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Das Leuchten der Insel

Das Leuchten der Insel

Titel: Das Leuchten der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McCleary
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Sturm aufkommen, so wie jener, der in der vergangenen Woche eine rund sechzig Meter hohe Douglastanne gefällt hatte, oder ein plötzlicher Seegang, oder es unterlief einem eine kleine Fehleinschätzung beim Bedienen eines Traktors oder einer Kettensäge – jede kleine Sache konnte sich gegen sie richten und diesen Ort der Zuflucht und des Schutzes in einen der Isolation und Verzweiflung verwandeln. Sie wusste das und fürchtete sich davor.
    »Das Leben hier war besser, bevor es Handys gab«, sagte eine Stimme unter ihr.
    Susannah, die sich in ihren Gedanken verloren hatte, erschrak dermaßen, dass sie fast vom Baum fiel. Sie blickte nach unten und sah Betty, die etwa drei Meter entfernt auf dem Feld stand.
    »Ich habe gesehen, wie Sie nach draußen gingen, und bin gekommen, um »Hallo« zu sagen. Aber Sie waren schneller oben auf dem Baum, als ich herkommen konnte«, erklärte Betty. »Sie haben eine ziemlich gute Kondition.«
    »Danke«, sagte Susannah. »Aber Sie sollten mal Hood hier hochklettern sehen.«
    »Das habe ich«, lachte Betty. »Er ist schnell.«
    Sie zog ein Päckchen Zigaretten heraus, schüttelte eine aus der Packung und zündete sie sich an. »Ich wollte Ihnen für die Brotlaibe und die Kekse danken, die Sie vorbeigebracht haben. Und dafür, dass Sie sich die Zeit genommen haben, den Jungs beim Aufräumen der Scheune zu helfen. Jim hat mir gezeigt, was Sie alles getan haben. Das ist eine große Hilfe für uns.«
    »Es war nichts. Sie sind so freundlich zu uns«, wehrte Susannah ab.
    »Ich will Sie nicht länger stören. Erledigen Sie ruhig Ihre Telefonate. Ich werde nur kurz eine Pause machen, bevor ich zurückgehe«, erklärte Betty und setzte sich ins Gras.
    »Sie stören mich nicht«, sagte Susannah. Sie fand es ein wenig dumm, wie sie da im Baum saß. Daher erhob sie sich aus der Gabelung, in der sie gesessen hatte, und stieg auf den dicken Ast direkt unter ihr.
    »Klettern Sie nicht meinetwegen runter«, meinte Betty. »Bleiben Sie da oben. Sie können in ein paar Minuten erneut versuchen anzurufen.«
    Susannah schlang einen Arm um den Stamm des Baumes. »Ich komme runter. Ich bin nicht versessen darauf, in luftigen Höhen zu schweben.«
    »In dem Fall würde Ihnen Barfuß raten, auf dem verdammten Baum zu bleiben, bis es Ihnen nichts mehr ausmacht«, meinte Betty lächelnd.
    »Das würde er.«
    Seit dem Tag ihrer gemeinsamen Bootsfahrt hatte Susannah Barfuß oft gesehen. An den meisten Tagen kam er bei Betty vorbei – um nach ihrem Kräutergarten zu sehen, ihr irgendein selbst gebrautes Stärkungsmittel dazulassen oder sogar, um ihr Holz zu hacken und zu bündeln. Manchmal kam er auch zum weißen Cottage und unterhielt sich mit Quinn, der auf das Inselleben reagierte wie ausgedorrte Erde auf Regen.
    Quinn verbrachte seine Nachmittage nach der Schule damit, in den Wäldern und Wiesen und an der Küste herumzustreifen, manchmal gemeinsam mit anderen Kindern, aber auch oft allein. Dabei sammelte er Krabbengehäuse und Steine und Blätter und Beeren und Rindenstücke. Er breitete seine Fundstücke auf dem Esstisch und dem Boden des Wirtschaftsraums aus, in dem er schlief. Er bat Barfuß, ihm dabei zu helfen, Pflanzen, die er nicht kannte, zu bestimmen, und er lauschte dessen Erzählungen über das Leben der Tiere auf der Insel, etwa der über die Biber, die im Sommer vor zwanzig Jahren plötzlich im Sumpfgebiet unten bei der Sitka Bay aufgetaucht waren. Sie errichteten zahllose Dämme und Baue und erweiterten einen Teil des Sumpflandes zu einem Teich, der schneeweiße Trompeterschwäne und kleine Kappensäger anlockte, bis sie neun Jahre später genauso schnell verschwanden, wie sie gekommen waren.
    Susannah blickte auf den dicken Ast unter ihren Füßen und auf den Boden unter sich, der weiter von ihr entfernt war, als sie dies zuvor wahrgenommen hatte. Sie konnte sich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, wie Hood von hier heruntergekommen war. Vorsichtig ging sie in die Hocke und setzte sich rittlings auf den breiten Ast. Genauso hatte sie es als Kind gemacht, wenn sie in den Bäumen herumgeklettert war.
    »Haben Sie Ihren Mann erreicht?«, fragte Betty, die mit angewinkelten Knien auf dem Boden saß. Aus dieser Entfernung wirkte sie mit ihren langen, schlanken Beinen und ihrem zierlichen Nacken und dem dicken Rollkragenpullover, der ihre Falten verbarg, jung, fast mädchenhaft.
    »Nein«, antwortete Susannah seufzend, und ihr Atem ließ die Blätter um ihren Kopf rascheln.
    »Es ist

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