Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)
malt? Mein Freund Chris hat mir ein Buch mit schönen Aquarellen von Penang geschenkt.«
»Wenn du sie nach ihrer Kunst fragst, kommt bestimmt leicht ein Gespräch in Gang«, meinte Paul. »Bette ist anscheinend ziemlich nett und bei klarem Verstand. Hast du nicht erzählt, dass sie fast neunzig ist? Vermutlich will sich deine Mutter erst einmal auf die bevorstehende Geburt konzentrieren, anschließend die Umgehungsstraße verhindern und sich dann mit Bette befassen.«
Julie umarmte ihren Vater. »Mum ist ganz schön aktiv. Und was ist mit dir, Dad? Wann gehst du in den Ruhestand und ›dilettierst‹ ein bisschen?«
»Ich wüsste nicht, was ich dann mit mir anfangen sollte, Jules.«
»Du könntest reisen. Fahr mit Mum nach Malaysia.«
Paul schmunzelte. »Nach allem, was du erzählt hast, machen wir das irgendwann auf alle Fälle.«
Auch Julie strahlte. »Ich würde so gern wieder hinfahren.«
»Um weiter Nachforschungen zu betreiben oder Urlaub zu machen oder sich mit einem gewissen gutaussehenden Royal-Airforce-Offizier zu treffen?«, wollte ihr Vater wissen.
Julie lachte. »Dir kann man nichts vormachen, Dad, du schlauer alter Fuchs. Na, hoffentlich von allem etwas.«
»Du solltest deine Mutter anrufen. Sie brennt bestimmt darauf zu erfahren, was in dem Brief steht.«
Als Caroline von ihrer Reise zurückkam, einigten sie sich telefonisch, dass sie sofort auf Bettes Brief antworten sollte. Am nächsten Samstagnachmittag besuchte Julie ihre Eltern und hatte sich darauf eingestellt, zum Abendessen zu bleiben. Sie war schon sehr gespannt auf die Neuigkeiten über Adam und Heather und die vielen Fotos von ihrem neuen Haus, die ihre Mutter gemacht hatte. Aber als sie kam, sah Julie zu ihrem Schrecken David Cooper, der sich auf der Veranda vor dem Haus mit Caroline unterhielt. Sie winkte ihrem Vater zu, der im Vorgarten herumwerkelte, und ging die Stufen hinauf. Noch bevor sie Caroline begrüßen konnte, eilte ihr David entgegen und küsste sie auf die Wange.
»Schön, dich zu sehen, Julie! Ich habe schon gehört, dass ihr eure Tante gefunden habt! Wie aufregend!«
»Das haben wir dir zu verdanken, David«, sagte Caroline. »Möchtest du eine Tasse Tee, Jules?«
»Willkommen daheim, Mum. Freut mich, dass es dir in Adelaide gefallen hat.« Julie küsste ihre Mutter.
»Bestimmt haben wir uns alle viel zu erzählen«, meinte David. »Ich würde gern hören, wie es dir nach deiner Abreise aus Sarawak weiter ergangen ist«, sagte er zu Julie.
Sie nahm die Tasse, die ihr Caroline reichte, und setzte sich. »Die Elliott-Jungs sind einfach prima, aber ihr Freund Christopher hat sie noch überboten, indem er Bette gefunden hat.«
»Jules, wenn David sich nicht bei uns gemeldet hätte, hätten wir überhaupt nichts von Bette erfahren«, rief ihr Caroline in Erinnerung.
»Das ist mir klar«, meinte Julie hastig. »Du hast uns auf ihre Fährte gesetzt.«
»Dann leg los.« David machte es sich auf seinem Stuhl bequem.
»Bestimmt hat Mum dir schon alles berichtet«, erwiderte Julie rasch. »Und wir haben ja auch noch gar nicht mit Bette gesprochen. Ich hoffe, du bist mit deinen Forschungen bei den Iban gut vorangekommen?«
»Das ist eigentlich eine Lebensaufgabe. In ein paar Monaten fahre ich wieder hin. Und wie sieht’s bei dir aus?«, fragte er.
»Sie würde schon gern«, begann Caroline, aber Julie unterbrach sie, um zu verhindern, dass ihre Mutter Christopher erwähnte.
»Ich habe keinen Urlaub mehr, aber mal sehen. Zurzeit bin ich mit Arbeit mehr als eingedeckt. Doch sag, gibt’s was Neues in Sachen Umgehungsstraße?«
»David versucht mehr über die ursprünglichen Pläne herauszufinden, die der Jurist ausgegraben hat«, sagte Caroline.
»Es könnte eine interessante Spur sein«, meinte David. »Als Erstes müssen wir klären, warum die Pläne verworfen wurden und ob uns diese Information etwas nützt.«
»Du besuchst uns also nur so? Keine dramatischen neuen Entwicklungen?«, sagte Julie. »Schön, dass du dich immer noch so engagierst, David. Aber jetzt entschuldige mich bitte, ich wollte Dad noch nach Ablegern für meine Pflanztröge fragen.«
Julie leistete Paul im Garten Gesellschaft, bis ihre Mutter sie rief, weil David gehen wollte. Sie zog die Gartenhandschuhe aus und lief zur Verandatreppe. »War nett, dich mal wiederzusehen, David. Tut mir leid, aber ich musste meinem Vater helfen.«
»Ist schon gut. Übrigens habe ich eine Menge Fotos von unserer Reise. Von dir sind ein paar schöne
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