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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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löste sich in Nichts auf. Und an ihre Stelle
    trat nicht Erleichterung, nein, John erschrak über sich selbst ... Er empfand
    Wut. Wut darüber, dass ... ja, warum, fragte er sich. Dass er zu Emma nicht wie
    ein Held zurückkehren konnte? War er denn wirklich so kleingeistig?
    Niedergeschlagen ließ er sich auf einen Stein sinken und blickte dem Tross
    entgegen. Er hatte nicht einmal mehr die Kraft, umzukehren, vorauszueilen und
    Emma die gute Nachricht zu bringen.

    Irgendwann wurde Paul
    auf ihn aufmerksam. John beobachtete, wie er stehen blieb und heraufstarrte.
    John hob die Hand und winkte. Eine Viertelstunde später konnte er Pauls Gesicht
    erkennen. „Was machen Sie da oben, John?“, rief Paul ihm zu. „Ich habe Sie
    gesucht. Wo waren Sie denn?“ Paul wartete mit der Antwort, bis sie näher
    gekommen waren. Als er noch etwa dreißig Meter von John entfernt war, fragte
    er: „Wo ist Emma?“ „Beim Wagen.“ Paul wollte stehen bleiben, aber das Kamel
    hinter ihm drängte ihn weiter vorwärts. „Sie haben Sie allein gelassen?“ John
    hatte es sich mit seiner Entscheidung nicht leicht gemacht, und nun stellte
    Paul es so hin, als habe er etwas vollkommen Törichtes getan. Aufgebracht
    erwiderte er: „Sie wollten doch schon längst zurück sein!“ Paul schenkte seinem
    Einwand keine Beachtung. „Sie haben Sie wirklich allein gelassen!“ Empört
    schüttelte er den Kopf. Sein kupferrotes Haar war wie ein lodernder Busch. Er
    musste seinen Hut verloren haben. „Hätten wir warten sollen, bis wir verdurstet
    sind?“, gab John zurück, wütend über sich selbst, weil er sich Paul gegenüber
    rechtfertigte. Paul musterte ihn. „Wenn ihr etwas zugestoßen ist, John, sind
    ganz allein Sie dafür verantwortlich!“ Egal, was er, John, jetzt gesagt hätte,
    es hätte Paul nur noch wütender gemacht. „Was haben Sie sich nur dabei gedacht?
    Sie sollten doch bei ihr bleiben!“
    Jetzt konnte John sich
    nicht mehr zurückhalten. „Und Sie, wo waren Sie?“, schrie er Paul an. „Warum
    kommen Sie erst jetzt?“ Er merkte, dass er seinen Hals vorgereckt hatte, wie
    ein wütender Hund. Aber er schämte sich nicht dafür. Paul holte Luft und sagte
    dann mit viel ruhigerer Stimme, während er über seine Schulter zeigte: „Das
    Wasserloch, von dem Hassan gesprochen hatte, war ausgetrocknet, da mussten wir
    zum nächsten ziehen.“
    John sah zu Hassan, der
    neben Paul stand und auch ein Kamel an einem Seil führte. Hinter seiner starren
    Miene glaubte John Verachtung zu erkennen. Schnell wandte er sich ab ... Er war
    mit Paul noch nicht fertig. „Warum ist nicht einer von Ihnen zurückgekommen?
    Wir wussten nicht, ob Ihnen etwas passiert ist! Es hätte ja sein können, dass
    sie nicht mehr zurückkommen!“ Seine Stimme war wieder lauter geworden: „Ihrer
    Frau geht es sehr schlecht! Warum sind nicht wenigstens Sie zurückgekommen?“ Paul schüttelte den Kopf und lächelte müde.
    Johns Wut loderte weiter auf. „Was hätten Sie davon gehabt, John? Ich hätte
    kein Wasser mitgebracht.“ Ihren Beistand, wollte John sagen, ihren Händedruck,
    ihre Nähe ... Und er spürte Emmas Hand in seiner, hörte ihren Atem in der
    langen Nacht unter dem Wagen ... Aber er sagte nichts, sah nur in Pauls Augen,
    die so blau waren wie der Himmel. Nein, Paul würde es nicht verstehen. Paul
    hielt seinem Blick stand. „John, Sie sind wirklich ein Kleingläubiger“, sagte
    er , und in seiner Stimme lag Enttäuschung. „Warum haben Sie nicht auf Gott
    vertraut?“ Er runzelte die Stirn, blickte John noch immer kopfschüttelnd in die
    Augen und sagte leise: „Gott ist mit uns. Warum, John, warum können Sie nicht glauben ?“
    Wie ein Fausthieb trafen
    John diese Worte, nahmen ihm den Atem ... und die Sprache. Er taumelte und
    suchte in wütender Verzweiflung nach einer Erwiderung. Er hätte sich am
    liebsten auf seinen Widersacher gestürzt, ihn verprügelt, doch er wusste, auch
    dabei würde er den Kürzeren ziehen. So stand er nur da, bis er endlich seine
    Sprache wieder fand. „Warum sind Sie so sicher, Paul, Gottes Plan zu kennen?
    Vielleicht hat er einen ganz anderen Weg für Sie vorgesehen, als Sie es
    erwarten?“
    Er war selbst erstaunt
    über die Klarheit und Schärfe, mit der er dies ausgesprochen hatte. Und er
    hatte erreicht, dass Paul nicht länger überheblich lächelte. Dieser musterte
    ihn nur noch, und sagte schließlich gepresst: „Wir sollten keine Zeit verlieren
    und uns auf den Rückweg machen.“ Dann

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