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Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Titel: Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Peter. »Schließlich arbeiten sechstausend Menschen hier.«
    »Morgen führen wir dich herum. Heute haben wir die Haupteinfahrt genommen, damit du einen Eindruck von dem Anwesen bekommst. Normalerweise fahren wir hinten über den Hügel durch das Dschungelreservat, das geht schneller«, sagte Shane.
    »Das Grundstück der Familie liegt etwas abgelegen auf der ursprünglichen Besitzung, es sind aber mit dem Auto nur fünfzehn Minuten«, ergänzte Peter.
    Schweigend sah Julie aus dem Fenster, als sie an Gebäuden und endlosen Reihen angepflanzter Ölpalmen und dann an einer Siedlung vorbeikamen, die aus hübschen, weiß gestrichenen einstöckigen Reihenhäusern in Viererzeilen bestand.
    »Ziemlich gepflegt und modern«, stellte sie erstaunt fest.
    »Ja, seit der Zeit unseres Großvaters hat sich einiges getan«, sagte Shane. »Eine stabile, verlässliche Gemeinschaft führt dazu, dass sich die Arbeiter ins Zeug legen. Im Labor und in der Baumschule arbeiten auch viele Frauen. Andere sind als Reinigungskräfte oder Verkäuferinnen tätig oder gehen allen möglichen sonstigen Berufen nach.«
    »Sie brauchen das Gelände ja eigentlich kaum zu verlassen.« Julie überlegte, dass dies zwar paternalistisch, ja kolonialistisch wirken mochte, den Arbeitern aber wahrscheinlich genauso gelegen kam wie den Plantagenbesitzern. »Anscheinend haben ziemlich viele Leute Autos«, bemerkte sie, als sie vor einigen Häusern Carports mit Kleinwägen sah.
    »Ja. Seit Malaysia mit Proton eine eigene Automobilmarke hat, können sich mehr Leute einen eigenen Wagen leisten. Wir mussten also Carports anbauen lassen«, sagte Shane.
    »Nach Slim River ist es nicht weit, das ist eine größere Stadt mit guten Einkaufsmöglichkeiten«, erklärte Peter. »Utopia ist nicht so abgeschieden, wie es aussieht.«
    »Und die Zeiten ändern sich. Die jüngeren Leute, die eine bessere Ausbildung haben, Uni oder so, wollen nicht mehr hierher zurückkommen. Sie leben lieber in der Stadt und suchen sich dort Arbeit. Inzwischen stammen die meisten unserer Arbeiter aus Indonesien, nicht mehr aus Indien«, sagte Shane.
    »Aber«, fuhr Peter fort, »wir versuchen, den gut ausgebildeten Kräften eine Chance zu geben, hier zu arbeiten, so wie früher ihre Eltern. Wir beschäftigen sie im Büro, als Fabrikaufseher, in der Forschung und so weiter. Ich glaube, dass eine solche Umstrukturierung der Belegschaft, die ihre Wurzeln in den alten Familien hat, eine ganz natürliche Entwicklung ist.«
    Schließlich erreichten sie das alte Herrenhaus, das am Ende einer schmalen ungeteerten Straße lag. Das Gebäude wurde von großen Büschen und einem schönen Garten abgeschirmt. Der Wagen hielt vor einem hohen Säulenvorbau am Vordereingang.
    »Drinnen gibt es etwas Kaltes zu trinken, dann bringen wir dich zu unserem Gästehaus«, sagte Shane.
    Ramdin lächelte Julie an, als er ihr den Wagenschlag aufhielt. »Viel Vergnügen bei Ihrem Besuch, Mem.«
    Shane führte sie durchs Haus zu einer Glasveranda mit Blick auf den Garten und einen modernen Swimmingpool. Auf den ersten flüchtigen Blick sah Julie nur hohe Decken, Ventilatoren und Zimmer voller wuchtiger Möbel, die aussahen, als stünden sie schon seit Generationen hier. Es gab jedoch auch Modernes. Die Sessel auf der verglasten Veranda waren mit auffallenden Stoffen im skandinavischen Design bezogen, und die Zimmerpflanzen und Blumen befanden sich in großen leuchtend bunten chinesischen Keramiktöpfen. Eine schüchterne dunkelhäutige Malaiin stellte ein Tablett mit einem Krug frischen Limettensaft und Gläsern auf den Tisch. Sie warf Julie einen neugierigen Blick zu.
    »Was für ein schöner Raum«, bemerkte Julie.
    »Ja, wir haben ihn verglasen lassen«, sagte Shane. »Hier hat Martine für die Ausstattung gesorgt, aber sonst sieht das Haus noch weitgehend so aus, wie es unser Großvater und Urgroßvater hinterlassen haben. Komm, wir zeigen dir Urgroßvaters ganzen Stolz.«
    Julie folgte ihren Cousins den Korridor hinunter in einen Raum, der weniger Studierzimmer als Trophäenmuseum war. An den Wänden hingen Köpfe von Bären, Hirschen und von einem Tier, das Julie nicht kannte. Auf dem Boden lag ein Tigerfell. Sie sah sich gleichermaßen fasziniert wie entsetzt um.
    »Nicht gerade politisch korrekt, was?«, sagte Shane. »Aber andre Zeiten, andre Sitten. Großvater war auch ein begeisterter Jäger. Er hat diesen Tiger geschossen.« Dabei deutete er auf das Fell am Boden. »Ich glaube, es war in Tampin, bei Malakka.

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