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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Grund getauft haben, hatte sie gedacht und Petrus von diesem Augenblick an
    anders gesehen. Anders ... als jemand Besonderen.
    Er trug heute ein Hemd
    über der Hose, das er bis zum Hals zugeknöpft hatte. Sein orangefarbenes
    Haarband hatte er weit hinaufgeschoben, sodass seine hohe Stirn auffiel.
    Während er weder Emma noch Amboora ansah, nickten seine beiden Frauen ihnen zu.
    Sie arbeiteten sehr gewissenhaft im Garten, und Emma hatte schon einmal daran
    gedacht, der hochschwangeren Mani eine leichtere Arbeit zu geben. Doch Mani
    schien die Arbeit nichts auszumachen, sie schwatzte fröhlich dabei und lachte
    ... und hatte einen gesegneten Appetit.
    Nur wenige Meter hinter
    Petrus und seiner engsten Familie folgten die anderen, schweigend und in
    feierlicher Langsamkeit. Auch One Leg auf seinen Krücken war dabei. Bis auf
    zwei Männer und eine Frau trugen alle Kleider, und diese drei waren schnell
    versorgt. Nur der Älteste fehlte, fiel Emma auf, und Wirinun, der Medizinmann.
    Als die Letzten an Emma und Amboora vorbeigegangen waren, gingen sie selbst
    hinein, und Emma schloss die Tür. Welch einen anderen Anblick bot die Kirche
    nun: Das Holzkreuz hing wieder an der Wand über dem Altar, und von der
    blutroten Schrift war nichts mehr zu sehen. Eric hatte gute Arbeit geleistet.
    Die Kirche war nicht länger ein leerer Raum, nein, jetzt war sie belebt mit
    Menschen, die auf Bänken saßen und in stiller Spannung nach vorn blickten, wo
    Paul in schwarzem Talar sie auf Aranda begrüßte. Nach der Begrüßung schlug Paul
    die Bibel auf und begann, auf Aranda zu predigen. Sie selbst verstand noch
    nicht genug von der Sprache, doch hin und wieder schnappte sie einige Begriffe
    auf. Plötzlich nahm sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr. In der Tür
    stand der Medizinmann, nur mit einem Grasgürtel bekleidet. Wie war er
    hereingekommen? Sie hätte es doch hören müssen, wenn er die Tür aufgemacht
    hätte. Er stand einfach nur da, unbeweglich, mit herabhängendem Armen, den
    Blick auf Paul gerichtet. Er setzte sich nicht zu den anderen auf eine der
    Bänke, nein, er blieb stehen, da, in der Tür.
    Paul musste ihn bemerkt
    haben, aber er ließ sich nichts anmerken. Er sprach weiter mit seiner klaren,
    deutlichen Stimme, und auch wenn Emma nicht verstand, was er da auf Aranda
    sagte, so zweifelte sie doch nicht daran, dass es etwas Beeindruckendes sein
    musste, denn die Menschen waren so still, wie sie sie noch nie erlebt hatte.
    Emma bemühte sich, den Medizinmann nicht weiter zu beachten, doch sie hatte das
    Gefühl, dass auch die anderen ihn bemerkt hatten. Hin und wieder warf jemand
    einen verstohlenen Blick zur Tür. Paul schloss mit dem Vaterunser auf Aranda,
    und Emma beobachtete, dass Petrus die Lippen bewegte und offenbar den Text
    mitsprach. Paul wünschte ihnen Frieden und erinnerte sie daran, dass es Arbeit
    gegen Essen gäbe und dass er sich freuen würde, wenn sie alle am nächsten Sonntag
    wieder in die Kirche kämen.
    Emma stand auf, um die
    Tür zu öffnen, und bemerkte überrascht, dass die Tür offen stand und der
    Medizinmann verschwunden war. Er musste lautlos davongeschlichen sein. Als sie
    vor die Kirche ins Freie trat, konnte sie ihn nirgends sehen. In stiller
    Ergriffenheit verließen die Menschen die Kirche, und Emma nickte ihnen
    freundlich zu, wenn sie an ihr vorbeigingen. Der erste Gottesdienst war ein
    Erfolg gewesen! Sie war sicher, die Menschen würden am nächsten Sonntag wieder
    kommen. Paul trat ins Freie und blinzelte in die Sonne. Auf seinem Gesicht lag
    ein nachdenklicher Ausdruck. „Du hast es geschafft, dass sie fast alle gekommen
    sind.“ Sie sah zu ihm auf. Er lächelte kurz ... und bitter. „Ja, ich habe ihnen
    vorher ein Stück Fleisch versprochen.“ „Na und, das ist doch ein Anfang!“ Warum
    sollte er sie nicht mit einer kleinen Belohnung locken? „Trotzdem: Du hast die
    Menschen berührt! Wie ergriffen sie alle waren!“ Würde er sie jetzt endlich in
    die Arme nehmen und für ein paar Augenblicke das Glück, das sie empfand, mit
    ihr teilen? Jetzt, nachdem er seine Aufgabe so wunderbar gemeistert hatte? Er
    nickte langsam, doch sein Blick ging nicht zu ihr sondern zu den Hütten.
    Dass er sich so
    nachdenklich und abwesend verhielt, ärgerte sie. Und am meisten ärgerte sie
    sich über sich selbst und über ihre wohl nie versiegende Hoffnung, dass Paul
    sich ändern würde. Warum nur konnte sie nicht endlich aufhören, seine Liebe
    einzufordern? Er stemmte die

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