der Priester kam zu den beiden Schwestern und sprach ihnen Trost zu. Voll Trauer legte Sophia jeweils einen Strauß roter Rosen auf die Urnen und sprach ein stilles Gebet. Sie würde ihre Eltern immer als agile und fröhliche Menschen in ihrem Gedächtnis bewahren. Und sie tat hier und heute einen Schwur: Sie würde die Wahrheit über ihren Tod herausfinden!
Viktoria folgte und gedachte ihren Eltern auf dieselbe Weise. Danach schloss Sophia ihre Schwester in die Arme, sie gaben sich gegenseitig Halt. Die vorbeiziehenden Verwandten und Freunde, die ihnen kondolierten, nahmen sie kaum wahr. Selbst Martin und die Zwillinge, die mit ihrem Lehrer gekommen waren, konnten Viktorias Leid nicht lindern. Schweigend standen sie da und wussten nicht so recht, was sie sagen oder tun sollten.
Wulff wechselte noch einige Worte mit dem Priester, seinen beiden Söhnen, die mit ihren Ehefrauen gekommen waren, bevor er sich den Schwestern zuwandte. Ihre Tante stand bereits bei ihnen und hatte Viktoria in die Arme genommen.
Die Trauergemeinde hatte sich inzwischen weitgehend verstreut. Nur die Verwandten und engsten Freunde blieben noch. Unsicher blickte sich Sophia um. Es war nur noch stilles Gedenken angesagt, einen Leichenschmaus würde es nicht geben. Sie war enttäuscht, dass Sebastian nicht erschienen war. Hatte er nicht gesagt, dass ihm sein Schwiegervater sehr viel bedeutet hatte?
Als die letzten Trauergäste schließlich gingen, war es auch für die Wulffs an der Zeit, den Friedhof zu verlassen. Sophia umarmte ihre Cousins zum Abschied, warf noch einen letzten Blick auf das Grab, ein stiller Gruß, dann wandte sie sich ab.
Auf dem Weg zum Parkplatz fielen ihr zwei schwarzhaarige Männer auf, die bei einem Grab standen, sie aber zu beobachten schienen. Beide trugen einen dunkelblauen Anzug, wirkten durchtrainiert, die Gesichter waren gebräunt. Sie schienen wie Vater und Sohn – dennoch, irgendwie passten sie nicht an diesen Ort. Es war Sophias Instinkt, der sich meldete, den sie in unzähligen Einsätzen beim LKA und der Küstenwache geschult hatte. Ihr war, als hätte sie die Männer schon einmal gesehen – und zwar im Krankenhaus. Sie hatten Ähnlichkeit mit einem Sanitäter oder Arzt, die sie glaubte, dort gesehen zu haben. Oder waren ihre Nerven überreizt? Aufmerksam ging sie weiter, verließ mit der Familie den Friedhof. Die Männer folgten ihnen tatsächlich, wenn auch sehr unauffällig. Sie vermieden den direkten Blickkontakt. War Sophia paranoid? Doch Sebastians Aussagen und Geheimniskrämerei ließen sie wanken. Sie fühlte eine gewisse Angst, eine Unsicherheit, die sie nicht klar greifen konnte. Ihr Vater hatte sie ermahnt, immer achtsam zu sein, auf den Instinkt zu vertrauen.
Wulff öffnete die Fondtür seines Mercedes, seine Frau und Viktoria stiegen ein. Sophia ließ die Männer nicht aus den Augen. Sie stiegen in einen BMW und starteten den Motor. Die Reifen der schweren Limousine knirschten auf dem Kies.
„Alles in Ordnung?“, hörte sie ihren Onkel fragen. Wie mechanisch war sie zur Beifahrerseite gegangen. „Sophia?“
Der BMW verließ den Parkplatz und bog nach links auf die Beatusstraße ein. Hatte Sophia sich getäuscht? Das Verhalten der Männer wies nichts Ungewöhnliches auf. „Oh, entschuldige“, entgegnete sie. „Ich war in Gedanken …“
„Das kann ich gut verstehen“, erwiderte ihr Onkel ahnungslos.
Dann stieg Sophia ein. Wulff ließ den Motor an und fuhr los.
Kommissar Krieger saß hinter seinem Schreibtisch und arbeitete die Untersuchungsberichte im Fall Friedrich Wulff auf. Er hatte sich sogar den Unfallort noch einmal angeschaut. Doch er hatte nichts Widersprüchliches finden können – alle Indizien sprachen für ein tragisches Unglück. Selbst der Förster, mit dem er gesprochen hatte, bestätigte diese Einschätzung. Wildschweine waren in dieser Gegend nicht selten, wenngleich es noch nie einen Zusammenstoß gegeben hatte.
Es klopfte, die Tür ging auf. Der Kommissar sah auf. Die Kriminalrätin betrat den Raum, gefolgt von einem Mann mittleren Alters. Er trug einen hellen Anzug, sein kurzes Haar ergraute bereits. Er hatte markante Gesichtszüge, seine dunklen Augen blickten streng.
„Guten Tag, Herr Krieger“, begann die Kriminalrätin unmittelbar, kaum, dass sie die Tür geschlossen hatte. „Darf ich Ihnen Major Steiner vom MAD, Abteilung Extremismus- und Terrorismusabwehr, vorstellen.“
Gelassen erhob sich der Kommissar und kam um den Schreibtisch herum.
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