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Das Leuchten der Insel

Das Leuchten der Insel

Titel: Das Leuchten der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McCleary
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Teller, wobei sie es vermied hinzusehen, um nicht wieder in Gelächter auszubrechen.
    »Wie läuft die Arbeit denn?«, fragte Jim und reichte Katie die hölzerne Salatschüssel.
    »Gut, vermute ich, wenn es einem nichts ausmacht, für jemanden zu arbeiten, der verrückt ist«, antwortete Katie und warf Barfuß über den Tisch ein schelmisches Lächeln zu. »Wussten Sie, dass Barfuß ein Wildschwein als Haustier hatte, als er im Iran lebte? Es wog fast zweihundertdreißig Kilo.«
    Susannah verharrte mit der Gabel in der Luft und wartete auf einen Wutausbruch von Barfuß. Aber der lächelte. »Er mag sie«, dachte Susannah.
    »Das ist cool!«, meinte Quinn.
    »Es war ein Schwein! «, betonte Katie.
    »Das sind die intelligentesten aller Lebewesen«, erklärte Barfuß.
    Susannah betrachtete die Paella. »Dann bin ich gerade dabei, einen klugen Schinken zu essen?«, fragte sie und brach wieder in hilfloses Gelächter aus.
    Barfuß sah sie an. »Was ist denn jetzt so lustig?«, erkundigte er sich.
    »Ich weiß nicht«, antwortete sie. »Nichts.«
    Sie schloss die Augen und schob sich eine Gabel voll Paella in den Mund. Der buttrige Geschmack der Venusmuschel, gefolgt von einem kräftigen Stoß Knoblauch und der herrlichen Salzigkeit des Schinkens, kitzelte ihre Zunge. Es war das Beste, was sie je gekostet hatte.
    Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft auf Sounder fühlte sie sich völlig entspannt. Sie trank noch einen Schluck Wein und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Sie nickte und lächelte, ohne wirklich aufmerksam zu sein. Es war ein schönes Gefühl, wenigstens ein Mal nicht aufmerksam, sondern unachtsam zu sein. Sie betrachtete Jims Gesicht, der sich ihr gegenüber mit Barfuß über Søren Kierkegaard unterhielt. Sie fand Jims Gesicht lebendig und interessant. Sie war von seinen leicht abstehenden Ohren fasziniert, die ihm trotz der Furchen auf seiner Stirn und den Fältchen um seine Augen etwas Jungenhaftes gaben.
    »Also was macht Ihre Kunst?«, fragte Jim.
    Susannah brauchte einen Augenblick, um zu bemerken, dass er mit ihr sprach. »Was meinen Sie?«
    »Mom hat mir erzählt, dass Sie sich eine ziemliche Menge Abfall aus ihrem Schrotthaufen zusammengesucht haben.«
    Sie wollte nicht über ihre »Kunst« sprechen, wenn man das denn überhaupt so nennen konnte.
    »Es ist keine wirkliche Kunst«, wehrte sie ab. »Nur eine Art Projekt, an dem ich herumprobiere.«
    Nach der Durchsicht von Bettys Schrott hatte sich Susannah in einer Ecke der Scheune ein Studio eingerichtet. Mit Bettys Erlaubnis hatte sie sich unter anderem alte Garten- und Fischfanggeräte herausgeklaubt und all ihre Fundstücke in einer Ecke gestapelt, in die durch ein kleines nach Süden gerichtetes Fenster viel Licht hereinkam. Den übrigen Abfall hatte sie nach Keramik- und Glasscherben, Metall- und Gummiteilen und Thermoskannen sortiert und in getrennten Haufen aufgetürmt. Es machte sie glücklich, wieder mit ihren Händen zu arbeiten und weg von den beengten Räumen des kleinen Hauses zu sein. Sie musste in der Kälte auf und ab gehen und zwischendurch hüpfen, um warm zu bleiben, aber sie genoss selbst das und lief in kleinen Kreisen oder vollführte alberne Tänze in der Scheune, in der sie außer den Ziegen niemand sah.
    Sie hatte sich von Barfuß eine Bohrmaschine und eine Lötpistole geliehen und sich in Friday Harbor Holzleim, Farbe und weitere Dinge, die sie zum Arbeiten brauchte, gekauft. Sie hatte anfangs etwas Angst davor gehabt, die Lötpistole zu verwenden, aber Barfuß hatte sie sorgfältig eingewiesen.
    »Heiliger Himmel, Frau«, hatte er gesagt. »Gibt es irgendetwas, wovor Sie keine Angst haben? Sie hätten in ihrem reinlichen Vorstadthaus bleiben und weiter Spitzendeckchen häkeln sollen!«
    »Ich bemüh mich, oder?«, hatte Susannah entgegnet, und Barfuß hatte sie anerkennend angelächelt und bestätigt: »Ja, das tun Sie.«
    Da es auf Sounder keine Schaufenster zum Dekorieren gab, hatte sie sich entschlossen, an Spießen befestigte Gartenobjekte herzustellen, die man in den Boden stecken konnte, um die vielen Gärten auf der Insel mit verrückten Skulpturen und ein wenig Farbe zu bereichern. Aber ihre ersten Versuche hatten zu lächerlichen Ergebnissen geführt: Kupferrohrleitungen, an die sie Sprungfedern gelötet hatte, die absurden Blütenblättern glichen und nun noch mehr nach Abfall aussahen als das Ausgangsmaterial. Sie hatte die schmalen Spieße in den Boden vor dem Schuppen gesteckt und war, die Hände in die Hüften

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