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Das letzte Zeichen (German Edition)

Das letzte Zeichen (German Edition)

Titel: Das letzte Zeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gemma Malley
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Stimmt’s, Lucas?«, sagte Raffy sarkastisch.
    »Und dann müsst ihr selbst etwas zu essen und Wasser finden«, fuhr Lucas unbeirrt fort, ohne auf ihre Fragen einzugehen. »Wenn ihr euch noch mehr aufpackt als das hier, wird es zu beschwerlich. Wasser könnt ihr an den Zuflüssen zum Stadtfluss finden. Er ist westlich der Stadt aufgestaut, fließt aber von Osten zur Stadt.«
    Er war fertig mit Packen und gab Raffy den Rucksack. »Kannst du das tragen?«
    Raffy riss ihm den Rucksack aus der Hand. »Wir sollen also wirklich weglaufen? Und du lässt das einfach zu?« Er verdrehte die Augen. »Keine Chance. Ich weiß, was passiert. Du wirst uns die Polizeigarde auf den Hals hetzen, genau wie du es bei Vater gemacht hast.«
    »Raffy!« Evie warf ihm einen warnenden Blick zu. »Sag so was nicht. Das stimmt nicht. Lucas hilft uns.«
    »Es stimmt sehr wohl«, erwiderte Raffy wütend. »Ich habe es doch selbst gehört. Ich habe gehört, wie er mit ihnen gesprochen hat. Er hilft uns nicht. Er weiß gar nicht, was helfen überhaupt ist.«
    Evie schaute unsicher zu Lucas. Der wich ihrem Blick aus.
    »Sag, dass du nicht die Polizeigarde auf deinen Vater gehetzt hast.« Ihre Stimme stockte. »Das hast du nicht getan. Das kannst du nicht getan haben.«
    »Ich habe getan, was ich tun musste«, antwortete er.
    »Nein!« Evie atmete keuchend. »Das ist unmöglich!« Sie blinzelte eine Träne weg und starrte Lucas an, damit er sagte, dass das nicht stimmte. Sie hatte geglaubt, dass er doch ein guter Mensch war, dass er ihr Freund war, dass er die Stadt hasste wegen seinem Vater. Er hatte sie glauben gemacht, dass er litt und dass er verstand. Aber Lucas sagte nichts.
    »Nicht unmöglich«, sagte Raffy, und seine Augen verengten sich. »Alles ist möglich, richtig, Lucas?«
    Lucas schwieg. Mit schuldbewusster Miene zog er Raffys Stricke zu sich hin und band sie zuerst um seine Fußgelenke, dann um seine Handgelenke. Evie sah im Mondlicht die goldene Uhr aufblitzen und erschauerte.
    »Du …« Bestürzt starrte sie Lucas an und schüttelte ungläubig den Kopf, als Raffy die Enden der Seile fest verknotete. Lucas zuckte zusammen, doch er sagte nichts. »Hast du deinen Vater wirklich an die Polizeigarde verraten?«
    »Natürlich hat er das. Das ist doch typisch Lucas. Dich hat er vielleicht hereingelegt, aber mich nicht.« Raffy hob den Rucksack auf und warf seinem Bruder einen verächtlichen Blick zu. »Komm, Evie. Mal sehen, wie weit wir kommen, bis er sie hinter uns herhetzt. Ich bin gespannt, wie lange er diesmal braucht, um seine Familie zu verraten.«
    Evie nickte zögernd; sie verstand es nicht und wollte es auch nicht verstehen. Lucas sah weg. Sie sagte seinen Namen, aber er blickte gerade so lange zu ihr hin, um ihnen zu bedeuten, dass sie gehen sollten.
    »Leb wohl«, formte sie stumm mit den Lippen und folgte Raffy aus dem Zimmer. Lucas hatte er nicht gesehen; er starrte an die Wand vor ihm, und Evie war sich nicht sicher, aber sie glaubte, dass die Wärme wieder aus seinen Augen wich und dass sie ganz langsam wieder zu kaltem Stahl wurden.
    Sie gingen durch die Hintertür und schlichen durch den Garten weiter zu dem Weg, der dahinter lag. Sie redeten nicht. An jeder Ecke blieben sie stehen und spähten auf den Weg oder auf die Straße vor ihnen, bevor sie mit gesenktem Kopf weitergingen. Der Rucksack sah riesig aus, und Evie fragte mehrmals, ob er nicht zu schwer sei und ob sie ihm helfen sollte. Doch Raffy knurrte nur als Antwort. Allmählich ließen sie die Stadt hinter sich, und statt durch dicht besiedelte Straßen liefen sie nun an Maisfeldern und Weizenfeldern vorbei, an den Weiden für die wenigen Rinderherden, die im Freien grasen durften. Mit jedem Schritt spürte Evie, wie ihr kälter wurde – so als würde sie sich von einem behaglichen Feuer entfernen. Aber das Feuer war nicht dazu da, um sie zu wärmen, sagte sie sich immer wieder; das Feuer würde Raffy verzehren, wenn sie blieben. Und sie auch. Also hielt sie den Kopf gesenkt und hastete hinter Raffy her. Sie verdrängte die Ängste und die Sorgen und sagte sich immer wieder, sie habe keine Wahl und das vom Bösen bewohnte Land war für sie immer noch sicherer als die Welt innerhalb der Mauern der Stadt.
    Dann blieb Raffy stehen und sie blickten sich erstaunt um. Sie waren im Sumpfland, wo der Boden so vollgesogen war mit Wasser, dass es sich anfühlte, als würden ihre Schuhe einsinken, das Land, das ihr Vater ihr gezeigt und vor dem er sie gewarnt hatte,

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