Das Leuchten der Insel
noch immer fast ausschließlich mit Muttermilch ernährt wurde. Betty packte gern einen seiner drallen Schenkel, schüttelte ihn und genoss, wie kräftig er war.
Ihre Verbindung zu dem Baby war so allumfassend, dass sie noch nicht einmal Bill vermisste, zumindest anfangs nicht. Sie war beschäftigt von Jims erstem Schrei am Morgen, mit dem er sie weckte, bis zum Abend, wenn sie ihren dankbaren Körper ins Bett sinken ließ. Jim schlief neben ihr im Doppelbett. – Wer konnte es sich schließlich leisten, auf dem Festland eine Wiege zu kaufen, sie mit dem Bus und der Fähre zu transportieren, sie über die Rampe und den langen Anlegesteg zu schleppen und dann mit dem Pick-up nach Hause zu bringen? Claires ältester Sohn hatte, wie sie Betty erzählte, in seinem ersten Jahr in einer Kommodenschublade geschlafen, aber der jüngere hatte so viel gequengelt, dass sie ihn mit in ihr Bett genommen hatte, wo er zehn Monate blieb, bis Don nach Hause kam und ein kleines Bett für ihn baute, das auf einer Seite ein Gitter hatte.
Nach sechs Monaten jedoch, begann Betty Bill zu vermissen. Ihr fehlte jemand, mit dem sie in der Dunkelheit reden konnte, wenn sie spät in der Nacht im Bett lag. Ihr fehlten sein starker Rücken und seine Arme, wenn sie schwere Holzladungen vom Schuppen zur Veranda trug oder gebückt Reihe für Reihe frühe Salate pflanzte. (Er war weiß Gott ein Schuft, aber niemand, der sich vor harter körperlicher Arbeit drückte.) Sie sehnte sich danach, dass er ihren Schenkel mit einer Hand packte, wenn sie mit dem Pick-up irgendwohin fuhren. Und ihr fehlte die Art, wie er den Kopf in den Nacken warf und über ihre scharfe Erwiderung auf etwas, das er gesagt hatte, lachte.
Als er Ende März nach Hause zurückkehrte, schickte sie Nick, damit er ihn am Dock abholte. Sie trug dieselbe Latzhose mit warmer Flanellbluse, die sie an den meisten Tagen anhatte, und bürstete ihre lockigen Haare, die lang geworden waren, zu einem Pferdeschwanz zurück. Außerdem malte sie sich die Lippen leuchtend rot an, aber das tat sie, selbst wenn sie nur zur Post fuhr, aus keinem besonderen Grund, sondern einfach, weil ihr der Sinn danach stand, auch wenn sich nur wenige Frauen auf Sounder die Mühe machten, sich zu schminken.
Als sie das scharrende Geräusch der Reifen auf dem Schotterweg hörte, begann ihr Herz schneller zu schlagen. Aber sie zwang sich, nicht an die Tür zu gehen, um ihn zu begrüßen, und beschäftigte ihre bebenden Hände damit, in der Küchenspüle die eingebrannten Speisereste aus der gusseisernen Pfanne zu scheuern. Jim schlief auf einem Stapel Decken auf dem Boden im Wohnzimmer, wo sie ihn sehen konnte. Im hinteren Raum hatte sie das Doppelbett für Bill gemacht.
Hinter sich hörte sie, wie sich die Eingangstür öffnete und schloss. Sie richtete sich auf und wartete, noch immer mit dem Gesicht zum Fenster über der Spüle, die Hände im Spülwasser. Sie drehte den Kopf zur Seite, damit er sie hören konnte.
»Das Baby schläft da, auf dem Boden in der Ecke, wenn du es sehen willst.«
Sie beugte sich wieder über die Pfanne und hörte seine Schritte, als er durch das Zimmer hinter ihr ging, und das Knarren der alten Fußbodenbretter, als er sich neben Jimmy niederbeugte. Dann hörte sie den Boden erneut knarren, als er aufstand, und seine Schritte, als er zu ihr kam und sich hinter sie stellte, ohne sie zu berühren. Sie hielt in ihrer Arbeit inne und verharrte reglos, in der einen Hand die Pfanne, in der anderen den Spüllappen.
Bill beugte sich vor, damit seine Lippen dicht an ihrem Ohr waren. »Er ist unglaublich, Betty«, sagte er mit leiser Stimme. Und nach einer Pause fügte er hinzu: »Und du bist es ebenso.«
Sie konnte die Wärme seines Körpers hinter sich fühlen, obwohl er sie nicht berührte, konnte seinen warmen Atem an ihrem Ohr spüren. Sie wollte, dass seine Lippen auf ihrem Nacken waren, dass seine Arme sie umfassten, dass er seine Hüften an sie presste.
»Ach, zum Teufel«, sagte sie und ließ den Spüllappen in das Becken fallen. Dann ließ sie auch die Pfanne los und drehte sich zu ihm, um ihn anzusehen. Sie umfasste seinen Kopf mit ihren beiden feuchten Händen und zog ihn zu sich und küsste ihn. Er küsste sie leidenschaftlich zurück, öffnete ihre Lippen mit seiner Zunge und packte ihre Hüften mit seinen Händen, um sie an sich zu ziehen.
Sie liebten sich, bis das Baby eine Stunde später erwachte, und dann die ganze Nacht hindurch, nachdem es am Abend wieder
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