Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)
dass ihre Lederschuhe und Gürtel teuer waren.
Die beiden strahlten und kamen mit ausgestreckter Hand auf sie zu. »Julie?«
Sie wünschte, sie hätte etwas Feineres angezogen, und nicht nur ihre weiße Baumwolljeans mit der weiten Bluse. »Das bin ich. Wer von euch beiden ist Shane, und wer ist Peter?«
»Ich bin Shane.« Der lockige, etwas ältere Bruder schüttelte ihr die Hand. »Und das ist Peter. Das Baby. Er ist zwei Jahre jünger als ich.«
»Die Bemerkung habe ich überhört«, sagte Peter. »Wir freuen uns sehr, dich kennenzulernen. Über den australischen Zweig unserer Familie wissen wir kaum etwas, das ist also wirklich großartig.«
»Ist das deine Tasche?« Shane nickte einem der Träger zu und deutete zur Tür. »Unser Wagen steht draußen. Die Fahrt nach Utopia dauert eine Weile, ist aber recht interessant. Und wir können gleich Neuigkeiten austauschen, ja?«
Als sie ins Freie trat, sah sie verblüfft einen eleganten brandneuen silberfarbenen Jaguar vor dem Eingang stehen. Ein indischer Fahrer stellte ihre Tasche in den Kofferraum, während ihr der Hotelportier die Wagentür aufhielt. Julie stieg ein und ließ sich auf weiche taubenblaue Ledersitze sinken, die einen typischen Neuwagengeruch verströmten. Peter setzte sich neben Julie, während Shane neben dem Fahrer Platz nahm.
»Das ist Ramdin. Er ist schon lange bei unserer Familie. Hamid, sein Großvater, war Fahrer von Urgroßvater Eugene«, erklärte Shane. Ramdin drehte sich um und strahlte Julie an.
Auf der dreistündigen Fahrt nach Norden erzählten die Elliott-Brüder von Utopia und schilderten ihre Versuche, auf der Plantage neue Wirtschaftsmethoden einzuführen. Sie erläuterten, dass sie einer internationalen Gruppe angehörten, die sich bemühe, den Standard der Plantagenbetriebe zu heben, um nachhaltiger und umweltfreundlicher zu arbeiten, gleichzeitig aber die Produktivität zu steigern und natürliche Lebensräume für Wildtiere zu erhalten.
»Wir beschäftigen heute mehr Arbeiter als in den Tagen meines Vaters und meines Großvaters«, sagte Shane. »Und wie wir sind mehrere Generationen von ihnen auf der Plantage groß geworden, also sind die Bäume, die Arbeiter und unsere Familie eng miteinander verflochten.«
»Wahrscheinlich ist es besser, wenn wir dich erst einmal herumführen, bevor wir erklären, wie alles funktioniert«, meinte Peter. »Zu Utopia und den verschiedenen Bereichen kann man eine Menge sagen. Wir haben das Unternehmen ein wenig in eine andere Richtung gesteuert, unseren Ertrag dank neuer Forschungs- und Entwicklungsergebnisse gesteigert – es geht also viel wissenschaftlicher zu als zu Zeiten unseres Vaters«, fügte er hinzu.
»Über Onkel Philip weiß ich nur sehr wenig«, sagte Julie. »Das liegt wohl daran, dass euer Vater hier aufgewachsen ist, während meine Mutter in Australien gelebt hat.«
»Unser Vater hat kaum über seine Schwester in Australien gesprochen«, erklärte Peter. »Wir haben nur erfahren, dass es zwischen unseren Großeltern ein Zerwürfnis gegeben hat. Ich vermute, dass man von unserem Vater als Jungen erwartet hat, hierzubleiben und den Familienbetrieb zu übernehmen.«
»Ich glaube, es lag am Krieg«, warf Shane ein. »Er hat das Leben vieler Menschen zerstört. Einfach traurig.«
»Es wäre interessant, die ganze Geschichte zu erfahren«, meinte Julie. »Wisst ihr denn irgendetwas über unsere Großtante Bette?«
»Leider nur sehr wenig. Als Dr. Cooper sich an uns gewandt hat, waren wir ziemlich erstaunt. Von ihren Abenteuern in Borneo haben wir erst durch ihn erfahren. Aber wenn du mehr über deinen Großvater wissen willst, könntest du seine Kriegserinnerungen lesen«, schlug Peter vor.
»Das klingt spannend.«
»Ist es auch, wenn du dich für seine Heldentaten erwärmen kannst«, meinte Shane.
»Und eure Eltern? Meine Mutter hat gesagt, es hat einen Unfall gegeben?«
»Eine Tragödie. Sie sind vor fünfzehn Jahren hier draußen bei einem Autounfall ums Leben gekommen«, sagte Peter.
»Ihr seid also beide hier aufgewachsen? Oder seid ihr im Ausland zur Schule gegangen wie euer Großvater und euer Vater?«, fragte Julie.
»Wir waren in England im Internat und haben in Frankreich an der Sorbonne studiert. Ich habe außerdem noch einen Gartenbaukurs in Holland besucht«, antwortete Peter. »Shane ist dafür etwas länger in Frankreich geblieben – dort hat er seine Frau Martine kennengelernt«, fügte er mit einem Lächeln hinzu.
»Und sie lebt auch auf
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