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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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des Oberdecks und auch von der Brücke her fiel
    goldenes Licht. Sie hörte das Krächzen der Möwen, die ihre Fahrt begleiteten.
    Wäre Paul jetzt bei ihr, hätte dieser Streit sie nicht getrennt, sie wäre in
    diesem Moment glücklich gewesen. Sie ging nach vorn und sah zu, wie der
    glänzende Bug der Britannia durchs
    Wasser pflügte und weiße Gischt aufschäumte. Sie hatte sich schon an das
    unablässige Vibrieren der Planken unter ihren Füßen gewöhnt, es beruhigte sie
    inzwischen sogar. Es bewies ihr, dass sie in Bewegung waren, dass es vorwärts
    ging, dass sie nicht stillstanden.
    Die Nacht war klar, und
    das Licht des Halbmondes reflektierte silbrig auf dem nachtdunklen Meer. Dort,
    wo die portugiesische Küste sein musste, glaubte sie winzige Lichter leuchten
    zu sehen. Bald würden sie Europa weit hinter sich gelassen haben. Ob sie jemals
    wieder zurückkäme?
    Aus dem Saal drang immer
    noch Tanzmusik. Jetzt machte sich der Wein bemerkbar. Etwas Weiches, Warmes
    breitete sich in ihrem Innern aus. Es fühlte sich angenehm an. Sie durfte
    keinen Wein mehr trinken. Paul wollte es nicht. Und sie? Was wollte sie? Sie
    sah hinauf in den Sternenhimmel und summte die Musik aus dem Speisesaal mit.
    Doch schon hörte sie Schritte und sah jemanden auf sich zukommen. Ein Mann
    stellte sich wenige Schritte von ihr entfernt an die Reling und blickte aufs
    Meer. Emma hörte auf zu summen, lauschte aber weiter der Musik. „Tja“, sagte
    der Mann auf einmal, „ist es nicht verrückt, der kürzeste Weg zu sich selbst
    führt um die Welt!“ Er lachte. „Oh, verzeihen Sie, ich habe mich gar nicht
    vorgestellt: Max Jacobs.“ Er war ein wenig größer als sie, wirkte drahtig und
    trug einen perfekt sitzenden dunklen Anzug. Sein helles Haar schimmerte fast
    weiß im Mondlicht. Sie erinnerte sich nicht, ihn schon einmal gesehen zu haben.
    Aber bei über achthundert Passagieren war das kein Wunder. Vielleicht reiste er
    erster Klasse und seine Kabine lag ein Deck höher als ihre. „Emma Schott“,
    antwortete sie höflich, aber knapp. „Sehr erfreut. Frau oder Fräulein Schott?“
    Er hatte ein glattes Gesicht und ein spitzbübisches Lächeln, das Emma
    normalerweise nicht mochte, aber jetzt, jetzt lenkte es sie von ihren
    schwermütigen Gedanken ab. „Frau.“
    „Schade.“ Er lachte gut
    gelaunt. Sie lachte nun auch und merkte, dass es ihr gut tat. Ihre Hände
    klammerten sich fester an das Geländer. Der Wind wehte ihr ins Gesicht und
    zupfte Strähnen aus ihrem festen Knoten. Die Musik wechselte, die Kapelle
    spielte einen neuen Charleston. „Haben Sie schon Delfine gesehen?“, fragte er.
    „Gestern haben uns welche eine ganze Weile lang begleitet. Sie scheinen sich
    über schwimmende Ungetüme wie unser Schiff zu freuen. Vielleicht machen sie
    sich ja auch über uns lustig, wer weiß das schon?“ „Sie meinen, Delfine können
    lachen?“ Was redete sie da? Es musste am Wein liegen. Sie war doch sonst nicht
    so. „Oh, das könnte ich mir durchaus vorstellen. Auch Delfine brauchen ihren Spaß!“,
    erwiderte er. Sie lachte. Wie gut das tut, dachte sie. Eine Weile schauten sie
    angestrengt aufs Meer. Doch es zeigte sich nichts, was selbst bei allergrößter
    Phantasie an einen Delfin erinnerte. „Wie vertreiben Sie sich die Zeit hier auf
    See? Man kann ja nicht den ganzen Tag essen und aufs Meer schauen“, fragte er.
    „Ich lese.“ Sie wagte einen kurzen Blick zu ihm. Er hielt sich wie sie an der
    Reling fest und ließ sich den Wind ins Gesicht blasen. Sein glattes mondweißes
    Haar, das sicher blond war, denn er wirkte noch sehr jung, wehte ihm dabei ins
    Gesicht. „Und Sie?“ Oh.“ Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ich
    versuche, kluge Dinge zu schreiben. Was mir aber immer schwerer fällt, je
    länger ich an Bord bin. Die Gedanken werden träger.“ Er zeigte aufs Meer. „Da,
    sehen Sie?“ Tatsächlich konnte sie im Gegenlicht des Mondes auf dem silbrig
    glänzenden Meer eine Wasserfontäne erkennen. „Ob das ein U-Boot ist?“, fragte
    sie. Er lachte. „Sollte etwa ein neuer Krieg ausgebrochen sein, ohne dass man
    uns davon unterrichtet hat? Vielleicht ist es aber auch nur ein Wal.“ Sie ließ
    sich für Augenblicke von seiner Unbeschwertheit anstecken. Sie wollte den Abend
    mit den Friedrichs vergessen, und auch ihre Fragerei und Pauls Verstimmung
    wollte sie weit hinter sich lassen. Doch immer wieder wurde sie von der
    Erinnerung daran eingeholt. Er stand jetzt näher bei ihr, und

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