Das letzte Vermächtnis der Templer (German Edition)
den Kopf. „Erstens wissen wir nicht, von wie vielen Mittätern wir ausgehen müssen. Zweitens können wir über die Gründe nur spekulieren. Fakt ist jedoch, wenn sie die Delattre hätten töten wollen, dann hätten sie es im Speisesaal mit der Bombe getan, dann wäre der Aktenkoffer beim Öffnen detoniert.“
Da meldete sich Hausers Chef zu Wort: „Das ist alles sehr interessant, meine Herren. Aber bislang haben Sie keine verwertbaren Fakten.“
„Das sehe ich genauso“, bestätigte der BND-Agent.
„Wir können zumindest vermuten, dass …“, erwiderte einer der Kollegen.
„Vermuten?“, begehrte der Mann auf. „Ich brauche Beweise, keine Vermutungen.“ Er blickte zu Hauser „Also, warum die Zeitverzögerung der Bombe?“
Hauser entgegnete überzeugt: „Die Zeitverzögerung begann erst mit dem Öffnen des Koffers. Leider lässt sich das nicht mehr nachweisen, da von dem Sprengsatz nichts übrig geblieben ist. Die Delattre wusste nichts von der Bombe, jemand hat ihr den Koffer in die Hand gedrückt.“
„Sie meinen, dass die Attentäter die Staatsmänner gar nicht töten wollten?“, fragte der Agent irritiert.
„Manchmal ist eine Bombe, die nicht explodiert, wirkungsvoller als das angerichtete Blutbad“, erwiderte Hauser.
„Eine interessante Theorie“, bestätigte sein Chef. „Und damit die Delattre nicht mehr redet, haben die Verschwörer sie getötet.“
Hauser nickte zustimmend. „Sie war nur eine Marionette.“
„Wie weit sind Sie mit Ihrer Geschichte vom unsichtbaren Dritten?“
Hauser schwieg. Was sollte er antworten?
„Herr Hauser?“, fragte der Agent. „Teilen Sie Ihre Gedanken mit uns? Es ist an der Zeit, Fakten auf den Tisch zu legen. Der Außenminister reist übermorgen nach Kairo. Wie Sie wissen, wird der UN-Sicherheitsrat zusammentreten. Die islamische Welt erwartet eine scharfe Reaktion. Wir können keine weitere Eskalation zulassen.“
„Nun gut“, begann er zögernd, „was unseren George Kaplan betrifft, so denke ich, dass ich Ihnen in den nächsten achtundvierzig Stunden einen echten Namen präsentieren kann.“
„Und welchen Namen haben Sie bislang?“, beharrte er. „Kommen Sie, Hauser. Ihr Schweigen ist unangemessen.“
Er gab schließlich nach. „Ich habe keine konkreten Namen, aber wir vermuten die Loge von Walhalla hinter dieser Sache.“
Der Agent lachte auf. „Was? Diese erdichtete Organisation? Sagen Sie bloß, Sie glauben den Mist, den diese selbsternannten Enthüllungsjournalisten schreiben. Genauso gut könnten Sie mit den Bilderbergern oder Skull and Bones kommen. Nein, es gibt keine Geheimbünde, die das Schicksal der Menschheit beeinflussen oder Kriege anzetteln, um sich daran zu bereichern. Die einzigen, die zu Reichtum kommen, sind die Autoren, die solchen Schund schreiben.“
Betretenes Schweigen erfüllte den Raum.
Hauser konnte die Reaktion des Agenten verstehen. Nicht nur für die Öffentlichkeit war die Loge von Walhalla die Erfindung windiger Journalisten; selbst die Geheimdienste standen dieser Vorstellung skeptisch gegenüber. Aber es gab sie tatsächlich, diese geheimen Gesellschaften aus mächtigen und einflussreichen Persönlichkeiten, die die Welt nach ihren Maßstäben gestalteten - Walhalla war nur eine von vielen.
Hausers Blick glitt zu seinem Chef, der angestrengt nachdachte. Bis er ungerührt fragte: „Was macht Sie so sicher, dieser abenteuerlichen Verschwörungstheorie zu glauben?“
„Jemand ist dabei, einen neuen Kreuzzug zu initiieren. Angenommen, diese Loge ist tatsächlich auf der Suche nach der Bundeslade, wie die Journalisten schreiben – was brauchten sie, um ihr Ziel zu erreichen?“
„Sie müssten ungehinderten Zugang zum Tempelberg haben.“
„Genau. Der erste Versuch ist misslungen. Also benötigen sie ein Ablenkungsmanöver. Stellen Sie sich vor, was geschieht, wenn die Gewalt in offenen Krieg übergeht. Die Araber werden den Ölhahn zudrehen. Und dann wird der Kampf um das Schwarze Gold beginnen. Wie schon im zweiten Golfkrieg neunzehnhunderteinundneunzig, als die westlichen Alliierten Kuwait befreiten. Und im Schutz der Panzer und Bomben werden die Männer von Walhalla schließlich kommen und dem Tempelberg seine letzten Geheimnisse entreißen. Niemand wird sie aufhalten. Sie werden sie finden, die Lade des Bundes und ihre Armeen werden unbesiegbar sein.“
Die Anwesenden schauten Hauser irritiert an. Alle dachten sie wohl an die biblischen Geschichten, die von der Macht und Zerstörungskraft
Weitere Kostenlose Bücher