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Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Titel: Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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sehr komplizierte Frau.«
    »Es tut mir leid, dass ich so viel … Kummer verursacht habe. Ich hatte keine Ahnung, wie arg sie das alles mitgenommen hat.«
    »Ja. Ich wusste, dass ihr etwas auf der Seele lastet, und hatte gehofft, dass dein Besuch ihr hilft.«
    »Aber jetzt ist alles nur noch schlimmer geworden.«
    »Tja, die Sache hat sich zweifellos zugespitzt«, meinte Roland bedauernd. »Aber immerhin weiß ich jetzt, warum sie so unglücklich ist. Sie fühlt sich schuldig, weil sie nicht bei Philip war. Obwohl sie offensichtlich nichts dafürkonnte, wird sie von Gewissensbissen gequält. Und jetzt will sie keinesfalls, dass er aufs Internat geht. Damit tut sie ihm wirklich keinen Gefallen, aber anscheinend hat sie Angst, ihn aus den Augen zu lassen.«
    »So wird sie ihn nicht zurückgewinnen«, meinte Bette traurig. »Es ist wohl das Beste, wenn ich wegfahre. Vielleicht bessert sich ja das Verhältnis zwischen Philip und Margaret wieder, wenn ich von der Bildfläche verschwunden bin.«
    »Ich lasse dich nur ungern ziehen, Bette. Mir ist klar, wie gern du Philip hast, und ich hatte gehofft, dass es dir bei uns gefällt. Ob sich Margaret wirklich wohler fühlt, wenn du gefahren bist, bezweifle ich, weil ja die ganze Situation mit dem kommunistischen Terror, der Ausgangssperre und der unaufhörlichen Gewalt sehr belastend ist. Aber ich kann Margaret nicht von hier wegbringen, denn diese Plantage ist unsere Zukunft, unsere und die unserer Kinder.«
    »Mach dir keine Vorwürfe, Roland. Du warst großartig. Vielleicht reise ich ein bisschen, in Gebiete, wo es nicht so gefährlich ist. Jedenfalls möchte ich noch nicht gleich wieder nach Hause fliegen.«
    »Dann lass mich dir helfen. Fahr für eine Weile nach Kuala Lumpur oder nach Penang. Da ist es sicherer als auf dem Land. Außerdem haben wir gute Freunde dort. Bestimmt erinnerst du dich noch an einige von ihnen, sie würden sich freuen, wenn du sie besuchst. Weißt du noch, wie viel Spaß wir bei deinem ersten Besuch hatten? Oder du könntest dir Malakka ansehen, das ist historisch sehr interessant. Du als Künstlerin wirst da viel Neues entdecken. Und lernst neue Menschen kennen.«
    »Ja«, erwiderte Bette. »Ich hoffe, Philip wird die Gründe, warum ich weggehe, besser verstehen, wenn er älter ist.«
    »Das wird er ganz bestimmt«, entgegnete Roland resolut.
    »Ich würde gern mit ihm darüber reden und ihm erklären, warum ich meine Pläne ändere. Aber ich möchte nicht, dass er von den Problemen zwischen seiner Mutter und mir erfährt.«
    »Das ist sehr lieb und anständig von dir, Bette. Ich gebe dir die Adressen unserer Freunde in Penang und schreibe Ihnen, dass sie sich um dich kümmern sollen.«
    Vor ihrer Abfahrt nahm Bette Philip beiseite.
    »Philip, ich fahre morgen in aller Frühe. Ich möchte ein bisschen reisen und Freunde deiner Eltern besuchen. Manche kenne ich noch von früher. Ich glaube, mein Besuch bei euch hat bei deiner Mutter viele schlimme Erinnerungen geweckt.« Bette sah ihren Neffen an und lächelte. »In diesem Gefangenenlager war es manchmal ganz schön hart, richtig grauenhaft, aber ich erinnere mich auch, dass wir gelacht haben, Freunde hatten und uns umeinander gekümmert haben. Und wir beide hatten einander. Deine Mutter war ganz allein.«
    Philip nickte, er brachte kaum ein Wort heraus, aber schließlich sagte er: »Ich habe immer noch Lumpy. Meinen Elefanten.«
    Bette nahm seine Hand, und der große Junge sah plötzlich wieder aus wie das hilflose Kind, das sie in diesen entsetzlichen Kriegsjahren so liebgehabt hatte.
    »Ich gehe bald nach England. Aufs Internat.«
    Bette nickte. »Ja. Aber, Philip, deine Mutter braucht dich jetzt. Sag ihr, bevor du fährst, dass du sie liebhast. Sie wird dich schrecklich vermissen, wenn du fort bist. Wir beide werden einander immer nah sein, aber jetzt muss jeder sein eigenes Leben führen.«
    »Sie hat ja noch Caroline«, meinte Philip pragmatisch.
    »Ja. Und deinen Vater.« Sie ließ seine Hand los. »Sei großherzig und streng dich an. Das wirst du tun, ich weiß es. Und denk manchmal an mich.«
    »Ich werde dich nie vergessen, Bet-Bet.« Seine Augen standen voller Tränen.
    »Und ich werde immer stolz auf dich sein, Philip. Drück Lumpy von mir.« Mit einem Lächeln wandte Bette sich von dem Jungen ab, der ihr so viel bedeutete.
    Als der Fahrer den Wagen auf den Feldweg vor dem Garten lenkte, blickte Bette an dem soliden Kolonialbau hoch, den Eugene vor so vielen Jahren errichtet hatte.

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