Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)
Wenn sie gebaut wird, könnte das einen Präzedenzfall für andere Viertel von Brisbane schaffen«, sagte David.
»Diese Botschaft müssen wir rüberbringen«, entgegnete Julie mit Nachdruck.
Während sie durch den belebten Garten schlenderten, wurde David nachdenklich. »Interessant ist, dass die Bezirksverwaltung ziemlich zurückhaltend auftritt. Sie behaupten, sie wären noch in Beratungen.«
»Beratungen? Mit wem? Jedenfalls nicht mit uns.«
»Möchtest du einen dieser selbstgemachten Fruchtsäfte probieren? Sieht köstlich aus.« David blieb an einem Stand stehen, der frisch gepressten Saft aus Mangos und anderen Tropenfrüchten anbot, die appetitlich in Körben präsentiert waren. Während sie an ihren Smoothies nippten und die Leute beobachteten, die ihren Spaß hatten und mit Freunden und Verwandten plauderten, sagte Julie: »Wenn es stimmt, was du sagst, dann haben sie das Thema vielleicht vertagt, bis sich die Lage beruhigt hat, und ich könnte mir eine Auszeit gönnen.«
»Warum nicht?«, meinte David. »Ich muss Brisbane auch verlassen. Die Arbeit ruft, aber ich glaube kaum, dass wir deswegen als Deserteure angesehen werden. Wo willst du hin?«
»Nach Malaysia.«
»Was? Wirklich!« David strahlte sie an. »Mein Revier. Hab ich dein Interesse angestachelt?«
»In gewisser Weise. Ich glaube sogar, dass ich dank dir auf die Idee mit dieser Reise gekommen bin«, begann Julie.
»Du wirst es nicht bereuen!«, rief David aufgeregt. »Ich würde dir gern Verschiedenes zeigen …«
»Mal langsam«, lachte Julie. »Meine Verwandten auf der Plantage Utopia haben mich eingeladen.«
»Shane und Peter Elliott?«
»Genau. Nachdem du sie nach Bettes Buch gefragt hattest, haben sie uns geschrieben und uns gebeten, sie zu besuchen. Meine Eltern wollen im Moment nicht fahren, aber meine Mutter hat mir Geschichten aus dem Leben meiner Großmutter als junge Ehefrau in Malaya erzählt. Gran hat Mum versichert, es seien ihre glücklichsten Jahre gewesen.«
»Hast du eine Ahnung, warum deine Tante Bette ein Buch über die Iban geschrieben hat?«
»Nein, nicht die geringste, weil meine Großmutter zu der Zeit nicht mehr mit ihr gesprochen hat.«
»Es ist also ein Rätsel?«
»Ja. Gran wollte Mum nicht erzählen, was passiert ist, nachdem in Malaya der Krieg ausgebrochen war. Da reißt die Geschichte praktisch ab. Jetzt bin ich natürlich neugierig auf die Familienplantage und möchte noch mehr über Bette erfahren, obwohl ich bezweifle, dass mir das gelingt.«
»Nach dem, was sie schreibt, muss sie ziemlich abenteuerlustig gewesen sein. Eine interessante Frau. Schade, dass du sie nie kennengelernt hast. War deine Großmutter wie sie?«
»Solange ich zurückdenken kann, hat meine Großmutter in diesem Haus gelebt. Sie war eine starke Persönlichkeit und hat kein Blatt vor den Mund genommen, war weder sentimental noch empfindlich. Aber über ihre Schwester weiß ich gar nichts. Gran hat kaum über sie gesprochen, nur kritische Bemerkungen und dunkle Andeutungen gemacht, sie sei verschwunden und hätte einen Chinesen geheiratet. Doch ich möchte wirklich gern hinfahren und sehen, wo meine Mutter geboren wurde.«
»Schon seltsam, dass eine Hälfte deiner Familie in Brisbane geblieben ist, während die andere in Malaysia lebt.«
Zwischen Malaysia und Brisbane wurden eifrig E-Mails ausgetauscht. Vorwiegend kümmerte sich Shane, der ältere der beiden Brüder, um den Kontakt. Er schrieb ein bisschen förmlich an Julie, gab ihr Informationen zur Reise, zur Geschichte der Plantage und schilderte, worauf sie sich einstellen musste.
Unser Alltag ist stark von der Arbeit geprägt, aber wir hoffen natürlich, dass wir Dir in der Umgebung einige Orte zeigen können, an denen unsere Großeltern öfter waren. Allerdings gibt es in der Nähe kaum »Glanzlichter«, also wäre es für Dich vielleicht interessant, noch andere Gegenden von Malaysia zu besuchen. Mein Bruder und ich holen Dich gern in Kuala Lumpur ab und bringen Dich nach Utopia. Ich habe Vorkehrungen getroffen, dass Du im Hauptgästehaus gleich neben uns untergebracht wirst. Wie schön, dass wir bei dieser Gelegenheit Informationen über unsere Familien austauschen können, wir freuen uns auf Deinen Besuch!
»Bist du sicher, dass du nicht mitkommen willst, Mum?«, hakte Julie noch einmal nach. »Schließlich bist du dort zur Welt gekommen, und deine Mutter hat ihre ersten Ehejahre auf der Plantage verbracht.«
»Nein, Liebes, im Moment nicht. Ich möchte die
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