Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)
löste sich in Nichts auf. Und an ihre Stelle
trat nicht Erleichterung, nein, John erschrak über sich selbst ... Er empfand
Wut. Wut darüber, dass ... ja, warum, fragte er sich. Dass er zu Emma nicht wie
ein Held zurückkehren konnte? War er denn wirklich so kleingeistig?
Niedergeschlagen ließ er sich auf einen Stein sinken und blickte dem Tross
entgegen. Er hatte nicht einmal mehr die Kraft, umzukehren, vorauszueilen und
Emma die gute Nachricht zu bringen.
Irgendwann wurde Paul
auf ihn aufmerksam. John beobachtete, wie er stehen blieb und heraufstarrte.
John hob die Hand und winkte. Eine Viertelstunde später konnte er Pauls Gesicht
erkennen. „Was machen Sie da oben, John?“, rief Paul ihm zu. „Ich habe Sie
gesucht. Wo waren Sie denn?“ Paul wartete mit der Antwort, bis sie näher
gekommen waren. Als er noch etwa dreißig Meter von John entfernt war, fragte
er: „Wo ist Emma?“ „Beim Wagen.“ Paul wollte stehen bleiben, aber das Kamel
hinter ihm drängte ihn weiter vorwärts. „Sie haben Sie allein gelassen?“ John
hatte es sich mit seiner Entscheidung nicht leicht gemacht, und nun stellte
Paul es so hin, als habe er etwas vollkommen Törichtes getan. Aufgebracht
erwiderte er: „Sie wollten doch schon längst zurück sein!“ Paul schenkte seinem
Einwand keine Beachtung. „Sie haben Sie wirklich allein gelassen!“ Empört
schüttelte er den Kopf. Sein kupferrotes Haar war wie ein lodernder Busch. Er
musste seinen Hut verloren haben. „Hätten wir warten sollen, bis wir verdurstet
sind?“, gab John zurück, wütend über sich selbst, weil er sich Paul gegenüber
rechtfertigte. Paul musterte ihn. „Wenn ihr etwas zugestoßen ist, John, sind
ganz allein Sie dafür verantwortlich!“ Egal, was er, John, jetzt gesagt hätte,
es hätte Paul nur noch wütender gemacht. „Was haben Sie sich nur dabei gedacht?
Sie sollten doch bei ihr bleiben!“
Jetzt konnte John sich
nicht mehr zurückhalten. „Und Sie, wo waren Sie?“, schrie er Paul an. „Warum
kommen Sie erst jetzt?“ Er merkte, dass er seinen Hals vorgereckt hatte, wie
ein wütender Hund. Aber er schämte sich nicht dafür. Paul holte Luft und sagte
dann mit viel ruhigerer Stimme, während er über seine Schulter zeigte: „Das
Wasserloch, von dem Hassan gesprochen hatte, war ausgetrocknet, da mussten wir
zum nächsten ziehen.“
John sah zu Hassan, der
neben Paul stand und auch ein Kamel an einem Seil führte. Hinter seiner starren
Miene glaubte John Verachtung zu erkennen. Schnell wandte er sich ab ... Er war
mit Paul noch nicht fertig. „Warum ist nicht einer von Ihnen zurückgekommen?
Wir wussten nicht, ob Ihnen etwas passiert ist! Es hätte ja sein können, dass
sie nicht mehr zurückkommen!“ Seine Stimme war wieder lauter geworden: „Ihrer
Frau geht es sehr schlecht! Warum sind nicht wenigstens Sie zurückgekommen?“ Paul schüttelte den Kopf und lächelte müde.
Johns Wut loderte weiter auf. „Was hätten Sie davon gehabt, John? Ich hätte
kein Wasser mitgebracht.“ Ihren Beistand, wollte John sagen, ihren Händedruck,
ihre Nähe ... Und er spürte Emmas Hand in seiner, hörte ihren Atem in der
langen Nacht unter dem Wagen ... Aber er sagte nichts, sah nur in Pauls Augen,
die so blau waren wie der Himmel. Nein, Paul würde es nicht verstehen. Paul
hielt seinem Blick stand. „John, Sie sind wirklich ein Kleingläubiger“, sagte
er , und in seiner Stimme lag Enttäuschung. „Warum haben Sie nicht auf Gott
vertraut?“ Er runzelte die Stirn, blickte John noch immer kopfschüttelnd in die
Augen und sagte leise: „Gott ist mit uns. Warum, John, warum können Sie nicht glauben ?“
Wie ein Fausthieb trafen
John diese Worte, nahmen ihm den Atem ... und die Sprache. Er taumelte und
suchte in wütender Verzweiflung nach einer Erwiderung. Er hätte sich am
liebsten auf seinen Widersacher gestürzt, ihn verprügelt, doch er wusste, auch
dabei würde er den Kürzeren ziehen. So stand er nur da, bis er endlich seine
Sprache wieder fand. „Warum sind Sie so sicher, Paul, Gottes Plan zu kennen?
Vielleicht hat er einen ganz anderen Weg für Sie vorgesehen, als Sie es
erwarten?“
Er war selbst erstaunt
über die Klarheit und Schärfe, mit der er dies ausgesprochen hatte. Und er
hatte erreicht, dass Paul nicht länger überheblich lächelte. Dieser musterte
ihn nur noch, und sagte schließlich gepresst: „Wir sollten keine Zeit verlieren
und uns auf den Rückweg machen.“ Dann
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