Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Leuchten der Insel

Das Leuchten der Insel

Titel: Das Leuchten der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McCleary
Vom Netzwerk:
Mit Marihuana kann man einige seiner Symptome sehr gut in den Griff bekommen. Ich bringe ihm jede Woche solche Törtchen. Katie weiß das. Sie hat sie in meinem Haus gesehen, und ich habe ihr gesagt, dass sie die Finger davon lassen soll, weil sie Medizin sind. Ich habe ihr gesagt, dass sie nichts von meinem Zeug anfassen soll.«
    »Pot-Törtchen?«, fragte Jim.
    »O nein«, jammerte Susannah.
    Barfuß sah zu ihr hin. »Haben Sie eins davon gegessen?«
    »Ja.« Katie hatte ihr vorab eins zum Probieren gegeben, und das hatte so lecker geschmeckt, dass sie sich heimlich noch eins genommen hatte, während Katie Betty beim Tischdecken half. Susannah sah ihre Tochter an. »Kate?«
    Katie drehte ihren Kopf zur Wand. »Du bist so ausgerastet wegen meines Gedichts und so voreingenommen gegen das Rauchen von Pot, dass ich dachte ….« Sie presste die Lippen aufeinander und zögerte, bevor sie weitersprach: »Ich habe die Platte absichtlich fallen lassen, damit niemand sonst davon isst.«
    »Das erklärt, was an der Paella so witzig war«, meinte Jim.
    »Wenn ich nicht so bekifft wäre«, dachte Susannah, »dann wäre ich jetzt wirklich stinksauer.«
    »Damit bist du eindeutig zu weit gegangen«, sagte Jim zu Katie.
    Barfuß wandte sich Susannah zu. »Es wird Ihnen bald wieder gut gehen. Aber niemandem sollte je irgendeine Medizin ohne sein vorheriges Wissen und Einverständnis gegeben werden.«
    »Tatsächlich habe ich zwei gegessen«, gestand Susannah.
    » Zwei? «, fragte Barfuß. »Nun, es wird Ihnen trotzdem bald wieder gut gehen, aber es könnte sein, dass Sie sich morgen ein wenig benommen fühlen. Verdammt noch mal, Katie!«
    Susannah hatte es nie gemocht, das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren. Darum trank sie nie zu viel, rauchte kein Marihuana und nahm auch sonst keinerlei Drogen. Aber sie musste zugeben, dass sie sich jetzt auf äußerst angenehme Weise entspannt und erdenfern fühlte. Der Gedanke, dass sie verärgert oder sogar erschrocken sein sollte, kam ihr zwar, aber er verschwand auch gleich wieder. Sie beobachtete, wie der Gedanken gleich einem Wölkchen am blauen Himmel vorbeizog.
    Barfuß schrie Katie weiter an, die daraufhin zu weinen begann. Währenddessen versuchte Jim, die Scherben der zerbrochenen Platte aus dem Kamin zu fegen, ohne dass der Besen dabei Feuer fing. Und Betty sammelte weitere Törtchenbrösel vom Boden auf. Die ganze Situation war wirklich zu komisch. Susannah presste die Lippen aufeinander und versuchte, nicht zu lachen, weil Katies Verhalten tatsächlich ungeheuerlich war. Sie versuchte, an etwas anderes zu denken, um nicht lachen zu müssen, aber das Einzige, was ihr einfiel, war das Bild von SpongeBob SquarePants, der in der Paella tanzte. Sie lachte. Und als sie erst einmal damit begonnen hatte, konnte sie nicht mehr aufhören. Schließlich gab sie nach und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und ließ das Gelächter aus sich herausrollen wie das überkochende Wasser in einem Kessel.
    »O nein«, stöhnte Katie.
    »Ich fahr’ euch nach Hause«, sagte Jim.
    Susannah hörte Quinn draußen rufen.
    »Mom! Mom!«
    Sie wischte sich die Augen trocken und versuchte, ihr Gelächter zu dämpfen. »Ja!«, antwortete sie.
    »Mom! Komm her!«
    Susannah erhob sich und ging auf die Veranda hinaus. Quinn stand auf der Straße vor dem Waschsalon und schrie nach ihr. Sie konnte in der Dunkelheit den weißen Streifen auf seiner Jacke kaum sehen. Toby stand neben ihm und bellte ununterbrochen etwas an, das weiter unten auf der Straße war und das Susannah nicht sehen konnte. Dann rannte Quinn zum Anlegesteg und verschwand.
    »Quinn?« Susannah trat an den Rand der Veranda, lehnte sich über das Geländer und spähte in die abendliche Dunkelheit. »Quinn?«
    Eine vertraute Gestalt kam die Straße heraufgeschritten, in der einen Hand eine Reisetasche und den anderen Arm um Quinns Schultern gelegt.
    »O mein Gott!«, murmelte Susannah.
    Matt sah zu ihr hoch und lächelte sein vertrautes schiefes Lächeln. »Überraschung!«, sagte er.

19. Kapitel
    Betty 1963
    N atürlich hatte sie Schuldgefühle. Was auch immer Bill getan hatte und weiterhin tat, sie war seine Frau und hatte ein Gelöbnis abgelegt und ein Versprechen gegeben, beides in der aufrichtigen Absicht, es einzuhalten. Aber sie war auch müde. Es war nicht bloß eine physische Erschöpfung, obwohl sie sich manchmal bis in die Knochen hinein ausgelaugt fühlte und eine bleierne Müdigkeit auf ihr lastete, die ihre Bewegungen verlangsamte. Sie

Weitere Kostenlose Bücher