Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)
selbst zurückgefunden«, sagte Roland. »Wahrscheinlich bist du einem Leguan begegnet. Die größeren Exemplare können ziemlich furchterregend aussehen.«
»Ich rufe meine Frau an und sage ihr Bescheid, dass alles in Ordnung ist«, meinte Broadstairs. »Möchten Sie in meinen Bungalow kommen? Die Damen sind sicher noch da.«
»Nehmen Sie es mir nicht übel, aber eigentlich lieber nicht«, antwortete Margaret. »Ich bin nicht ordentlich angezogen und außerdem ein bisschen mitgenommen. Bitte entschuldigen Sie mich bei ihr, und ich hoffe, wir können die Gastfreundschaft erwidern.« Dabei warf sie Roland einen Blick zu.
»Selbstverständlich. Kommen Sie doch heute Abend alle zum Dinner ins Smokehouse, Broadstairs. Ich gebe MacAllister gleich Bescheid«, sagte Roland.
»Eine glänzende Idee«, meinte Broadstairs.
»Habt ihr eure Partie zu Ende gebracht?«, fragte Margaret ihren Mann kleinlaut.
»Nein, ich fürchte nicht.«
»Ach, das ist alles meine Schuld! Ich möchte alle aufrichtig um Verzeihung bitten. Bitte geht doch und spielt eure Partie zu Ende. Wenn du mir nur einen Wagen besorgen könntest, der mich zum Hotel zurückbringt …«
»Meinst du wirklich, meine Liebe? Ich würde die Herrschaften aber auch nur ungern im Stich lassen.«
»Ich bestehe darauf. Ich nehme ein Bad und ruhe mich aus, und dann sehen wir uns alle am Abend.« Sie sah die Männer mit einem erschöpften Lächeln an.
»Geht in Ordnung, mein Chauffeur bringt Sie zurück«, erbot sich Broadstairs.
»Ich schlage vor, wir gehen direkt zum zwölften Loch, dann sind wir bald fertig«, meinte Broadstairs’ Matchpartner.
Als Roland ins Zimmer zurückkam, hatte Margaret gebadet, sich angekleidet, ein Sandwich gegessen, sich ausgeruht und wieder gesammelt. Jetzt konnte sie über ihr Missgeschick fast schon wieder lachen. Roland nahm sie fest in die Arme, und sie roch seinen Whiskyatem. Doch sie freute sich über seine Zuneigung und war erleichtert, weil er es ihr gar nicht übelnahm, dass sie beinahe seine Golfpartie ruiniert hatte.
»Du bist das Hauptgesprächsthema im Club! Alle stimmten darin überein, dass man sich auf diesen Wegen wirklich sehr leicht verlaufen kann, aber du hast allein wieder herausgefunden, ohne Hysterie und Tränen. Das ist durchaus eine Leistung, mein Schatz. Aber denk bitte daran, es ist gefährlich. Du darfst nicht so unvorsichtig sein.« Er strahlte sie an. »Wenn du nächstens spazieren gehst, bleib auf den Wegen und nimm dir jemanden mit. Ich hätte dich nicht allein lassen sollen. Das tut mir so leid.«
Insgeheim empfand Margaret Genugtuung über seine Zerknirschung, gab sich aber großmütig. »Ich bitte dich, Roland, das braucht dir doch nicht leidzutun. Ich bin untröstlich, dass ich dir deine Golfpartie mit diesen wichtigen Leuten verdorben habe.«
Roland zog sein Jackett aus und öffnete den Kragenknopf. »Ach, ist doch alles Quatsch. Vater arbeitet mit Broadstairs’ Firma zusammen, aber er und diese anderen Burschen sind ein bisschen bieder. Und ich habe heute lausig gespielt. Ich hätte also besser auf dich gehört und wäre hier bei dir geblieben.« Er umarmte sie. »Wollen wir noch ein bisschen kuscheln, bevor wir losgehen?«
Margaret stand auf. »Hast du nicht gesagt, dass wir mit den anderen um sechs verabredet sind? Bis du gebadet und dich angezogen hast … Treffen wir uns unten? Ich wollte noch ein bisschen in den Garten gehen.«
»Lauf aber nicht zu weit weg!«, sagte er, worauf sie beide lachen mussten.
Doch Margaret war verunsichert. In der Geborgenheit von Utopia würde sie sich hoffentlich sicherer fühlen. Die Wildheit und Fremdartigkeit dieser Landschaft, ihrer Menschen und ihrer Kultur kam ihr schon sehr gewöhnungsbedürftig vor.
Als sie endlich Utopia erreichten, war es dunkel. Zuvor hatten sie Winifred zu ihrem Schiff gebracht. Roland hatte ihr vorgeschlagen, ihre Reise noch ein bisschen auszudehnen und sich vielleicht Bangkok anzusehen, ehe sie nach Australien heimkehrte. Aber Winifred wollte nicht allein reisen und meinte, während Rolands und Margarets Flitterwochen hätte sie genügend exotische Orte gesehen.
Die Dunkelheit war beinahe physisch greifbar, feucht, drückend und schwer wie eine Decke. Margaret war während der Fahrt eingenickt und nun noch so schlaftrunken, dass sie den Lichtschein und das Stimmengewirr kaum wahrnahm, als Roland ihr aus dem Wagen half und den Leuten, die zur Begrüßung erschienen waren, Anweisungen gab.
Unter dem Säulenvorbau hing
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