Das letzte Vermächtnis der Templer (German Edition)
der Bundeslade erzählten.
„Egal, ob Walhalla oder nicht“, sagte der BND-Agent, „die Gefahr einer weiteren Eskalation ist jedenfalls sehr real.“
„Ich glaube nicht, dass ich mich irre“, entgegnete Hauser standhaft, wenngleich er sich bewusst war, dass er stark überzeichnet hatte.
Der Agent nickte. „Ich werde meinen Vorgesetzten Bericht erstatten und das weitere Vorgehen abstimmen. Wenn sich Ihre Vermutung als wahr erweist, müssen wir entsprechend reagieren. Finden Sie die Hintermänner der Verschwörung. Sie bekommen von mir alle Informationen, die Sie benötigen.“
„Auf das Angebot komme ich gerne zurück.“
„Welche Mittel benötigen Sie von mir, Hauser?“, fragte sein Chef daraufhin.
„Ich brauche noch einmal alle Videoaufnahmen unmittelbar nach dem Attentat. Und ein umfassendes Tätigkeitsprofil aller männlichen Delegationsmitglieder der Israelis, was ihre politischen Ambitionen sind, wo sie die Tage nach dem Attentat verbracht haben, mit wem sie sich getroffen haben und so weiter. Und dasselbe von den ägyptischen Teilnehmern.“
„Na dann, meine Herren, Sie haben Herrn Hauser gehört. Beschaffen Sie ihm das Material.“ Er erhob sich. „Und in achtundvierzig Stunden bekomme ich einen Namen, bevor jemand auf die Idee kommt, auf den roten Knopf zu drücken.“
Akribische Detektivarbeit war jetzt angesagt. Irgendwo mussten sich die Verschwörer verbergen. Zudem waren die Untersuchungsakten der Koblenzer Polizei vom Überfall auf Robert Wulff eingetroffen. Die Akten über Friedrich Wulffs Unfall waren zur Verschlusssache erklärt und vom MAD beschlagnahmt worden. Ein Umstand, den Hauser erwartet hatte.
An eine rasche Rückkehr nach Alsheim war jedenfalls nicht zu denken, doch Hauser sorgte sich nicht. Tassone stand für die Sicherheit der beiden Frauen ein. Zumindest die kommenden Tage waren sie auf dem Gehöft gut untergebracht. Nächste Woche würden sie dann in ein neues Versteck umziehen.
Mit zulässiger Höchstgeschwindigkeit fuhr Bianca Mertens auf der B9 am Rhein entlang. In ihrem Innern brannte die Wut, doch sie durfte sich von ihrem Ärger nicht übermannen lassen. Es war nicht so sehr wegen des Misserfolgs, den sie in Koblenz erlebt hatte, als sie nur mit knapper Not dem Kugelhagel entkommen konnte. Es war viel mehr der Groll, den sie gegenüber Tyr empfand. Er hatte sie sprichwörtlich ins offene Messer laufen lassen.
Eine ähnliche Situation hatte sie nur am Anfang ihrer Laufbahn als Auftragsmörderin erlebt. Damals war sie noch unerfahren gewesen und hatte ihre Gegner oft unterschätzt. Mittlerweile war sie seit zehn Jahren tätig, mehrere Dutzend Tote pflasterten ihren erfolgreichen Weg.
Was hatte Tyr damit bezweckt? Hatte er seine Gegner ebenso unterschätzt? Die Polizisten, die sie bei dem Schusswechsel in Wulffs Haus erlebt hatte, waren wesentlich besser trainiert als sie es von BKA-Beamten erwartet hätte.
Schmerzhaft wurde ihr wieder einmal bewusst, dass sie niemandem trauen durfte. Das hatte schon in ihrer Kindheit gegolten. Die Straße war ihr Revier gewesen, ihre Eltern hatten sich kaum um sie gekümmert. Die Mutter war ständig betrunken, der Vater ein Krimineller. Als sie zwölf Jahre war, wurden ihre Eltern ermordet, sie selbst überlebte schwer verletzt. Die Täter fand man nie. Ein Heim für Schwererziehbare war ihr neues Zuhause. Mit 16 schaffte sie es, endgültig abzuhauen. Doch diese Jahre hatten sich in ihre Seele gebrannt: die Prügelstrafen, das Eingesperrtsein, die sexuellen Übergriffe. Niemals mehr würde sie es zulassen, grundlos gedemütigt oder gepeinigt zu werden. In Berlin fand sie schließlich ihr Idol, das ihrem Leben wieder einen Sinn gab. Der Mann lehrte sie das Töten und wie sie sich ihrer Feinde erwehren konnte. Und er war ihre erste große Liebe. Bis er bei einem Auftrag von der Polizei erschossen wurde. Aber sie hatte bereits ihren eigenen Weg gefunden. Ihre Erfolge verdankte sie auch ihrem Körper und ihrem noch immer mädchenhaften Gesicht. Auf dem beruflichen Weg hatte sie schließlich Tyr kennen gelernt, dem sie nicht nur beim Töten half. Sie verstand es genauso gut, ihre femininen Reize als Waffe einzusetzen, was ihr mittlerweile ein unbeschwertes Leben in den vornehmen Kreisen von Politik und Wirtschaft beschert hatte, einer Welt, von der sie als junges Mädchen nur hatte träumen können.
Als sie die Abzweigung hinter Alsheim erreichte, bog sie von der Bundesstraße ab. Ihr Ziel war eine abgelegene Kelterei. Dort hatte
Weitere Kostenlose Bücher