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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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sie sie hypnotisieren. All ihre verbliebenen Kräfte
    sammelten sich, doch sie sah keinen Ausweg. Sie konnte nicht fliehen, und sie
    hatte keine Waffe. „Vater unser, der du bist im Himmel ...“, murmelte sie, „...
    dein Reich komme ...“ Die schwarze Schlange kam weiter auf sie zu. „... dein
    Wille geschehe ...“ Sie fürchtete sich vor dem Biss, vor dem Schmerz und vor
    dem qualvollen Tod, den Krämpfen, der Atemlähmung. „... und vergib uns unsere
    Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern ...“ Nur noch ein halber Meter
    trennte sie jetzt von der Schlange. „... sondern erlöse uns von dem Übel ...“
    Auf einmal hielt die
    Schlange inne. Sie schien sich neu zu orientieren. Da, sie kroch weiter nach
    rechts, zu Emmas Hand, die sie auf die Erde gestützt hatte. „Vater unser ...“
    Die Schlange ließ ihre Zunge vorschnellen und berührte die feuchte Stelle, an
    der das Wasser des umgefallenen Trinkbechers eingesickert war. Sie zog ihren
    Körper nach ... und rollte sich auf dem Wasserflecken zusammen, eine
    Fingerlänge von Emmas Hand entfernt. Emmas Atem stockte. Wenn sie jetzt
    zusammenzuckte, würde das ihren Tod bedeuten ... Vielleicht sollte sie sterben.
    Aber welchen Sinn hätte dann ihr kurzes Leben gehabt? „Herr“, murmelte sie,
    „mein Leben liegt in deiner Hand. Ist das die Strafe für meine unlauteren
    Gefühle? Wenn du mir eine Prüfung geschickt hast, dann lass sie mich bestehen
    ...“

11
    Ein paarmal hatte er
    sich umgedreht, hinuntergesehen auf den Wagen, der dort, vor dem Hintergrund
    der gelben Ebene und unter der Weite des Himmels, wie ein Mahnmal für die an
    der Kraft der Natur gescheiterte menschliche Kläglichkeit wirkte. Doch er ließ
    sich nicht lange von solchen Gedanken aufhalten. Für ihn galt nur noch ein
    Ziel: den schmalen Durchgang zwischen den Bergspitzen zu erreichen, Wasser zu
    finden und damit zu Emma zurückzukehren. Noch immer spürte er ihre Lippen auf
    den seinen ... Nein, er durfte jetzt nicht daran denken, und auch nicht daran,
    was Hassan und Paul geschehen sein könnte! Er setzte einen Schritt vor den
    anderen, immer weiter hinauf, über die steinige Erde.
    Als er endlich oben
    stand, im Schatten einer Bergspitze, sah er hinunter, doch ein Fels versperrte
    ihm den Blick zum Wagen. Aber er wusste, Emma wartete dort auf ihn, und er
    durfte keine Zeit verlieren. So angetrieben, taumelte er erschöpft und
    schwindlig vor Durst über den Pfad zwischen den mächtigen Bergspitzen hindurch.
    Schroff und scharf hob sich das verwitterte Gestein vom inzwischen tiefblauen
    Himmel ab. Wie winzig kam er sich vor! Und welch ein Blick bot sich ihm auf der
    anderen Seite! Eine tiefe Demut erfasste ihn angesichts dieser Weite. Durch die trockene Ebene wand sich ein
    grünes Band von Büschen und Bäumen. Das musste das Bett des Finke River sein.
    Er führte seit Jahren kein Wasser, doch unter der Erde war genügend
    Feuchtigkeit gespeichert, sodass die Bäume mit ihren langen Wurzeln Wasser
    fanden. Hin und wieder blitzte in der Nähe des Flussbetts ein silbriger Flecken
    auf, Wasserlöcher, zwar nicht groß, aber für ihr Vieh sicher ausreichend. Und
    dann, am Horizont, erstreckte sich weit nach Westen hin der rötlich schimmernde
    Gebirgszug der MacDonnell Ranges. Dort hinten musste Stuart liegen und weiter
    westlich Neumünster, dort wären sie endlich am Ziel! Ein erhebendes Gefühl
    überkam ihn. In zwei oder drei Tagen wären sie in Stuart und dann ein, zwei
    Tage später in Neumünster. Neumünster ... Wie würden sie dort zusammen leben?
    Er wischte die Bedenken beiseite. Gott würde ihnen den Weg weisen. Seine
    Energien kehrten zurück. Er musste Wasser finden. Alles andere würde sich
    ergeben. Sein Blick glitt suchend den Abhang hinunter. Er konnte die Spuren der
    Tiere und des Wagens deutlich erkennen. Der Sandsturm hatte diese Seite des
    Berges nicht erreicht.
    Als er zwischen
    Felsbrocken, die verstreut herumlagen, als seien sie einem Riesen auf seinem
    Weg aus der Tasche gefallen, zur Ebene abstieg, dachte er an die Stelle in der
    Bibel, in der Moses auf einem Berg Wasser findet. Aber ich bin nicht Moses,
    sagte er sich und bat Gott dennoch um seine Hilfe.
    Zuerst erblickte er zwei
    Kamele, dann erkannte er auch ihre Führer, Hassan und Paul. Und dann sah er die
    anderen Kamele, die hinter ihnen hertrabten, Kanister auf ihren Rücken
    geschnallt. In diesem Augenblick geschah etwas Seltsames mit ihm. Die Energie,
    die er gerade noch gespürt hatte,

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