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Das Leuchten der Insel

Das Leuchten der Insel

Titel: Das Leuchten der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McCleary
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ganz persönliche Aromatherapie.
    Susannah sah Jim bei den großen nach Westen weisenden Klassenfenstern auf einer Holzleiter kauern, einen Putzlappen in der einen und eine Sprühflasche in der anderen Hand.
    »Hallo!«, rief sie. »Sie sind hier auch der Fensterputzer?«
    Jim legte den Lappen auf die oberste Stufe der Leiter und stieg herab. »Ja, so ist es. Sie haben die Plakate gemacht? Ich kann es kaum erwarten, sie zu sehen.«
    Susannah fühlte sich gehemmt. »Ich bin keine sonderlich gute Porträtistin. Ist das der richtige Begriff? Ich bin gut, wenn es um Landschaften und Stillleben geht, aber Menschen gehören nicht zu meinen Stärken. Darum sind es nicht direkt Porträts der Dichter geworden.«
    »Ich wette, Sie unterschätzen sich.« Er sah sie mit seinen grünen Augen eindringlich an – ein Blick, der ihr durch und durch ging, als würde er all ihre Selbstzweifel sehen, die in ihre Arbeit eingeflossen waren. »Kommen Sie rein«, sagte er. »Wir werden sie auf einem Tisch ausbreiten und gemeinsam ansehen.«
    Er schlüpfte aus seinen Schuhen, derben Clogs mit Gummisohlen, und ging in das Schulgebäude. Sie folgte seinem Beispiel. Niemand trug in der Schule Schuhe, damit der alte Kiefernboden geschützt wurde. Das trug auch zu der hier – im Gegensatz zu den lärmerfüllten Klassenzimmern zu Hause – herrschenden Stille bei.
    Sie zog die Gummibänder von den aufgerollten Plakaten und breitete die Blätter auf einem großen Eichentisch aus, wobei sie die Ecken mit Büchern beschwerte, damit sich die Bilder nicht wieder einrollten. Sie waren wirklich farbenfroh, so viel stand fest.
    Frustriert von ihren Versuchen, realistische Porträts zu malen, hatte sie stattdessen zu Collagen Zuflucht genommen und je ein Bild aus einem Gedicht eines ausgewählten Dichters illustriert. Dabei hatte sie Zeitungsausschnitte, Farben, Bleistiftzeichnungen, Stoffstücke und Federn kombiniert. Beispielsweise hatte sie zu Robert Frosts Gedicht Design eine »gefurchte Spinne, dick und weiß« mit Schafwollbüscheln und Schnurstücken gestaltet, die vor einem blassen rosa-orangefarbenen Himmel auf einer leuchtend blauen Blume saß. Auf einem anderen Plakat von ihr sah man eine blaurote, aus Stoffstücken gefertigte Weinbeere, die unter den glänzenden Strahlen einer leuchtenden, aus Goldfolie geformten Sonne vor sich hindorrte und das Gedicht Dream Deferred von Langston Hughes veranschaulichte.
    Jim beugte sich über die Bilder und sah sie erstaunt an. »Das ist nicht das, was ich erwartet habe.«
    »Ich weiß. Sie wollten etwas mehr Traditionelles – Zeichnungen. Ich fand nur, dass …«
    »O nein, die sind wunderbar. Sie gefallen mir sehr. Sie sind eben ein wenig …« Er bedachte Susannah mit einem forschenden Blick. »Ich weiß nicht – kühn, überraschend . Wie gesagt, nicht das, was ich erwartet habe.«
    »Soll ich mich jetzt geschmeichelt oder beleidigt fühlen?«
    »Geschmeichelt, Susannah. Kühn ist gut. Überraschend ist gut.« Er zeigte auf das dritte Bild. »Was ist das?«
    »O Gott, ich weiß schon.« Susannah lachte: »Es ist eine Schnecke. Ich dachte, dass die Kinder sie mögen würden. Ich habe Gedichte der von Ihnen vorgeschlagenen Dichter ausgesucht, aber ich wollte noch gern etwas völlig anderes mit in die Auswahl nehmen. Das gehört zu Sam Greens Gedicht Scripsit . Kennen Sie es?« Sie durchsuchte ihre Kuriertasche und zog die Blätter heraus, auf die sie das Gedicht geschrieben hatte. »Es handelt von einer Schnecke, deren Kriechspur ein perfektes kursives O bildet.«
    »Sie werden es kaum glauben, aber ich kenne das Gedicht. Sam Green gehört zu meinen Lieblingsdichtern.« Er setzte sich ihr gegenüber auf die Kante des Tisches und neigte den Kopf zur Seite. »Für eine getürmte Vorstadtmutti sind Sie eigentlich ein viel zu faszinierender Mensch.«
    Wann hatte Matt sie zuletzt »faszinierend« gefunden? Oder »kühn« oder »überraschend«? Ihr dürstendes Ich sah Jim Pavalak an und wollte sein Bild von ihr in einem langen, erfrischenden Schluck genießen.
    »Nicht beleidigt sein«, sagte Jim. »Ich wollte Sie mit der Bemerkung über die getürmte Vorstadtmutti nur aufziehen. Sie sind wirklich eine gute Künstlerin. Das wusste ich nicht. Das wird eine tolle Sache werden.«
    »Danke.«
    Sie fühlte sich warm und glücklich und attraktiv – ja, attraktiv! – und schuldig zugleich. Die Anziehungskraft, die Matt auf sie ausübte, war für eine so lange Zeit ein derart elementarer Teil ihres Lebens gewesen,

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