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Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Titel: Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Utopia?«
    »Ja. Aber im Moment ist sie in England und besucht unsere Kinder. Danach will sie nach Frankreich zu ihrer Familie, aber sie kommt bald heim«, sagte Shane.
    »Bist du auch verheiratet, Peter?«, fragte Julie.
    »Nein, aber ich habe eine Freundin in Holland«, erwiderte ihr Cousin. »Ich wünsche mir ja, dass sie hierherzieht, aber sie findet, es ist ein bisschen … weit weg von Europa. Und sie hat eine sehr gute Stelle im Bereich Marketing und Promotion.«
    »Wirklich! Das ist auch mein Metier«, sagte Julie.
    »Aha. Dann kannst du dir vorstellen, wie viel sie immer um die Ohren hat und wie stark sie unter Druck steht«, meinte Peter.
    Sie fuhren über eine gut ausgebaute Landstraße. Staunend sah Julie überall ringsum, vom Straßenrand bis in die fernen Berge, ordentlich in kerzengerade Reihen gepflanzte Ölpalmen.
    Sie hielten in einem mittelgroßen Städtchen mit belebten kleinen Läden, Restaurants, Autowerkstätten, Verkaufsständen und Märkten, wo Julie erstmals einen Hauch von Exotik verspürte. Ramdin stellte den Wagen hinter einem kleinen Supermarkt ab, lehnte sich an die Fahrertür und zündete sich eine Zigarette an. Shane und Peter führten Julie in ein kleines Restaurant. Hier gab es saubere Toiletten, auch eine im westlichen Stil, wie Julie erleichtert feststellte. Das Loch zum Hinkauern auf einer gefliesten Plattform wirkte doch sehr unbequem. Dann nahm Julie mit den Brüdern an einem Tisch im Freien Platz, und Shane empfahl ihr, den Murtabak zu probieren.
    »Das ist eine Art gefüllter Hamburger, schmeckt köstlich. Am besten gießt du Currysauce darüber«, riet er ihr.
    »Wir haben uns überlegt, dass wir unterwegs nach Utopia haltmachen, und dir etwas zeigen, was von unserem Urgroßvater gebaut wurde«, sagte Peter.
    »Super. Was denn?«, fragte Julie.
    »Ein kleines Gebäude auf einem der ursprünglichen Anwesen.«
    »Während des Ausnahmezustands diente es einigen Briten als geheimer Treffpunkt«, ergänzte Peter.
    »Ich fürchte, in malaysischer Geschichte bin ich nicht sehr bewandert«, gestand Julie.
    »Gehen wir es lieber langsam an, statt dir jetzt eine Kurzfassung zu liefern«, meinte Shane. »Können wir los? Falls du Durst bekommst, Ramdin hat kaltes Mineralwasser im Wagen.«
    Schließlich bog der Wagen in eine Landstraße ab, die sich durch dichten Wald aufwärtsschlängelte, bis sie in eine Piste mündete. Auch von hier aus sah man, so weit das Auge reichte, nur mit Ölpalmen bepflanzte Hügel.
    Sie passierten ein durch zwei große Bäume markiertes Tor, fuhren über einen grasbewachsenen Hügel und hielten unter hohen Pinien an. Von hier bot sich ein spektakulärer Blick über die Pflanzungen und kleine Dschungelreste in der Ferne. An der Kante der Hügelkuppe stand eine schwere Holzbank, auf der man den überwältigenden Ausblick genießen konnte.
    Etwas zurückgesetzt befand sich ein weißes Kirchlein mit einem Dach aus verblichenen roten Ziegeln und einem gepflegten Vorgarten, an dem vorbei ein weiß gekiester Weg zur Tür führte.
    »Was für eine hübsche Kapelle!«, rief Julie. »Wird sie noch benutzt?«
    »Nur selten. Wir beide wurden hier getauft«, antwortete Peter. »Und Shane und Martine haben hier geheiratet. Sie waren die Ersten, die auf die Idee kamen.«
    »Und eure Kinder?«, wollte Julie wissen.
    Shane nickte. »Ja, die wurden auch hier getauft. Wie vermutlich auch deine Mutter. Das ist Familientradition.«
    Langsam ging Julie den Weg zur Kirchentür und überlegte, dass manche Orte, ob ein Haus oder eine Kirche, eine Bank auf einem Hügel oder eine ganze Plantage, einen in Kontakt mit der Vergangenheit bringen konnten. Das Haus ihrer Großmutter in Brisbane war für Julie mit ihren allerersten Erinnerungen verknüpft.
    »Ich frage mich, warum Roland Gran nicht hier geheiratet hat statt in der Kirche in Kuala Lumpur«, sagte Julie.
    »Bequemlichkeit. Ziemlich schwierig, all die Gäste hier heraufzulotsen«, meinte Peter.
    »Ja, vermutlich. Darf ich reingehen?«
    »Selbstverständlich.« Shane ging vor und entriegelte die schwere Eingangstür.
    In der Kirche mit den weiß gestrichenen Wänden war es überraschend kühl. Durch das Buntglasfenster über dem kleinen Altar fiel Sonnenlicht herein und malte Farbtupfer auf die alten Holzbänke. Trotz seiner Abgeschiedenheit war die Atmosphäre in dem Kirchlein warm und freundlich.
    Dann bemerkte Julie die alten Familienfotos, die unter einem kleinen geschnitzten Kreuz an der Wand hingen. Auf einem davon

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