Das letzte Vermächtnis der Templer (German Edition)
sie sich versteckt: Viktoria Wulff - Biancas Beute. Es war fahrlässig von der Kleinen gewesen, ihr Handy zu benutzen. Tyrs Männer überwachten sämtliche Telefongespräche der Wulffs und hatten das Signal geortet. Ob die Bewacher das Mädchen nicht darauf hingewiesen hatten? Oder hatte die Kleine nur solche Sehnsucht nach ihrem Herzblatt? Egal, Bianca Mertens war ihren Beschützern nun einen Schritt voraus.
In der Ferne konnte sie das Gehöft bereits erkennen. Langsam fuhr sie die Straße weiter, musterte alle Einzelheiten, die sie im Vorbeifahren wahrnehmen konnte. Sie vermied es bewusst, anzuhalten, denn die Männer im Gehöft beobachteten sicherlich die Umgebung. Die Dunkelheit würde bessere Chancen bieten.
Hinter dem nächsten Hügel war sie dann außer Sichtweite. Sie hielt am Straßenrand und griff nach ihrem Handy. Sie wollte Tyr über die aktuelle Lage informieren.
„Hallo?“, meldete er sich.
„Ich habe das Ziel erreicht. Bei Einbruch der Dunkelheit werde ich mich mal umsehen.“
„Sehr gut. Und wenn du dich das nächste Mal meldest, will ich den Vollzug hören.“
Augenblicklich überkam sie erneut der Zorn. Sie hatte den Misserfolg noch nicht mit ihm ausdiskutiert. Zwar genoss sie weiterhin sein Vertrauen, doch sein Ton gefiel ihr nicht. Schließlich trug er durch seine mangelnde Information Mitschuld an ihrem Fehlschlag in Koblenz.
„Ich werde das Mädchen erledigen. Aber wenn du mir etwas sagen willst, dann solltest du das jetzt tun.“
„Wie soll ich das verstehen?“
Sie holte einmal tief Luft. „Das sind keine gewöhnlichen BKA-Bullen.“
Stille am anderen Ende der Leitung.
„Hast du gehört?“
„Töte das Mädchen. Dann erhältst du eine fünfstellige Summe deiner Wahl.“
„Du hast meine Frage nicht beantwortet.“
„Bianca, meine Liebe, meine Süße“, flötete er. „Du hast mein ganzes Vertrauen.“
Sie schüttelte den Kopf. „Was verschweigst du mir?“
„Ich werde dir alles erzählen. Aber zuerst erledigst du deinen Job.“
Sie überlegte angestrengt. Es wäre nicht klug, hier und jetzt mit ihm zu streiten. Er hatte ein klares Ziel und sie einen ebenso klaren Auftrag. Sollte sie sich ihm verweigern, würde er sie ohne Skrupel töten lassen. So ging sie auf seine Forderung ein. „Okay, mein Lieber. Dann stell schon mal den Champagner kalt. Das wird eine rauschende Feier.“
„Sie wird unvergesslich.“
Tyr legte auf. Nachdenklich steckte sie das Handy weg. Was bezweckte er wirklich? Welche Wahrheit verbarg sich hinter dem Mädchen? Sie war die Tochter eines verstorbenen Staatsanwaltes und die Nichte eines Rechtsanwaltes. Es war das erste Mal, dass Tyr solch ein Geheimnis um die Zielperson machte. Seine bisherigen Aufträge hatte sie ohne nennenswerte Probleme ausführen können. Dieses Mal war es ein Auftrag mit vielen Unbekannten – das behagte ihr überhaupt nicht.
Martin hatte den Schulschluss kaum erwarten können. Heute war Halloween. Eigentlich hatte er geplant, diese Nacht mit Vicky zu verbringen; er hatte extra Eintrittskarten für das Grusel-Event auf Burg Frankenstein besorgt. Aber die Umstände hatten sich seit vergangenem Sonntag dramatisch verändert. Seine Freundin machte eine schlimme Zeit durch. Und es schmerzte ihn am meisten, dass er nicht bei ihr sein konnte, um sie zu trösten. Am Telefon hatte sie stark gewirkt, doch er konnte ahnen, wie es in ihrem Innern aussah. Wie würde es ihm wohl gehen, wenn er seine Eltern plötzlich verlieren würde? Eine schreckliche Vorstellung.
Er wollte sich davon nicht runterziehen lassen und hatte sich etwas Besonderes ausgedacht. Er wusste, dass Vicky auf Halloween stand. Zu seiner Freude hatte er die Zwillinge für seine Idee gewinnen können. Auch sie würden alles tun, um ihre Freundin aufzumuntern und abzulenken.
Jetzt war er mit dem Mazda seiner Mutter unterwegs zu den Mädchen, um sie abzuholen. Mittlerweile wusste er, wo sich Vicky versteckte; sie hatte ihm eine SMS mit der Adresse geschickt. Es sollte eine Überraschung für sie werden.
Die Zwillinge warteten bereits an der Gartentür des elterlichen Hauses und unterhielten sich schnatternd. Oft war er mit Vicky hier gewesen. Mit den Eltern der Mädchen verstand er sich nicht besonders, im Gegensatz zu Vicky. Lag es vielleicht daran, dass ihre Eltern auch wohlhabend waren?
„Da bist du ja“, grüßte Lisa freudig und nahm ihre Laptoptasche auf.
„Und pünktlich wie immer“, fügte Anna hinzu.
„Wow“, stieß Martin aus, als er die
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